Bewertung: 4 / 5
Noch bevor Don Siegel und Clint Eastwood mit Dirty Harry Filmgeschichte schreiben sollte, drehten sie einige Jahre zuvor einen anderen Film über einen anachronistischen Bullen während der Hippie Ära.
Im Prinzip haben wir hier die typische Fish out of Water Situation, dass ein gestandener Polizist während einem Routine-Einsatz in eine komplett andere Welt geworfen wird, sein Mündel verliert und nun auf der Jagd nach eben jenem ist, gleichzeitig aber in dem dort bestehenden Ordnungssystem ständig aneckt.
Das wird Jahr(zehnt)e später in Red Heat genauso verfahren wie in Black Rain und auch Yakuza hat solche Anleihen. Was Coogan so über die Norm hebt, ist dass Clint Eastwood gerade als namenloser Blonder mit der Dollar Trilogie gerade für Furore gesorgt hat und auch in Agenten sterben Einsam neben einem bestens aufgelegten Richard Burton keinesfalls unterging! Also wird kurzerhand für ihn ein Vehikel Cool generiert, und er darf als Cowboy-Sheriff in der Grossstadt den Kulturschock seines Lebens erleben.
Er ist cool, er ist gewitzt, er ist hart und er nimmt sich wen er gerade will, aber er kommt mit dieser Hippie-Zeit nicht so ganz zurecht, und die ewigen Regeln in dieser Stadt sind ihm auch zuwider. da verlässt er sich doch lieber auf seine Nase.
Und bekommt ständig eine auf eben jene.
Siegel versteht es wie kein anderer, Eastwood sowohl cool als auch als Trottel dastehen zu lassen, ohne dass er was von seiner Coolness verlieren würde.
Und da kommt die Hippiebewegung mit der sexuellen revolution gerade recht, um diesen Vorzeige-Macho teilweise zu kastrieren. Im Prinzip haben wir es wir hier mit einer extrem entschärften Krimi-Action-Version des Zappa Klassikers Bobby Brown zu tun, nur dass Clint eben doch noch ein kerl bleiben darf - inklusive einem leichten Gesinnungswandel bei ihm.
Siegel, dem beispielsweise Silencio einen Ekel vor der Hippiebewegung, inklusive eben auch Faszination dafür attestiert, ist tatsächlich nach meinem Befinden mehr fasziniert als angeekelt, muss aber nach den Vorgaben der wahrscheinlich prüderen Produzenten mehr angeekelt wirken.
Alles in allem ein Kleinod von Film, der viele mittlerweile bis zur Karikatur übernommenen typischen Tropen erst entwickelt (und zwar in Perfektion!) und seinem Hauptdarsteller den Ruf eines kommenden Weltstars untermauert.
Übrigens gab es danach noch eine extrem weichgespülte Krimi-Serie, die hierauf aufbaute mit Dennis Weaver in der Hauptrolle: Ein Sheriff in New York. aber aus irgendwelchen Gründen musste die Figur da McCloud heissen. Whatever. Who Cares!
8 Punkte in der vergessene Klassiker Kiste