Bewertung: 2.5 / 5
Dabei geben sich die Darsteller redlich Mühe, ihre Rollenbilder zu füllen. Speziell Werwolf Jacob (Taylor Lautner) gefiel uns in diesem Film am ehesten, der in mancher Szene mit verschmitztem Blick punktet und emotionaler als alle anderen Figuren wirkt. Obligatorisch war natürlich seine Shirt-off-Szene, die den Zuschauer gleich zu Beginn in die Handlung katapultiert. Kristen Stewart, der man stets anmerkt, wie zuwider ihr der ganze Twilight-Trubel ist, wird dagegen zu einer stets missmutig und nervösen Bella stigmatisiert, so dass das Zuschauen mit der Zeit wirklich anstrengt. Sie grübelt und grübelt und grübelt, selbst am schönsten Tag ihres Lebens. Doch wenn ein junges Mädchen, das seine große Liebe gefunden hat, nicht mal am Tag seiner Hochzeit und in seinen Flitterwochen unbeschwert sein kann, kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass Kinder nicht heiraten sollten. Romantisch verklärter als in Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht geht es nicht, doch es fehlt das schwerelose, unbeschwerte Dahingleiten zweier Menschen, die sich gefunden haben. Das bekam selbst ein Pater Ralph de Bricassart mit seiner Meggie in Dornenvögel ungleich perfekter hin, auf einem einsamen Eiland unter anderen dramatischen Umständen. Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht steht in Sachen Dialoglastigkeit Woody Allen in nichts nach und immer ist irgendwas: Die Nervosität vor der Hochzeit, Angst vor der Zukunft, dass Edward beim Sex zu hart zupackt...
Doch gerade hier besteht keine Gefahr, dass jungen Menschen ein übermütiges Bild vermittelt wird, denn mehr klischeebehaftete Romantik und ein Toast auf die Großfamilie geht nicht. Vampire tun es, Werwölfe ebenso und Abtreibung kommt nicht in die Tüte, selbst im Angesicht des Todes. Und Verhütung? Pah! Die Frischverheirateten legten es so kurz nach der Hochzeit bestimmt nicht gleich auf Nachwuchs an, aber offenbar ist ihnen nicht bewusst, dass man flott schwanger werden kann (übersehen wir mal, dass Vampire als Untote sich auf biologischem Wege eigentlich nicht fortpflanzen können und dass dies ein typischer Einfall von Autorin Meyer ist). Zum anderen gab es offenbar keinen Vampir im Clan, der ahnte, wie gefährlich ein "Zwitter" für die Menschenmutter sein kann und beide warnte. Stattdessen wird munter ins Unglück gepoppt und hier wirkt die ganze Story unvernünftig und kopflos, richtig zum Ärgern.
Dabei hat der Film interessante Ansätze, die aufgegriffen werden, zum Beispiel, wenn Bella in einem Albtraum auf einem Berg blutiger Leiber steht oder wenn Edward ihr von seiner düsteren Vergangenheit als "Mördermörder" erzählt. In diesen wenigen Momenten streift Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht das tatsächlich Düstere, doch näher kommt man der Sache leider nicht. Nie ist eine wahre Bedrohung spürbar, denn Twilight ist die konsequente Entmannung der Wesen der Nacht. Was einst bei Interview mit einem Vampir in Sachen Ästhetik begann, wird hier fast bis zum körperlichen Schmerz vollendet. Bei den Werwölfen kommt wenigstens hin und wieder Action auf, wenn sie nächtens durch den Wald hetzen und angedeutet einem Vampir ihre Fänge um den blassen Kopf schließen. Bei den Vampiren schläft man dagegen fast ein vor Schwermut, Bella tut ihr Übriges. Damit wird der Film nach einem passablen Einstieg irgendwann krampfig, was durch die Szene der Geburt und zuletzt durch einen sekundenlang zu sehenden charmanten und genialen Michael Sheen gerettet wird. In diesen Momenten blitzt Schauspielkunst auf, die mitunter schmerzlich vermisst wird und speziell die Geburtsszene dürfte so manches 12-jährige Mädchen schockieren. Zwar ist diese Szene der angekündigte Kompromiss zwischen Vorlage und Freigabewunsch, doch wenn eine ausgemergelte Bella Minute um Minute mit blutverschmiertem Leibchen gezeigt wird und die zuschauenden Kinder just zuvor die Qualen der schmerzhaften Geburt miterlebten, wird der Opportunismus von FSK & Co. deutlich.
Alles in allem bleibt ein Film, der sich nah an der Buchvorlage orientiert und der mit großer Sicherheit das bietet, was nach den äußerst erfolgreichen Vorgängern von der Zielgruppe erhofft wird. Twilight und Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht sind ein Loblied auf die große Liebe und das vermittelt der Film jungen Zuschauern und Zuschauerinnen, die ausreichend sensibel veranlagt sind, perfekt. Condon gelang es, keinen so zähen Teil wie New Moon abzuliefern und die Geschichte konsequent fortzusetzen. Doch wir vermissen die Liebe zum Detail und losgelöst von den Büchern sind alle Filme höchstens Mittelmaß - nur wenn du ein Fan bist, verzeihst du Fehler leichter. Wir vergeben 5 von 10 Hüten.
(DV)