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Belfast

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Belfast Kritik

Belfast Kritik

Belfast Kritik
0 Kommentare - 26.02.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Belfast" ist.
Belfast

Bewertung: 4 / 5

Im Sommer 1969 lebt Buddy (Jude Hill) als Sohn einer typischen Arbeiterfamilie in der nordirischen Hauptstadt. Seine Kindheit ist sehr glücklich, selbst wenn sein Vater (Jamie Dronan) oft unterwegs ist. Aufgezogen wird er von seiner Mutter (Caitriona Balfe), ebenso wie seine Großeltern Granny (Judi Dench) und Pop (Ciarán Hinds) ihn unterstützen. Daher besucht Buddy oft das Kino und bildet sich voller Begeisterung.

Kenneth Branagh ist einer der ganz großen Künstler unserer Zeit. Ein britischer Mime, dessen schauspielerisches Talent durch die vielseitigsten Rollen in Filmen wie Harry Potter und die Kammer des Schreckens (2002), Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat (2008), Mord im Oirent-Express (2017), aber auch Tenet (2020) bereits mehr als erwiesen ist. Tatsächlich machte sich der irische Künstler, vor allem aber einen Namen durch das, wodurch sich eben viele Künstlerinnen und Künstler im Vereinigten Königreich einen Namen machten: Shakespeare. Übersetzt die Urform des Dramas und wahrhaftige Kunst. Nun tritt Kenneth Branagh mit Belfast etwas zurück und übernahm „nur“ Regie, Drehbuch und Produktion von dem Werk über das Aufwachsen eines Jungen in einer politisch hoch angespannten Zeit. Die Gruppe ist gespalten, weil es einen großen Anteil katholischer, wie aber auch evangelischer Einwohner gibt, die sich salopp gesagt einfach nicht leiden können. Für Menschen, die sich in religiösen Konflikten nicht wiederfinden, ist dieser Streit natürlich erstmal sehr fern. Dabei liegt das Hauptaugenmerk von Belast nicht einmal auf dem eigentlichen Konflikt, sondern auf dem Heranwachsen von Buddy, der bedingt durch die finanzielle Not, in der seine Familie steckt, auch seinen Vater nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Überdies wird er primär von seiner Mutter und seinen Großeltern aufgezogen.

Trailer zu Belfast

In den letzten Jahren scheint der Coming-of-Age-Film eine Art Revival im Kino zu erleben. Denn während man natürlich argumentieren könnte, daß er nie ganz weg war, fällt schon auf, daß neben den John Green-Verfilmungen Das Schicksal ist ein mieser Verräter (2014) und Margos Spuren (2015), über Boyhood (2014), bishin zu Mainstreamproduktionen wie zumindest Spider-Man: Homecoming (2017), Spider-Man: Far From Home (2019) oder noch Jojo Rabbit (2019) der Blick auf die Adoleszenz wieder mehr und mehr an Bedeutung im Kino gewinnt. Dabei gelingt Kenneth Branagh etwas, an dem die meisten Künstlerinnen und Künstler immer wieder zu scheitern scheinen. Er wählt die Perspektive eines Kindes nicht einfach nur, sondern erzählt auch die Geschichte und das Leben seiner Hauptfigur aus diesem Kontext heraus. Da gibt es natürlich große Unruhen, doch Belfast schafft es diese, trotz ihrer Schwere nie aus einem analytischen oder gereiftem Standpunkt heraus zu erklären. Den Großteil des Filmes verbringt der Zuschauer damit, die Probleme und Sorgen seiner Hauptfigur in Kontext zu den übergeordneten politischen, wie auch finanziellen Situationen zu stellen. Dabei entsteht zudem eine Nahbarkeit, die man oft in diesen sehr emotional aufgeladenen Geschichten vermisst. Branagh nutzt dabei das, was bei großen Filmpreisverleihungen immer wieder gut ankommt, er wirft nämlich einen Blick zurück. Dabei kann man dem Film natürlich den Vorwurf machen, er sei klassisches Oscar bait und dieser Vorwurf ist auch nicht komplett von der Hand zu weisen.

Aber was man in solchen Momenten eben auch nicht vergessen darf ist, daß nicht jeder Oscar bait so aufdringlich ist, wie in etwa Silver Linings (2012) oder Green Book – Eine besondere Freundschaft (2018). Denn Belfast erzählt ganz nebenbei auch eine Geschichte über die Tatsächlichsten aller Probleme von sozialen Unterschichtlern. Es geht darum, wie man sein Leben finanzieren kann. Es geht darum, wie man die Familie versorgt, wie man für die Gesundheit oder den Erhalt sorgt und wie man dabei auch noch auf dem sogenannten „rechten Weg“ bleibt. Es ist natürlich irgendwo ein Klischee, daß Menschen mit minderen finanziellen Möglichkeiten von einem System dazu gezwungen werden, sich an kriminellen Aktivitäten beteiligen oder dem Schein der Hoffnung verfallen. Doch dadurch wird das in diesem Kontext auch nicht falscher. Denn dieser Film erzählt die Lebenssituation vieler Menschen, die, wenn man eben nach reiner Statistik geht, sich nach und nach auch für gutbetuchte Regionen der Welt immer brisanter wird. Dabei antagonistisch wirkt ja vor allem der Kapitalismus. Und natürlich ist das auch ein einfacher Feind. Doch es zeigt auf, daß der sich Menschen ein System geschaffen haben, welches sie niemals kontrollieren können. Dabei erinnert das Werk stark an Sorry We Missed You (2019) von Ken Loach. Weil auch hier ein Vater gezwungen ist, Arbeiten zu verrichten, um die Existenz seiner Familie zu sichern.

Dann kommen natürlich die Interessen der Kinder an erster Stelle, welche sich im Falle von Buddy vor allem auf die spielerische Kunst in Form von Kino und Theater versteift. Interessant, wenn auch weniger subtil als man dann glaubt, ist vor allem, daß diese Szenen dann neben dem Beginn die einzigen sind, die in Farbe getaucht sind. Ob das jetzt unbedingt subtil ist, davon sollte man mal nicht ausgehen. Aber es zeigt Branagh’s Liebe für die Kunst und für das Kino. Dabei spielt der Film natürlich mit dem Kino als Zufluchtsort, während es vor allem die Realität ist, die die Figuren innerhalb der Geschichte einholt. Das ist dann natürlich ein Meta-Verweis, der ganz klar auch mit den Emotionen der Zuschauer spielen soll. Insgesamt sind dahingehend aber andere Aspekte der Geschichte wesentlich wichtiger. So etwa der traurige, und dennoch optimistische Gesamtblick zurück, der vor allem durch die starke Beziehung von Buddy zu seinen Großeltern getragen wird. Natürlich versuchen sie ihren Enkel vor der Außenwelt und den Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, zu beschützen und dienen dabei vor allem der Selbstfindung der Hauptfigur, aber auch dem richtigen Handeln im richtigen Moment. Dabei legt der Film ab einem gewissen Punkt auch den Fokus auf eine Romanze, in der vor allem der von Ciarán Hinds gespielte Großvater zum emotionalen Anker für Buddy wird. Im Hinblick auf die weitere Entwicklung in der Geschichte ist das ebenfalls gut, weil darin sehr viel Charakterarbeit mündet. Insgesamt stimmt auch die Chemie von Hinds und Judi Dench.

Neben der Leichtigkeit, die der Film trotz der harten Themen vermittelt, aber auch dem rührseligen Umsorgen der Hauptfigur, gelingt es Branagh vor allem durch eine unglaubliche Inszenierung zu begeistern. Ob Szenenfolge, Foreshadowing, oder auch die Inszenierung von spannungsgeladenen Momenten, der Film macht da keinen Gefangenen und Branagh beweist, nach mittelmäßigen Ausflügen ins Mainstreamkino, daß in ihm auch ein fähiger Arthausregisseur steckt. Natürlich spielt der Film dabei auch mit den Stilmitteln, die eben einen klassischen Oscar bait ausmachen und gleichzeitig sind sie in diesem Fall auch nicht so aufgedrückt, wie es manch anderen Produktionen nachzusagen wäre. Denn tatsächlich wird die soziale Umwelt, die diesen Jungen so ausmacht, zu einer interessanten Kernfrage des Individuums, nach welchem dieses eben auch immer stark an jene Welt und die Ideologien, die von Geburt an vermittelt werden, gebunden ist. Sei es Glaube oder auch der Stolz, der diese Menschen ausmacht, all das wird hier stark porträtiert. Aber auch die simple Poriträtierung der Arbeiterklasse ist ein Novum, denn daß diese Klasse in dieser Form nicht mehr zu existieren scheint, macht diesen Umstand natürlich ebenso schwieriger.

Politisch aufgeladen und emotional hochwertig kreiert Regisseur Kenneth Branagh mit Belfast einen Film, der sich auf zwischenmenschlicher Ebene abspielt und dabei große Themen anspricht. Die Schauspieler werden in eine ungewisse Welt geworfen, die sie perfekt tragen können, während es vor allem die Verspieltheit ist, mit der der Film solche Themen herangeht.

Belfast Bewertung
Bewertung des Films
810

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