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Der andere Liebhaber

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Der andere Liebhaber Kritik

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Der andere Liebhaber Kritik
0 Kommentare - 09.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der andere Liebhaber" ist.

Bewertung: 2.5 / 5

Die fünfundzwanzigjährige Chloé (Marine Vacth) arbeitet als Model und findet allerdings keinen Job. Sie glaubt das ihre beruflichen Probleme für ihr andauernden Magenschmerzen verantwortlich sind und um ihre Beschwerden loszuwerden, besucht sie den Therapeuten Paul (Jérémie Renier). Nach einigen Sitzungen beenden die beiden jedoch ihre Zusammenarbeit, weil sie sich ineinander verlieben und schließlich ein Paar werden. Damit sind Chloés Probleme auch zunächst erstmal vom Tisch. Doch eines Tages findet sie heraus, das Paul einen Zwillingsbruder namens Louis hat (ebenfalls Renier), den dieser vor ihr verheimlicht hat. Louis ist vom Wesen ganz anders als Paul und nun beginnt Chloé sich mit ihm zu treffen.

Dem Gedanken nach ist die Identität etwas Einzigartiges und das, was den Menschen letztlich ausmacht. Sicherlich ist das eine schwammige Feststellung, weil der Mensch dem ewigen Wandel der Umwelt, des Umkreises und der eigenen Person unterliegt, die sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort auch zu Dingen, zu denen sie sich zunächst so äußerte, im anderen Moment anders deuten könnte. Trotzdem spricht man, wenn man von Identität spricht, immer von etwas Pathetischem, etwas Einzigartigem, nach welchem das Individuum – selbst diese wo man das rein optisch behaupten würde – keiner Doppelung unterliegen würde. Im Zuge dessen beschäftigt sich Der andere Liebhaber mit dem Doppelgängermotiv, einem Phänomen oder Zustand, der besonders in der Psychoanalyse interessante Diskurse auslegen kann. Im Film wird diese Thematik zum Zentrum des Geschehens, nach welchem die junge und hübsche Chloé, bedingt durch ein Trauma auf einen Therapeuten trifft, der exakt so aussieht, wie es ihr Freund und ehemaliger Therapeut tut. Nun hat dieser Film in vielerlei Hinsicht durchaus einige interessante Thesen im Umgang von Therapeuten zu ihren Patienten. Natürlich spielt Ozon mit der dieser Tatsache und es gelingt ihm dabei ebenso famos – wie eigentlich immer – unterschiedlichste Genres miteinander zu verknüpfen und daraus eine Hyperbel zu schaffen. Von Drama über Erotik, bis hin zum Thriller spielt der Film dabei gekonnt mit der Wahrnehmung seiner Zuschauer und liefert ganz große Zweifel am Geschehen und an der Realität als Konstrukt. Ein Konzept, welches daß vor allem in der Spätromantik durch Werke von E.T.A. Hoffmann sehr präsent war. Gerade „Der Sandmann“ dürfte hier eine sehr wichtige Vorlage gewesen sein.

Man muss zugeben, daß Ozon nicht immer gut darin ist, eine Notwendigkeit seines eigenen Stoffes zu finden. Denn während sich filmische Vorbilder vor allem an New Hollywood und dem französischen Erotikfilm orientierte, scheinen das alles eher Komponenten zu sein, die Filmfans sicherlich Freude bereiten, aber dem eine politische und ideologische Notwendigkeit eher marginal vorhanden ist. Das Werk will sicherlich etwas, sonst würde man hier keine junge Frau, mit offensichtlichen psychischen Leiden in den Vordergrund rücken. Man würde nicht die Januskopf-Metapher in Fleisch und Blut verwandeln und damit den Diskurs nach Schicksalen und unterschiedlichen Bewältigungsstrategien in den Raum werfen. Ozon hat eine Freude daran, den Zuschauer im vagen zu lassen und interessiert sich hier fast ausschließlich für Symbolik. Das macht das Werk vielleicht an der ein oder anderen Stelle durchaus tiefgründig, daß will man auch definitiv nicht abstreiten. Auf der anderen Seite wirkt der Film dabei sehr, sehr experimentell und des hat nicht immer den Eindruck, als würde man hier über die Symbolik hinaus, noch viel mehr erzählen wollen. Denn diese zwei Seiten eines Individuums sind auch im Zuge der Wendung des Films etwas entwertet worden. So tut der Film natürlich gut daran, sich zunächst an sehr ambivalenten Figuren zu orientieren. Ambivalent, weil der Zuschauer gar nicht erahnt, wie nun die Zusammenhänge sind, ob er seiner Hauptfigur oder den männlichen Hauptfiguren auch trauen kann. Ab dem Punkt ist man dem Film restlos ausgeliefert, und man weiß nie so genau wo er sich damit hinentwickeln wird.

Das kann gut sein, aber auch schlecht. Der andere Liebhaber ist dabei ein Film, den man nicht missen möchte, weil er eben unter seiner Verpackung auch eine Menge Symbolismus versteckt und überdies, die üblichen Themen von Ozons Schaffen aufgreift. Wie so häufig steht hier eine Frau im Mittelpunkt. Und während der Film die von Jérémie Renier verkörperten Figuren ohnehin schon recht komplex betrachtet, gelingt es auch mit der Hauptfigur Chloé eine wirklich vielschichtige Figur zu kreieren. So vereint das Verlangen nach Komplexität, so vage sich das auch anhören mag. Und dabei ist das durchaus auf vielen Ebenen interessant. Zum einen, weil sie sich zu ihrem Therapeuten und späteren Freund hingezogen fühlt. Eine nicht ganz auszuschließende Machtkomponente kann man da durchaus finden. Und so ist die Figur natürlich einerseits an diesem Mann interessiert, weil er so viel über sie weiß und eben auch durch seinen sozialeren Stand etwas ausstrahlt. Was genau das ist, daß lässt der Film nur vermuten, doch es ist gar nicht so wichtig. Im Beziehungsmodell der beiden wirkt diese Romanze aber dann auch recht gewöhnlich und dennoch geht ihr Interesse gar nicht verloren. Dann jedoch, entdeckt sie den vermeintlichen Doppelgänger, der weder verständnisvoll noch zärtlich ist. Nun würde man natürlich aus klischierter Sichtweise heraus argumentieren, daß jeder Mensch einen gewissen Typ hat. Doch das Chloé sich hier für beide Männer interessiert, ist schon bemerkenswert.

Denn dieser Bruder namens Louis ist durchaus ein sehr dominanter, eher weniger empathischer Typ. Ganz subtil bringt der Film das durch die Frisuren von Renier zum Ausdruck. Dieser beweist damit im Übrigen, wie gut er als Schauspieler ist. Diese Dominanz könnte man natürlich im Zuge der Veröffentlichung in den 2010er Jahren durchaus mit einem wachsendem Interesse am S&M- oder Bondage-Bereich in Verbindung bringen. Während der Film das dabei aber lange nicht so zentral macht, wie es vielleicht ein Fifty Shades of Grey (2015) tut, scheint das Interesse der Figuren an diesen Themen aber durchaus auch gut in der Charakteristik begründet zu sein. Denn während die traumatisierte Chloé durchaus auch etwas lasziv mit ihren Reizen spielt, scheint das Machtgefälle aber durch ihre eigene Biographie keineswegs so abwegig. Der Film macht seine sexuellen Komponenten aber nie plakativ und ist vielleicht dabei sogar ein wenig zu harmlos. So spielen sich viele Sexszenen auch in Räumen mit gedämmten Lichtern ab. Das ist dabei sicherlich keine Prüderie und dennoch hat man den Eindruck, daß Ozon hier gar nicht so versucht mit Sex zu provozieren, sondern eher mit dem, was drumherum passiert. So beginnt der Film mit einer Aufnahme der Vagina von Chloé und es geht dann dabei wieder um Depressionen und vor allem unerklärliche Leibschmerzen. Besonders hier lässt der Film seine Horrorallüren spielen. Daraus zeigt sich aber gleichsam auch zum ersten die Zwillingsmetapher. Ob diese allerdings wirklich etwas Tiefgründiges an sich hat, ist nur schwer zu erklären. Letztlich bleibt es wohl bei der Symbolik.

Es ist richtig, daß Der andere Liebhaber ein Film ist, der vieles zu sagen hat. Viel über Beziehungskonzepte, daß Phänomen der Zwillinge und auch das Verlangen und die Psychologie hinter diesem. Tatsächlich sind aber nicht alle Themen, die Ozon in seinem Werk anschneidet auch sonderlich interessant und so verbleibt dieser Film bei einer besonders dichten Atmosphäre und gutem Schauspiel und ist vor allem ein handwerklich gut gemachter Film. Inhaltlich weiß das Werk aber nicht immer zu überzeugen und lässt den Zuschauer eher ratlos als befriedigt zurück.

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Der andere Liebhaber Bewertung
Bewertung des Films
510

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