Bewertung: 4 / 5
Auch Amazon Prime hat mit One Night in Miami... einen Oscaranwärter zu bieten, und dem merkt man schnell an, dass hier ein Theaterstück verfilmt wurde: Denn die What if-Story spielt sich nicht nur in grob einer Nacht, sondern auch größtenteils in den vier Wänden eines Hotels ab. Wie gut uns das Kammerspiel über eine fiktive gemeinsame vor allem Debatten-Nacht von Malcolm X, Muhammad Ali, Jim Brown und Sam Cooke gefallen hat, erfahrt ihr in unserer Kritik.
One Night in Miami... Kritik
Damit haben wir die Story auch schon grob beschrieben: denn was käme wohl dabei heraus, wenn die Ikonen Malcolm X (Kingsley Ben-Adir), Muhammad Ali (Eli Goree), Jim Brown (Aldis Hodge) und Sam Cooke (Leslie Odum Jr.) zusammenkämen und über ihre Rolle in der Bürgerrechtsbewegung und die kulturellen Umwälzungen der 60er Jahre diskutieren würden?
Trailer zu One Night in Miami...
Satte 110 Minuten Debatte, okay, mit ein paar auflockernden Randszenen auch mal außerhalb des Hotels in der fiktiven One Night in Miami... herum, da könnte man befürchten, es wird dröge - aber keineswegs! Die Laufzeit spürt man nicht, weil die Diskussionen und dabei sich entwickelnden Emotionen, Streitigkeiten sich langsam aber sicher hochschaukeln und einen tatsächlich dabei gekonnt in den Bann ziehen.
Ist es nicht oft so, dass man oberflächlich Bewegungen erst einmal sehr einseitig und einhellig wahrnimmt? Erst die tiefere Auseinandersetzung offenbart auch die internen Diskussionen, Uneinigkeiten, Grabenkämpfe um Rollen und Funktionen im Geschehen, die nicht selten auch mal eine Bewegung oder sonstige auf ein Ziel ausgerichtete nur scheinbar homogene Masse zum Erliegen gebracht haben.
Historisch sind wir nun nicht bewandert genug, wie korrekt die Biografien der vier Hauptcharaktere und realhistorischen Personen mit eingeflochten wurden, hier mögen andere ihr Urteil fällen. Uns haben die verschiedenen Perspektiven fasziniert, die zu dem Thema eröffnet wurden, und vor allem die Darsteller-Leistung in den Bann gezogen, allen voran Kingsley Ben-Adir als Malcolm X und Eli Goree als Cassius Clay aka Muhammad Ali. Auch die anderen beiden spielen hervorragend, vor allem der dafür auch nominierte Leslie Odum Jr. als Sam Cooke hat eine tolle Streitszene mit Malcolm X - aber inszenatorisch bezüglich Screentime steht schon das zuerst genannte Duo etwas mehr im Vordergrund.
Kingsley Ben-Adir spielt jedoch so viele emotionale Facetten aus und hat im Verlauf dabei so hoch intensive Szenen, die einen echt packen - dafür wäre eine Oscarnominierung durchaus ebenfalls verdient gewesen. Jedoch dürfte der Film generell auch stark mit Ma Rainey’s Black Bottom in Konkurrenz treten als ebenfalls Theaterstück-Verfilmung, der auch weitaus mehr Nominierungen vorzuweisen hat.
One Night in Miami... ist ein gelungenes und spannendes Polit-Kammerspiel, das sich faszinierend um vier realhistorische Größen dreht, deren reales Aufeinandertreffen vielleicht spannender kaum hätte ablaufen können - wer weiß das schon. Die What if-Story jedenfalls fesselt ungemein - klare Empfehlung.