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Call Me by Your Name

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Call Me by Your Name Kritik

Call Me by Your Name Kritik

Call Me by Your Name Kritik
0 Kommentare - 13.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Call Me by Your Name" ist.
Call Me by Your Name

Bewertung: 3.5 / 5

Italien im Jahr 1983. Die Familie Perlman verbringt ihren Sommer in einer Villa. Während der siebzehnjährige Elio (Timothée Chalamet) seinen Tag damit verbringt sich intellektuell zu fördern und dabei immer wieder mit seiner Bekannten Marzia (Esther Garrel), beschäftigt sich sein Vater (Michael Stuhlbarg), als emeritierter Professor mit antiken Statuen. Dazu lädt er in diesem Sommer den auf römische Kulturgeschichte spezialisierten Archäologen Oliver (Armie Hammer) zu sich ein. Der selbstbewusste Mann irritiert den jungen Elio und es bahnt sich langsam aber sicher eine Liebe an.

Die Darstellung queerer Themen im Kino ist ein wirklich schwieriges Thema. Da gibt es zum einen die Seiten, die entweder absolut dafür, oder absolut dagegen sind. Dann wiederum, wenn man einen solchen Film dreht, bleibt die Frage, inwiefern das Werk nun ob seiner wirklichen Qualitäten als Film gelobt wird, oder weil es eine möglichst Liberale politische Agenda vertritt. Ohnehin hat man an etwaigen Vulgärdiskursen dieser Tage immer wieder den Eindruck, als ginge es nur noch um einen Kampf zwischen Gut und Böse. Captain Marvel (2019) bewies das zum Ende der 2010er Jahre recht eindrucksvoll. Für die einen eine feministische Ikone aus Gründen. Und für die anderen ein Grund zur Polemik und dem Grundtun, daß der weiße, heteronormative Mann jetzt von allen Seiten umzingelt und angegriffen wird. Diese Rhetorik der neuen Rechten ist ja von Ironie und Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten. Nun ist klar, daß etwa ein Film wie Call Me by Your Name ein ähnlicher politischer Zündstoff ist. Schließlich ist die Geschichte um zwei sich liebende Männer, die auch einen nicht zu vergessenden Altersunterschied haben, etwas, bei dem sich auf bestimmten Parteitagen die Haare aufstellen. Und darin liegt ebenfalls ein paradoxes Problem, daß dieser Film mit sich trägt. Nicht, weil sie ein vernünftiger Mensch jetzt über die Darstellung zweier sich liebender Männer aufregen würde. Sehr wohl bleibt aber die Frage, ob das Banale, einfache darstellen, einer schlichten Romanze überhaupt beredenswert ist.

So ist Call Me by Your Name in vielerlei Hinsicht interessant. Zum einen, weil er eine wirklich gelungene Liebesgeschichte transportiert. Schüchterne Blicke, Verwirrung ob der eigenen Vorlieben und immer wieder die Gewissheit über die Ungewissheit. Das faszinierende am Film ist dabei nicht etwa, daß er mit großen Bildern und Momenten prahlen würde. Das Gegenteil ist der Fall. Und so gibt es etwa nie einen plakativen Moment, indem dem Thema Liebe durch die Gesellschaft endlose Steine in den Weg gelegt werden. Das wäre sicherlich der einfache Weg gewesen, schließlich war man im Jahr 1983 auch noch nicht so weit, wie man es heute vielleicht ist. Womit gleichsam auch nicht gesagt sein soll, daß es so etwas wie Homophobie nicht gäbe. Aber die Zeiten haben sich schon ein wenig geändert, wenn selbst eine Partei wie die CDU nun homosexuelle Minister stellt. Dabei verschiebt sich in diesem Werk auch nie das Kernthema von Liebe zu einem gesellschaftlichen Ausstoß hin. Zum Glück möchte man meinen, weil das dann im Endeffekt auch kein Liebesfilm mehr wäre. Insofern fängt das Werk von Regisseur Luca Guadagnino die heutige Zeit schon ganz gut ein und macht aber auch gleichsam klar, daß es sich hierbei schon um einen privilegierteren Blick handelt. Schließlich kommt der junge Elio Perlman aus einer nicht gerade armen Familie. Sie ist weder arm an Reichtum, noch an Verstand. Und insofern wird das Thema Bildung hier vielleicht sogar wesentlich wichtiger, als man glaubt.

Bei Call Me by Your Name schlagen zwei Herzen. Das eine, daß durchaus zu respektieren weiß, daß hier nicht versucht wird dem Zuschauer plakativ klarzumachen, daß die Gesellschaft ziemlich Scheiße ist. Und dann ist da das andere, daß sich fragt, wo die Relevanz steckt, einen solchen Film zu machen. Denn tatsächlich ist es ja durchaus möglich, daß niemand über dieses Werk spräche, wenn man hier eine heterosexuelle Liebe im Mittelpunkt hätte. Insofern kann das Werk durchaus herausfordernd sein. Das ist aber genau der Kern, der diesen Film so schwierig macht. Auch wenn es so klingt, als würde man dann nur noch auf dieser Frage herumreiten, ist diese Frage zur Wertung des Films ausschlaggebend. Sieht man es als Skandal, so wäre es plakativ. Sieht man den Film als ganz gewöhnliche Liebesgeschichte, so mag das rein filmisch absolut uninteressant sein, aber dann wiederum auf die richtige Art und Weise sensibilisierend. Ähnlich verhält es sich auch mit den beiden Hauptdarstellern. Während Armie Hammer vor allem als Sympathieträger punktet, gelingt es Timothée Chalamet eine faszinierend komplexe Persönlichkeit darzustellen. Da geht es dann ebenso wenig um extreme Darstellungen, sondern um ganz intrinsische Motivationen. Den großen Gefühlsausbruch, der einem hier das Oscar bait förmlich um die Ohren hauen würde, zu dem kommt es in dieser Form nicht. Auch da erweist sich der Film als unsagbar subtil und clever.

Wohingegen er eben kein pubertäres Fragenstellen aus dem Thema Liebe macht. In Call Me by Your Name ist beiden sofort klar, was sie füreinander empfinden und es gibt da keinen Grenzen. So können das Empfinden, sie können das ausleben. Und dennoch bleibt dann die Frage, warum es überhaupt zu einer Trennung kommen muss. Denn dadurch vermittelt der Film eher den Eindruck als sei die Liebe nur ein Zufall oder eine Laune der Natur, derer man sich eine Zeit lang hingeben kann und die danach absolut unbedeutend wird, besser gesagt zu einer reinen Erinnerung verkommt. Das kann poetisch sein und ist vielleicht sogar noch viel eher bittersüßer Zynismus, weil damit alles vergänglich wird. So richtig beantworten kann man das wohl nicht, doch das beweist somit auch die Vielschichtigkeit, die das Werk insgesamt aufweist.

Es ist nur Liebe, die Call Me by Your Name zeigt, nicht mehr, nicht weniger. Das ist gut und schlecht zugleich. Zum einen, weil es dann nicht darum geht den Leidensweg, den die Gesellschaft bereit zu zeigen, sondern viel eher den Leidensweg, den man mit der Liebe empfindet. Zum anderen bleibt die Geschichte dabei einfach nur eine gewöhnliche Romanze, die keinen Schocker generieren will. Das ist gut, weil es gut gemacht und gut transportiert wird. Schauspielerisch zeigt sich vor allem Chalamet als virtuos.

Trailer zu Call Me by Your Name

Call Me by Your Name Bewertung
Bewertung des Films
710

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