Bewertung: 2.5 / 5
Es gibt Regisseure, die bleiben sich treu und widmen einen großen Teil ihrer Zeit einem Genre. Was einem Neill Blomkamp die Science Fiction ist, ist Mike Flanagan das Horrorgenre. Nachdem er in der Vergangenheit mit Filmen wie Oculus erste Gehversuche machte, hat er so langsam den Dreh raus. Erst kürzlich überraschte er uns mit Ouija 2 - Ursprung des Bösen und nun kommt auch noch Before I Wake in die Kinos. Letzterer erscheint zwar später, ist technisch gesehen aber vor Ouija 2 entstanden, was auch erklären mag, warum sich Before I Wake wie ein kleiner Rückschritt anfühlt, obwohl es eigentlich bergauf geht.
Mark (Thomas Jane) und Jessie (Kate Bosworth) haben noch immer den tragischen Tod ihres Sohnes nicht überwunden, da bekommen sie die Möglichkeit, als Adoptiveltern für den kleinen Cody (Jacob Tremblay) Ordnung in ihren und seinen Alltag zu bringen. Cody, der schon mehrere Pflegefamilien kennengelernt hat, entpuppt sich als freundlicher kleiner Junge, der aber Angst vorm Einschlafen hat. Ist es eine seltene Gabe, die ihn die Nacht und die Träume fürchten lässt? Je länger Cody bei seinen neuen Eltern ist, desto mehr seltsame Vorkommnisse gibt es in der Nacht. Erst sind es wundervolle Ereignisse, die stattfinden, die jedoch von Mal zu Mal düsterere Züge annehmen...
Trailer zu Before I Wake
Before I Wake Kurzkritik
Grundsätzlich wird Before I Wake falsch beworben, denn hinter dem augenscheinlich reinrassigen Horrorfilm versteckt sich viel eher ein als Mystery-Thriller verpacktes Drama. Die interessante, wenn auch nicht schockierende Auflösung gibt dem Film eine interessante Note. Wenn es Regisseur Mike Flanagan irgendwann gelingt, noch etwas mehr Struktur und Logik in seine Filme zu bringen, dann wird er auch irgendwann einen überdurchschnittlichen Horrorfilm drehen. Die Zutaten dafür sind auch in Before I Wake zu finden, nur die handwerkliche Umsetzung benötigt noch Zeit und Geduld. Etwas mehr Hingabe bei der Erstellung des Drehbuchs und der Aneinanderreihung der Szenen, dann klappt es. Stimmungsvoll und immer wieder gruselig ist Before I Wake auf jeden Fall geworden.
Before I Wake Langkritik
Es sind die Grundzutaten vieler Horrorfilme und hier erfindet auch Mike Flanagan mit Before I Wake das Rad nicht neu. Traumatisierte Menschen finden sich in einer neuen Lebenssituation wieder und was anfänglich wie das große Glück auf Erden aussieht, entpuppt sich irgendwann als neue schreckliche Erfahrung in ihrem Leben, die es zu überwinden gilt. In diesem Fall sind sowohl Adoptiveltern als auch Adoptivsohn traumatisiert, womit wir bereits eine explosive Mischung haben, machen wir hier doch den Bock zum Gärtner, denn wer will hier wen heilen?
Die vereinzelt eingestreuten Horrorelemente sind vor allem dem Bereich Jumpscares zuzuordnen, verfehlen ihre Wirkung aber nicht. Flanagan hat sich für eine sehr ruhige Erzählweise entschieden, weswegen diese Momente wie Leuchttürme in der Nacht hervorstechen. Dennoch reicht dies nicht aus, den Film über Durchschnitt hinauszuheben. Es sind die vielen kleinen Fallstricke, die Before I Wake immer wieder seiner Qualität berauben. Vor allem der Handlungsverlauf trägt hierzu bei, der zumeist extrem ruhig vonstatten geht, dann aber immer wieder sprunghafte Züge annimmt, weswegen die Spannungskurve nicht langsam zunimmt, sondern immer wieder einzelne Ausschläge hat.
Unnötig und störend sind auch viele unlogische Momente in der Handlung, die vor der Kamera nicht thematisiert werden, obwohl offensichtlich. Wieso fallen immer nur Pflegefamilien Codys Besonderheiten auf? Wie kommt ein kleines Kind an starke Schlafhemmer? Warum spielt Kate Bosworth dafür wie eine Schlaftablette? Hinzu kommt die immer wieder erschreckende Botschaft in vielen Filmen, dass Väter eigentlich unwichtig sind. Zwar ist das Casting von Bosworth und Jane unglücklich, da die nötige Chemie zwischen den beiden nicht vorhanden ist, aber selbst als Mark spurlos verschwindet, ist von Jessie keine Trauer zu spüren. Die Botschaft: Hat eine Mutter erst ein Kind, ist ein Mann sowieso nicht mehr nötig. Ein solches in Filmen gezeigte Rollenbild ist weder feministisch noch modern, es ist ganz einfach diskriminierend.
Regisseur Flanagan hatte wirklich alles gehabt: Eine gute Storyidee mit einem tollen kleinen Star, gespielt von Jacob Tremblay, aber den vielen Macken nicht die nötige Aufmerksamkeit zu widmen, ist leichtsinnig. Vor allem da diese mit ein wenig Feinschliff am Drehbuch alle in kürzester Zeit hätten behoben werden können. So bleibt nur durch die Idee erzeugte Stimmung bestehen, wenn am Ende der Vorhang fällt.