Anzeige
Anzeige
Anzeige

Chocolat …ein kleiner Biss genügt

Kritik Details Trailer News
Chocolat – Ein kleiner Biss genügt Kritik

Chocolat …ein kleiner Biss genügt Kritik

Chocolat …ein kleiner Biss genügt Kritik
0 Kommentare - 13.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Chocolat …ein kleiner Biss genügt" ist.

Bewertung: 2.5 / 5

Vianne (Juliette Binoche) eröffnet eine Chocolaterie in einem französischen Städtchen. Durch ihre offene und herzliche Art liegen ihr die Menschen vor Ort zu Füßen. Sie plant sich frei entfalten zu können, doch der eher konservative Bürgermeister Comte de Reynaud (Alfred Molina) hat etwas dagegen und spielt sich als Moralapostel auf, der gegen das unangebrachte Benehmen von Vianne vorgehen möchte. Die alleinerziehende Mutter einer unehelichen Tochter hat seiner Meinung nach nichts in der Stadt zu suchen. Als sich Vianne dann noch mit Zigeunern und dem charismatischen Roux (Johnny Depp) abgibt, sieht der Bürgermeister sich gezwungen, zu agieren.

Lasse Hallström ist ein Regisseur, der für moderne Märchen steht. Nicht in dem Sinne, daß es in seinen Filmen um Drachen und Prinzessinnen ginge, sondern viel mehr deshalb, weil er seinen Geschichten immer eine romantische Verklärung, sonderbare Emotionalität und naiven Optimismus beifügt. In Chocolat – Ein kleiner Biss genügt, geht es um einen tieferen Konflikt zunächst. Nachdem die hoffnungsvolle Vianne in ein kleines Städtchen zieht, eröffnet sie eine Chocolaterie inmitten der Fastenzeit. Der darauf resultierende Konflikt schient zwar etwas seltsam aus heutiger und vor allem städtischer Sicht, legt aber gleichsam auch die Idiotie des Konservatismus offen. Ab diesem Punkt wirkt dieser Film noch wie eine klassische Kritik am banalen Leben in einem Dorf. Ähnliches gibt es ja zu Hauf und wurde dann brillant von Edgar Wright in Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis (2007) auf die Spitze getrieben. So brachial geht Hallström nicht vor und so legt er zunächst nur die Weichen und haut ab und zu einen beiderseitigen Tiefschlag im so sich anbahnenden Kampf zweier Weltanschauungen ein. Das Problem, daß der Film dabei aber zu jedem Zeitpunkt nicht mehr loswird, ist daß er zum absoluten Stillstand kommt. Die Geschichte ist ja relativ vorhersehbar, die Charaktere eben auch nicht so tiefgründig und was dann noch bleibt ist die Faszination am märchenhaften, die aber dann wiederum von Hallström auch zu konservativ in Szene gesetzt wird.

Dabei ist die Metapher ja schon eine gute. Schokolade, daß kleine süchtig machende Zeug, daß einen in Versuchung führt, sofern man denn Gefallen daran findet. Für meinen Geschmack gingt es in Chocolat – Ein kleiner Biss genügt dabei auch um sexuelle Emanzipation. Zugleich macht sich Vianne aber auch damit unbeliebt, daß sie eben nicht den Wertevorstellungen des Konservatismus, also Ehemann oder dem Besuch der Kirche, entspricht. Sie will ein Leben führen, daß sie von diesen Werten abgrenzt, wodurch sie sich innerhalb der kleinen Ortschaft direkt Feinde macht und dann natürlich auch zum Thema Nummer eins in den Gesprächen innerhalb des doch recht überschaubaren Kreises wird. Ab und an lässt der Film dabei auch so kleinere Abartigkeiten, wie die Misshandlung einer Ehefrau in die Geschichte. Auch da, wahrscheinlich vieles, was so oder so ähnlich stattgefunden hat und immer noch stattfinden wird. Die eigentliche Macht liegt hierbei dann aber nicht mehr bei der Kirche und dessen Vertreter, der hier die Absolution erteilen soll, sondern beim Bürgermeister. In Wahrheit ist also er derjenige, der alles überblickt und sich daran stört, daß die Gesellschaftssitten, auf die sich diese Ortschaft mehr oder weniger offiziell geneigt hat, dann ab einem gewissen Punkt nicht mehr eingehalten werden. Das findet seine Zuspitzung in der Figur des Roux, der hier eine Art Punkerideologie darstellt. Auch das geht natürlich nicht, wenn man ein gewisses Bild bewahren will.

All das sind an sich spannende und auch gute Themen, die das Werk da anspricht. Doch irgendwie will es dem Film nicht so sehr gelingen, dies auch zu einem wirklich spannenden, besser gesagt unterhaltsamen Film zu wandeln. Denn tatsächlich fragt man sich die ganze Zeit, was denn die Charaktere einem geben können, wenn es schon die Geschichte nicht kann. Man fiebert da schon ein wenig mit, keine Frage. Das liegt aber nicht daran, daß man Sympathien für die eine Seite entwickle, sondern viel mehr daran, daß man die andere wesentlich mehr verachtet. Auch in Sachen Entwicklung der Charaktere passiert da nichts, was man nicht schon von vorneherein erahnen würde und so bleibt der Film zu weiten Teilen zwar ein verträumtes Märchen, vergisst dabei aber aufzuwachen und in Fahrt zu kommen. Es geht da im Kern um wichtige Werte, wie Toleranz oder Sinnlichkeit. Auch gerade letzteres ist dann natürlich metaphorisch durch die Schokolade ausgedrückt. Doch im Prinzip bleibt es zu wenig formuliert und damit auch mehr als nur ein wenig banal. Das Werk hat in jedem Fall schöne Bilder und ist eben gut inszeniert, doch das hilft am Ende des Tages doch erschreckend wenig. Denn Halström bremst seinen eigenen Film zu sehr aus, als dass man ihm so lange folgen möchte. Es ist eben ein Problem, wenn sich ein etwa zweistündiger Film so anfühlt, als wäre er eine Stunde länger.

Ein wenig an Relevanz gewinnt Chocolat – Ein kleiner Biss genügt eben dadurch, daß er den Konflikt zwischen Fortschritt und Stillstand, zwischen Konservatismus und Liberalismus in Szene setzt. Das ist natürlich klar, doch irgendwie bleiben die Werte ja ziemlich unerklärt und man versteht abseits dessen, daß die Sonntagstradition des Kirchengangs gestört oder abgelehnt wird, nicht, wo das eigentliche Problem ist. Nun ist es klar, daß das Werk natürlich auch in einer ganz anderen Zeit angesiedelt ist und dort Werte noch eine ganz andere Bedeutung hatten. Doch inwiefern hat ein Film noch Relevanz, wenn er eben Werte von vor Ewigkeiten aufgreift und dort eine Kritik angehen möchte. Diese Werte entsprechen nämlich auch nicht mehr der Gegenwart, nicht umsonst gibt es gerade in der westlichen Welt doch eine Abkehr vom Glauben. Natürlich gibt es da noch mehr und der Film hat wie gesagt auch einige Themen, die noch aktuell sind. Doch dafür ist das Treiben einfach zu banal. So etwa auch, wenn eine Mutter ihr Kind vor der Außenwelt schützen möchte, weil sie Angst habe, er würde sich verletzten. Ja, auch das kann vorkommen. Doch auch das ist kein wirklich gesellschaftlich relevantes und diskussionswürdiges Thema. Dort würden ja sofort alle Übereinkommen, besser gesagt, die meisten. Und dann ist es auch nicht schwierig sich dazu zu äußern.

Es ist wirklich traurig, aber Chocolat – Ein kleiner Biss genügt ist ein Werk, daß sehr zäh daherkommt. Die Probleme scheinen viel zu weit weg von der derzeitigen Realität. Der Konflikt ist zwar ehrlich, aber banal und insgesamt bleibt auch die Inszenierung hinter der Erwartung zurück. Hier hätte eine wesentlich straffere Geschichte einiges ändern können. Doch insgesamt passiert da zu wenig und es wird gleichsam auch nichts dazu gesagt.

Chocolat …ein kleiner Biss genügt Bewertung
Bewertung des Films
510

Weitere spannende Kritiken

Challengers - Rivalen Kritik

Challengers – Rivalen Kritik

Poster Bild
Kritik vom 27.04.2024 von ProfessorX - 11 Kommentare
Der ehemalige aufsteigende Tennis-Stern Tashi Duncan (Zendaya) trainiert nach dem Ende ihrer Karriere ihren Ehemann Art Donaldson (Mike Faist). Dieser ist eher ein durchschnittlicher Spieler, steigt aber nach und nach zum Profi auf. Nach einem Tiefschlag, meldet seine Frau in bei einem auf niedrigem...
Kritik lesen »

The Fall Guy Kritik

Userkritik von Raven13

Poster Bild
Kritik vom 24.04.2024 von Raven13 - 0 Kommentare
Gestern habe ich "The Fall Guy" in einer Sneak im Kino gesehen. Viel gibt es zu dem Film nicht zu sagen, finde ich. Das Positive sind die guten Actionszenen, die Stunts, Ryan Gosling, Emily Blunt und die Darstellung der Stuntleute und Stuntarbeit an einem Actionfilm-Set. Wie realistisch diese Dars...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeY