Bewertung: 1.5 / 5
Das Ehepaar Roger (Ron Livingston) und Carolyn Perron (Lili Taylor) will mit seinen fünf Töchtern ein ruhiges Leben auf dem Land führen. Doch als sich in ihrem Haus vermehrt seltsame Ereignisse häufen, beschließt die Familie, das Haus auf paranormale Aktivitäten untersuchen zu lassen. Dazu holen sie sich das Paar Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga), die internationale Psi-Wissenschaftler und Dämonologen sind.
Glaube ist ein Phänomen, daß vielleicht älter ist als die Menschheit selbst, oder einfach nur zum Menschsein dazu gehört, wie die Erkenntnis über die bloße Existenz. Glaube ist etwas Gefährliches, aber auch etwas hoffnungsspendendes. Glaube ist alles und Glaube ist nichts. Insofern ist Glaube etwas, dem man sich immer nur wird annähern können. Doch tatsächlich nie die eine Antwort finden wird, die man vermutlich darin sucht. Zynisch könnte man sagen, wäre das idiotisch. Poetisch betrachtet, macht es den Menschen zum Menschen und aus religiöser Sicht heraus, bedeutet Glaube wohl sowas wie die Erkenntnis über Demut und Dankbarkeit. Es gibt das vermutlich etliche Lesarten. Doch interessant ist, daß man den Glauben immer dann findet, wenn man sich mit Horrorfilmen befasst. So war es Ende der 1960er und Anfang der 1970er, mit den großen dreien, bekannt als Rosemaries Baby (1968), Der Exorzist (1973), Das Omen (1976) und so ist es auch heute, wenn man vom klassischen Glauben spricht. Die letzten Vertreter der klassischen Religiosität sind dann Figuren aus Werken wie Fast & Furious 10 (2023) und dann muss man sich wirklich die Frage stellen, ob der Glaube noch eine Zukunft hat.
Trailer zu Conjuring - Die Heimsuchung
Nun dieser Frage stellte sich James Wan 2013, als er mit Conjuring – Die Heimsuchung, dessen Erfolg das Kino auch noch heute begleitet. Es ist ebenso ein Glaubensfilm. Ungewöhnlich für die Zeit und dabei so gewöhnlich als Film. Wenn Leute etwas gut finden, dann liegt das im Film vermehrt daran, daß sie es bereits kennen und vom derzeitigen Film mal mehr, mal weniger gekonnt daran erinnert werden. Das wird wohl auch so eine Art Belohnungssystem im Hirn angreifen, wodurch man da freudig gestimmt ist. Und ja, auch diese Aussage trifft an Wans Film zu, der vermeintlich clever daherkommt, weil er sich voller Naivität mit einem Thema befasst, was völlig aus einer anderen Zeit stammt. Exorzismus, Dämonen und der Teufel. Und irgendwie basierend auf wahren Ereignissen. Nun ja, die Erkenntnis darüber macht zwar niemals einen guten Film, ist aber in dem Fall vielleicht zu erwähnen, weil man damit sagen kann, daß Wan sich diesen Schwachsinn nicht alleine ausgedacht hat. Nun muss man als Zuschauer vielleicht nicht despektierlich sein und es ist mit Sicherheit auch so, daß man einen solchen Film unterhaltsam finden kann. Doch die Wahrheit ist, daß das langsame Pacing, daß hier den Horror in den eigenen vier Wänden anklingen lässt, zu Teilen so wirkt, als würde gar nichts passieren. Spätestens ab dem Zeitpunkt, wo Lorraine und Ed Warren ins Spiel gelangen, erinnert man sich direkt an Filme wie Poltergeist (1982), Ghostbusters – Die Geisterjäger (1984) oder Beetlejuice (1988) und hat den Eindruck, als befände man sich hier in einer Parodie. Das Problem ist nämlich wie so häufig bei Wans Horror, daß er sich selbst viel zu ernst nimmt, ohne dem auch nur im Entferntesten gerecht zu werden. Beispiele für diese These gibt es hier zur Genüge in Saw (2004).
Es ist natürlich extrem schwierig, gegen Nostalgie anzustinken. Conjuring – Die Heimsuchung hat einen Verweis nach dem anderen raus und ja, für viele ist das heute Kino. Doch nun, einige Jahre später ist es genug mit Nostalgie und der Gedanke an die Vergangenheit lässt einen doch eher schauern. Wan projiziert hier eine Welt mit einfachen Erkenntnissen. Man könnte das als Realitätsflucht begreifen, wobei Film ja allgemein immer etwas von einer Realitätsflucht haben kann. Doch darüber hinaus bleiben viele vermeintliche Fragen auch nach Ende des Films offen und eine tiefsinnigere Erkenntnis, abseits von irgendeinem Hokus Pokus sucht man vergebens. Ja, im Prinzip ist es ja richtig, daß man sich nicht allem im Leben auf komplexe Weise annähern muss. Das ist ja dann auch wieder Perlen vor die Säue. Doch man muss auch nicht zurück in eine Zeit, die vielleicht gemütlicher zum Denken war, nur weil das einfacher ist. Klar, wir weichen ab. Doch auch insgesamt bleibt der Film viele Verbindungen schuldig, die mal so eben in den Raum geworfen werden. Die Beziehung zwischen Lorraine und Ed bleibt bloße Behauptung. Welche Verbindung sie zur Geisterwelt hat, oder auch nicht, ist völliger Mumpitz und so weiter und so fort. Wan bleibt einem schuldig zu erklären, warum man sich wie ein Kind an die einfachsten Antworten im Leben klammern sollte.
Wan spielt hier mit allem, was im Horrorfilm falsch läuft. Absurde Geschichten mit ernster Miene, die Bedeutung des Jenseits als Gruselfaktor, irgendeine göttliche Fügung, irgendwelche voll idiotischen Figuren, die Grusel suggerieren und so weiter und so fort. Tja und man muss man eigentlich nur Hitchcock zitieren, um dem Fass den Boden zu nehmen. Denn ja, es reicht ein Blick in die Welt, um zu erkennen, daß Horror nichts anderes ist als Realität. Doch Wan erklärt all das, was man schon weiß, für nichtig und will auch, daß man aus seinem Gedächtnis streicht, nur damit man sich endlich mal wieder irgendwelchen naiven Lagerfeuergeschichten hingibt. Das kann man so machen, ist aber auch einfach nur bloße Vergeudung, weil man damit den Rückschritt befeuert, und zwar auf sehr seltsame Art und Weise. Denn ein Schritt zurück lohnt immer nur dann, wenn man daraus etwas für die Gegenwart und Zukunft ziehen kann. Doch so ist dieser Film eben nicht.
Wie schön es doch früher war, daß ist das, was Conjuring – Die Heimsuchung dem Zuschauer vermitteln will. Damit ist er also auch kein Stück originell, gruselig oder irgendwie clever. Ja, daß mag dem Zeitgeist entsprechen und die Zuschauer sind ganz ok. Doch jeder, der älter als dreizehn ist, dürfte damit eigentlich unterfordert sein.