Bewertung: 3 / 5
Ganze vier Jahre ist es her, dass wir George Clooney zuletzt in einem Kinofilm sehen durften, damals in Jodie Fosters Money Monster. Und drei Jahre, als er zuletzt Regie führte. Einerseits verwundert dies, müsste man doch annehmen, dass George Clooney einer der gefragtesten Schauspieler Hollywoods ist. Doch anderseits könnte man fragen, warum der Mann sich überhaupt noch mit so etwas wie Filmen abgibt, hat er doch 2017 seine einst selbst gegründete Tequila-Marke für eine stolze Milliarde Dollar verkauft. Er könnte Hollywood für immer den Rücken kehren und müsste nie mehr etwas anderes tun als die schöne Aussicht am Comer See zu genießen. Wenn er also für einen Film vor die Kamera zurückkehrt und sogar die Regie übernimmt, dann muss das doch ein ganz besonderes Projekt sein, oder?
The Midnight Sky Kritik
Nach einer globalen Katastrophe lebt ein einsamer Wissenschaftler (Clooney) zurückgezogen auf einer Forschungsstation in der Arktis als vermeintlich letzter überlebender Mensch auf der Erde. Als sich eine Crew von Astronauten auf der Rückreise von einer Mission befindet, versucht er alles, um sie vor den Bedingungen auf der Erde zu warnen...
Trailer zu The Midnight Sky
George Clooney und sein beinahe schon biblischer Bart, allein dafür lohnt sich ein Blick! Doch auch sonst weiß er schauspielerisch zu überzeugen. Man leidet in seinem Kampf gegen die eigene körperliche Schwäche und die Widrigkeiten der Arktis mit. Warum er dies so glaubwürdig rüberbringt, liegt an seiner Hingabe für die Rolle: Im Vorfeld der Dreharbeiten nahm er einiges an Gewicht ab. Eventuell sogar etwas zu viel und zu schnell, denn die Konsequenz daraus war der Weg ins Krankenhaus und das kurz vor Drehbeginn. Dort diagnostizierte man bei ihm Pankreatitis. Es werden daher bei weitem nicht die angenehmsten Dreharbeiten für Clooney gewesen sein. Dass er gleichzeitig noch in seinem angeschlagenen Zustand Regie führte, nötigt einem durchaus Respekt ab. Zu wenig Einsatz und Leidenschaft kann man ihm also gewiss nicht vorwerfen.
Auch inszenatorisch beweist Clooney, dass er durchaus weiß, was er da tut. Die Bilder sowohl in der eisigen Arktis als auch die Aufnahmen im Weltraum können sich sehen lassen. Solche Aufnahmen gehören eigentlich ins Kino. Das Problem dabei ist, dass man das alles so schon mal gesehen hat und Clooney einem auch nahezu nichts Neues anbietet. Dies fällt leider umso stärker auf, da er selbst im Vorfeld seinen Film als eine Mischung aus The Revenant und Gravity beschrieb. Und ja, man sieht durchaus die Parallelen und Einflüsse dieser Werke auf The Midnight Sky. Jedoch schafft es der Film zu keiner Zeit, an diese großen Vorbilder heranzureichen. Gerade die Szenen im Weltraum erinnern von Umsetzung und Stil stark an Gravity, sie erreichen jedoch nie dessen meisterhafte Wucht. Es fehlt einfach etwas.
Leider gilt dies auch für den Rest des Films. Zu vieles bleibt im Dunkeln, viele Fragen sind am Ende noch offen. Auch die beiden parallel laufenden Geschichten wollen lange Zeit nicht so richtig zusammenpassen, wodurch kein harmonisches Gesamtbild entsteht. So schön die Weltraumaufnahmen auch sind, so wenig passiert im Grunde auf dem Raumschiff und auch die Crew rund um Kyle Chandler und Felicity Jones gibt nicht allzu viel her. Lange Zeit fragt man sich, warum man sich überhaupt mit ihnen beschäftigen muss, statt sich auf Clooneys harten Überlebenskampf zu konzentrieren. Auch die Auflösung am Ende lässt einen nur wenig zufrieden zurück.
Alles in allem ist George Clooney ein solides Science-Fiction-Drama mit wunderschönen Bildern gelungen. Der große erhoffte Wurf ist The Midnight Sky jedoch nicht geworden. Dafür fällt der Film im Vergleich zu seinen Vorbildern einfach zu sehr ab und auch die Story vermag nicht vollends zu überzeugen. Wer jedoch ohnehin Netflix hat, der macht mit dem Film auch nicht allzu viel falsch.