
Bewertung: 4 / 5
Willkommen auf Erde-828. Dies ist der Ort im großen weiten MCU, an dem zum inzwischen dritten Mal in den letzten 20 Jahren versucht wird, Marvels berühmte erste Familie vernünftig und erfolgreich auf die große Leinwand zu bringen. Doch dieser Versuch ist anders, denn dieses Mal durfte Marvel Studios endlich selbst eine Verfilmung in Angriff nehmen. Und dass sie immer noch die besten darin sind, ihre eigenen Figuren und Geschichten auf die Leinwand zu bringen, beweisen sie hier eindrucksvoll. Denn The Fantastic Four - First Steps ist mit Leichtigkeit die beste bisherige Verfilmung geworden, und dies mit einem Twist, den so wohl niemand kommen sah: Man verzichtet komplett aufs MCU. Hä? Wir erklären es gleich.
The Fantastic Four - First Steps Filmkritik
Wir befinden uns auf Erde-828, einer von den 1960er Jahren inspirierten retro-futuristischen Welt. Dies ist die Heimat der Fantastic Four, den größten Helden und Beschützern der Welt: Reed Richards/Mr. Fantastic (Pedro Pascal), Sue Storm/Die Unsichtbare (Vanessa Kirby), Johnny Storm/Die menschliche Fackel (Joseph Quinn) und Ben Grimm/Das Ding (Ebon Moss-Bachrach). Zusammen stellen sie sich jeder Bedrohung. Doch jetzt müssen sie sich ihrer bisher größten Herausforderung stellen, als sie gezwungen werden, ihre Rollen als Superhelden mit der Stärke ihrer Familienbande in Einklang zu bringen, um die Erde vor einem gefährlichen Weltraumgott namens Galactus (Ralph Ineson) und seiner rätselhaften Begleiterin Silver Surfer (Julia Garner), zu verteidigen. Und wenn Galactus‘ Plan, den gesamten Planeten und jeden, der darauf lebt, zu verschlingen, nicht schon schlimm genug wäre, wird es plötzlich auch noch sehr persönlich.
Trailer zu The Fantastic Four - First Steps
Aller guten Dinge sind vier, könnte man in diesem Fall wohl absolut gerechtfertigt sagen. Denn dies ist der inzwischen vierte Film der Fantstic Four und der erste, der wirklich den Kern der Vorlage trifft und als absolut gelungene Verfilmung angesehen werden kann. Zum allerersten Mal bekommen wir Marvels erste Familie so präsentiert, wie es sich viele Fans wohl schon seit Jahren wünschen.
Doch es war ein langer Weg bis dahin. Bereits 2005 versuchte 20th Century Fox die vier Helden auf die Leinwand zu bringen. Herausgekommen sind zwei zwar einigermaßen unterhaltsame Filme, jedoch konnten sie nie wirklich überzeugen oder gar an dem herankommen, was die Vorlage verspricht. 2015 erfolgte dann ein versuchter Reboot, erneut von Fox, jedoch ging dieser Versuch komplett baden. Ein paar Jahre darauf gingen die Filmrechte endlich wieder an Marvel Studios zurück und die Hoffnung bei den Fans war groß, dass sie es endlich richtig hinbekommen würden. Jedoch war zunächst noch etwas Geduld gefordert, denn man ließ sich bei der Entwicklung dieses für Marvel wichtigen Films Zeit. Immerhin ging es darum, eine ihrer größten Marken überhaupt endlich ins MCU zu bringen. Mal abgesehen von den Avengers-Filmen ist dies wohl das größte Marvel-Ereignis seit dem MCU-Auftritt von Spider-Man.
Wird der finale Film dem denn auch gerecht? Marvels Version der Fantastic Four dürfte vermutlich nicht alle, aber doch viele Fans zufriedenstellen. Mit Leichtigkeit ist The Fantastic Four - First Steps die mit großem Abstand bisher beste Verfilmung der Comicvorlage geworden. Der Film sieht toll aus, macht eine Menge Spaß und hat im Kern ein Team, dem man zu jeder Sekunde die Familie abnimmt.
Vor allem zwei Entscheidungen dürften zum erfolgreichen Ergebnis beigetragen haben. Da wäre zum einen das retro-futuristische 60er-Jahre-Setting. Der Film hat dadurch einen einzigartigen Look, der ihn deutlich von allen anderen MCU-Filmen (oder generell Comicverfilmungen) abhebt.
Und dann wäre da die Sache, die wohl viele überraschen dürfte: The Fantastic Four - First Steps kommt komplett ohne jeglichen MCU-Verweis aus. Es gibt keinerlei Cameos oder sonstige Verknüpfungen zu irgendetwas in Verbindung mit dem MCU. Gar nichts. Außer, dass wir uns auf Erde-828 befinden, einem Teil des Multiversums. Aber das werden auch nur Kenner wissen. Für alle anderen ist das wie Mittelerde, eine Fantasiewelt, in der es Superhelden gibt. Die einzigen Verweise oder Anspielungen, die man hier vorfindet, sind welche, die sich auf das Comicuniversum der Fantastic Four selbst beziehen. Etwas, womit Fans der Comics sicher viel Spaß haben dürften.
The Fantastic Four - First Steps steht somit komplett für sich alleine. Und wir fanden dies nicht nur fantastisch, sondern sogar irgendwie erfrischend. Es ist eine Weile her, dass so ein Film schlicht für sich stand. Gerade dadurch kann Marvel Studios hier wieder all seine Stärken ausspielen.
Damit zeigt The Fantastic Four - First Steps aber auch, woran es zuletzt vor allem, aber nicht nur, bei Marvel und dem MCU krankte. Alles musste stets mit allem verbunden sein oder auf ein kommendes Event hinarbeiten. Dann hier noch Figuren aus anderen Filmen oder Serien einbauen und komplett ist das Chaos, bei dem niemand mehr durchblickt oder gar noch Lust verspürt, sich die ganze Arbeit zu machen, sich alles anzugucken. Denn das war es zuletzt, Arbeit.
Captain America - Brave New World war wahrlich nicht perfekt, aber immerhin ein Schritt wieder auf den richtigen Weg. Dasselbe gilt für Thunderbolts*. Doch mit The Fantastic Four - First Steps kehrt endlich wieder der große Spaß zurück ins MCU. Hier ist keine Vorarbeit nötig. Tatsächlich braucht man vorab nicht einen einzigen MCU-Film hierfür gesehen zu haben. Reingehen, Popcorn holen, Spaß haben. So, wie Kino sein soll. Und so, wie das MCU einst war und jetzt vielleicht wieder sein wird.
Und bevor jetzt die ersten aus dem Kino kommen und widersprechen, weil es eben doch hier und da mögliche Verweise gibt: Dies sind Verweise, die in Zukunft sicherlich Verknüpfungspunkte zum MCU darstellen werden, es aber hier im Film eben nicht tun und dahingehen auch nicht als solche Auffallen.
Ihr merkt es vielleicht schon, natürlich versuchen wir uns inhaltlich zurückzuhalten. Auf ein paar Dinge möchten wir dennoch gerne eingehen, die euch verdeutlichen sollen, warum der Film so gut funktioniert und warum The Fantastic Four - First Steps für uns schon jetzt einer der besten MCU-Einträge überhaupt ist.
Da wäre zum einen das tolle World-Building. Ja, wir befinden uns hier auf einer anderen und für uns fremden Erde, mit einem ebenfalls neuen Team aus Helden. Doch der Film benötigt nur fünf Minuten, um dem Zuschauer diese Welt und ihre Helden auf eine tolle und gelungene Art und Weise vorzustellen. Man bekommt auf diese Weise sogar die Origin-Story der Fantastic Four noch einmal erklärt, ohne dass es eine Origin-Story ist. Es macht Sinn, wenn ihr es seht. Und nach diesen fünf Minuten gibt es keine Fragen mehr, und man ist mittendrin im Film. Dies erklärt auch, warum der Film nur eine schlanke und sehr angenehme Laufzeit von 115 Minuten hat.
Der Kern des Films sind natürlich die Fantastic Four. Und dank eines sehr gelungenen Castings funktioniert dieses Team wunderbar miteinander. Die Familie nimmt man ihnen zu jeder Zeit ab und die Chemie untereinander ist wirklich toll. Bis auf ihren Hausroboter Herbie gibt es auch sonst keine großen Nebencharaktere oder Sidekicks neben ihnen, sodass der Fokus des Films die ganze Zeit auf dieser Familie ruht. Eine Familie, mit der man verdammt viel Spaß hat, da sie auch untereinander viel Spaß miteinander haben und man dies als Zuschauer spürt.
Natürlich sind es alles vier sehr unterschiedliche Charaktere, aber wo andere Filme stets versucht haben, das Drama und Konflikte auch innerhalb dieser Familie zu suchen, macht The Fantastic Four - First Steps genau das nicht und zeigt damit auch, dass so ein Vorgehen nicht nötig ist und nur unnötig Zeit stiehlt. Dadurch, dass man hier darauf verzichtet und die Fantastic Four als intakte und gut zusammenarbeitende Familie zeigt, bekommt man auch zum ersten Mal einen Eindruck davon, warum dies Marvels erste Familie ist. Und abgesehen davon ist es einfach schön, mal eine Familie oder ein Team zu sehen, das schlicht gut zusammenpasst und gut zusammenarbeitet. Dadurch wird The Fantastic Four - First Steps sogar zu einem Feel-Good-Film, der einem eine sehr positive Stimmung vermittelt.
Vom Hauptcast möchten wir gar nicht jemanden besonders hervorheben. Pedro Pascal, Vanessa Kirby, Joseph Quinn und Ebon Moss-Bachrach überzeugen alle in ihren Rollen und sie alle bekommen auch im Film genug zu tun. Jeder von ihnen bekommt seine ganz persönlichen Momente. Erneut ein Vorteil, wenn man nicht etliche Charaktere versucht in einen Film zu quetschen.
Doch wir sehen auch mögliche Kritikpunkte. Für manche dürfte der Fokus etwas zu sehr auf das Familiäre der Fantastic Four liegen und zu wenig auf ihre Heldentaten. Wenngleich wir sie auch immer mal wieder in Aktion sehen, übertreibt es der Film mit Actionszenen aber auch nicht und hält sich hier eher zurück. Wenngleich wir dies als sehr angenehm empfunden haben, können wir uns gut vorstellen, dass dies gerade heutzutage für einige Zuschauer zu wenig Action und Spektakel ist.
Ähnlich verhält es sich mit dem großen Bösewicht des Films, Galactus. Er ist toll umgesetzt und endlich auch so, wie man ihn aus den Comics her kennt. Doch der Film geht mit seinen Auftritten behutsam um. Auch hier könnte es manch einem zu wenig sein. Vergleichen wir dies jedoch mit so manch enttäuschendem over-the-top-Spekatkel der letzten Jahre, so ist weniger manchmal eben doch mehr.
Auch der berühmte Silver Surfer hat nicht die große Rolle inne, die viele sich vermutlich gewünscht haben. Ja, hier könnten wir wohl am ehesten verstehen, wenn einige doch leicht enttäuscht das Kino verlassen.
Natürlich dürfen auch die berühmten Post-Credit-Szenen nicht fehlen und selten wurden sie so mit Spannung erwartet, wie in diesem Fall. Inhaltlich werden wir natürlich nichts verraten. Nur, dass es zwei gibt, wie mittlerweile fast üblich. Sitzen bleiben lohnt sich aber nicht nur deswegen, denn kurz vor der finalen Post-Credit-Szene erfährt man noch, welch schönen Grund es gab, diesen Film auf Erde-828 spielen zu lassen.
Fazit
Marvels first Family feiert ein fantastisches MCU-Debut. Die Geduld der Fans hat sich wirklich gelohnt, mit The Fantastic Four - First Steps ist ein sehr unterhaltsamer retro-Sci-Fi-Abenteuerfilm gelungen, der gerade auch mit seinem speziellen Look zu punkten weiß und sich dadurch auch von anderen Comicverfilmungen abhebt. Ein Film, der sich komplett auf sich konzentriert und durch die Abwesenheit des MCUs zu einem seiner besten Einträge seit Jahren wird, wenn nicht gar überhaupt.
Gerade Fans der Fantastic Four werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Marvel Studios gelingt es, den Comic mit viel Liebe und so manchen tollen Verweisen auf die Leinwand zu zaubern. Mit The Fantastic Four - First Steps zeigt man endlich, warum dies Marvels erste Familie ist, warum sie so wichtige Helden sind und was für ein Potenzial in der Vorlage für weitere Filme liegt. Wir können es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Wenn es nach uns geht, kann Avengers - Doomsday jetzt gerne kommen.
