Bewertung: 2 / 5
28 Wochen ist das sogenannte Wutvirus in der Welt. Die Menschen wurden in Zombies verwandelt, die NATO versucht England neu zu bevölkern. Dazu gründen sie einen Distrikt, der Flüchtlinge unter die Aufsicht des Militärs stellt. So auch Andy (Mackintosh Muggleton) und Tammy (Imogen Poots), die Kinder des Distriktverwalters Don Harris sind. Es gelingt den Geschwistern bald zu ihrem Elternhaus durchzudringen und dort finden sie ihre totgeglaubte Mutter Alice (Catherine McCormack) vor.
Sequels, die gefundene Goldgrube des Erfolgs. Eine Fortsetzung zu einem sicheren Hit, ist wohl das, was man mit Abstand am liebsten im kommerzialisierten Kinomarkt produziert. Etliche Personen und Kritiker haben sich mit dem Phänomen befasst und kommen alle zu den gleichen Erkenntnissen: Wenige Geschichten sind auf Fortsetzungen ausgelegt. Noch wenigere sind wirklich gut und in den meisten Fällen geht es dann schon lange nicht mehr um die Kunst, sondern eben um den Kommerz. Ja, auch der Kinomarkt muss von etwas leben und sich generell Fortsetzungen zu verschließen, daß hat auch etwas versnobtes. Nun kann man aber fragen, ob nach 28 Days Later (2002) wirklich ein 28 Weeks Later folgen musste. Es ist eine Geschmacksfrage, die sich eben damit befasst, wie dieses Franchise Zombies versteht. Ja, daß ist auch Kindergartenkram, aber die Zombies sind hier schnell, gefährlich und unterdessen bleiben sie absolute Nebensache. Stattdessen befasst sich auch diese Fortsetzung damit, wie Familien und Zweckfamilien in der Post-Apokalypse zu überleben versuchen. Hier geht es darum, die ehemaligen Strukturen wieder aufzubauen und es hat den Anschein, als habe die Menschheit langsam aber sicher wieder die Kontrolle über das britische Festland. Das Militär hat sich durchgesetzt und die Menschen beginnen mit der Wiederbevölkerung der großen Insel.
28 Weeks Later überrascht damit, daß er keineswegs überrascht und keineswegs irgendeine neue Erkenntnis mit Figuren in sich birgt. Da bleiben Figuren Metaphern für eine Welt, die dem Abgrund gerade noch einmal so entkommen konnte. Wieder spielt das Militär hier eine zentrale Rolle, doch bleibt auch dort im Vergleich eher undefiniert. Und so mäandert 28 Weeks Later um die wirklich brennenden Fragen herum. Eigentlich stellt der Film auch so gar keine und zentralisiert abermals der Familienzusammenkunft und kümmert sich dabei um interne Konflikte. So geht es hier um Familienvater Donald Harris der zu Beginn des Films mit seinen Kindern die Flucht ergreift und dabei seine eigene Frau im Stich lässt. Nun kann man sich natürlich etwas darauf einbilden, wenn man das gesamte Szenario analysiert. Ein Mann, der in Panik seine eigene Frau im Stich lässt, der versucht nur für seinesgleichen Schutz zu suchen. Daß kommt natürlich einer Entmenschlichung nahe und zeichnet das Bild eines Menschen, der im Angesicht der Katastrophe voller Panik das Falsche tut. Hierbei spielt der Film natürlich auf gewisse postheroische Eigenschaften des Menschen an und verwandelt den Heroen klassischer Heldenreisen in eine moralisch zwielichtige Figur. Nun mag das dem Widersprechen, was man aus dem pathetischen Hollywood-Kino kennt und dennoch bleibt es auch im weiteren Verlauf einfach nur eine in den Raum gestellte Antithese, die besagt, daß auch Menschen böse sein können.
Nicht gerade aufschlussreich und darunter leidet das Werk auch generell, weil ansonsten nicht viel passiert. Klar, daß fügt sich zu dem ohnehin nervigem Bild, was man hier von Zombies präsentiert und dennoch langweilt 28 Weeks Later damit, daß er nichts zu erzählen hat. Und interessanterweise spielt auch 28 Weeks Later entgegen seines Vorgängers mit einigen Dingen, die diesem eben nicht gleichen. Waren es im Original noch ein teils unanschaubare Bilder, so inszeniert Juan Carlos Fresnadillo seine Fortsetzung auf Hochglanz und am Puls der Zeit. Frech könnte man behaupten, der Film zeichne sich als Grafik-Update und Erläuterung von Andeutungen im Original ab. Ja, die Bilder sind natürlich gehaltvoller und unterdessen präsentiert der Film den Zerfall einer Gesellschaft, die immer noch versucht, sich zu erhalten und immer wieder neu zu formieren. Das ist Genre-Konform und gemessen am „Hype“ des Zombie-Genres innerhalb der 2000er und 2010er Jahre dennoch keineswegs überraschend. Wie auch schon der Vorgänger arbeitet sich der Film in gewisser Weise am Krieg, im Besonderen am Irak-Krieg ab und zeigt damit das Militär in seiner militantesten Form. Auch das ist für pazifistisch geprägte Werke, von denen es hoffentlich mehr als kriegstreiberische gibt, kein Neuland und so kann man hier erschrocken feststellen, daß der Film zu keiner originellen Überlegung kommt, die tatsächlich Substanz aufweist. Ob ich nun schnelle oder langsame Zombies habe, ist egal, wenn ich ansonsten nichts beizutragen habe.
Ein ebenso klassisches Thema ist der geführte Nationalismus jener Zombie-Dystopien. Normal mag das patriotische ja eher den Amerikanern zuzuschreiben zu sein und dennoch fällt auf, daß so ziemlich jedes Endzeit-Szenario in globaler Hinsicht immer von diesem einen Land berichtet, daß sich noch gegen die Apokalypse wehrt. In diesem Fall natürlich die ehemalige Großmacht Großbritannien und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt.
Wenig aufschlussreich, noch weniger originell als der Vorgänger und unglaublich wenig unterhaltsam regt 28 Weeks Later zum Gähnen in jeder Minute an. All diese vertanen Minuten lassen einen mitunter recht nachdenklich zurück. Nicht über diesen Film, aber sehr wohl darüber, was man mit seiner Zeit doch alles hätte anfangen können.
