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Der Duft der Frauen

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Der Duft der Frauen Kritik

Der Duft der Frauen Kritik

Der Duft der Frauen Kritik
0 Kommentare - 31.08.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der Duft der Frauen" ist.

Bewertung: 4 / 5

Nachdem der Stipendiat Charlie Simms (Chris ODonnell) Zeuge eines Streiches gegen den Rektor Mr. Trask (James Rebhorn) wird, gerät dieser in eine Zwickmühle zwischen seiner Zukunft und dem Täter George Willis (Philip Seymour Hoffman). Denn Trask setzt Charlie unter Druck. Nun bekommt Charlie über das Thanksgiving-Wochenende Bedenkzeit, wo er zudem als Betreuer für den blinden Frank Slade (Al Pacino) etwas Geld verdienen möchte. Doch der sprunghafte Mann nimmt Charlie kurzerhand auf einen Trip nach New York mit...

In einer überalternden Gesellschaft wie dieser, sind Filme über Themen, wie sie auch Der Duft der Frauen bedient, durchaus von großer Relevanz. Schließlich ist die Pflege in jedweder Hinsicht etwas, an dem man gesellschaftlich arbeiten muss. Sowas funktioniert immer gut als Culture-Clash, beziehungsweise Buddy-Film, wenngleich das hier vielleicht ein bisschen übertrieben anmutet, so verwundert es aber auch kein bisschen, daß ein Regisseur wie Martin Brest, dessen größtes Werk Beverly Hills Cop – Ich lös’ den Fall auf jeden Fall (1984) den Zuschauer ja auch mit ungleichen Konstellationen konfrontiert. Da stellt man sich natürlich auch die Frage, ob das denn funktionieren kann. Schließlich unterscheiden sich beide Filme von ihrer Herangehensweise deutlich. Nun, sicherlich kann man sagen, daß Der Duft der Frauen nicht makellos ist. Dafür sind die Botschaft und Geschichte etwas zu weit hergeholt. Da treffen plötzlich Welten aufeinander und irgendwie soll der Zuschauer einen Wandel in einer Figur erkennen, der nicht immer zu jedem Zeitpunkt perfekt transportiert wird. Dann wiederum ist es aber vor allem auch immer wieder die Frage, ob denn ein Wandel einer Person hier herbeigeführt wird, weil es sein muss, oder weil es der Film so möchte. Das hat immer etwas Belehrendes, weil man ja hier eine Figur kennenlernen darf, die auch im Verlauf der Geschichte so ein wenig Anpassung erfährt.

Und dennoch ist es die Ruhe, mit der Martin Brest seine Geschichte in einzelnen Stücken erzählt. Der Zuschauer lernt viel über die Vergangenheit seiner Hauptfigur, Gründe für ihr Verhalten, gelebte Traumata und eine Obsession für Frauen. Manchmal, so bekommt man den Eindruck, hat das auch etwas, was stark im Kontrast zu Wort und Bild steht. Die Hauptfigur zetert natürlich zu Beginn gegen ihren Helfer, wodurch zunächst klar ein Generationenkonflikt entsteht, aber auch eine Erkenntnis darüber entstehen muss, vielleicht doch nicht alles alleine zu können. Diese Form der Sterblichkeitsempfindung wird ja vor allem männlichen Mitgliedern der Gesellschaft häufig als Schlüßelmoment in ihrem Leben nachgesagt. Wenngleich der Film zwar keine Midlifecrisis porträtiert, geht es dennoch darum, daß Leben beim Schopf zu packen. Plötzlich sollen es Ausflüge und die exotischen Orte sein, die bereist werden, um nochmal zu leben. Ein großes Problem, was Filme über Behinderungen im Alltag haben, ist, daß sie dieses vermeintliche Handicap als die schlimmste Sache der Welt titulieren und damit eigentlich fernab von einem gewöhnlichen Lebensstandard agieren. Wie sollte man so leben? Häufig ist das sehr unglücklich geraten, weil man eigentlich fragen muss, warum denn ein Individuum darunter leidet, wenn es doch auch die Umstände über eine generelle Behinderten erschwerte Gesellschaft sein könnten. So etwa in Freizeitgestaltung und Barrierefreiheit.

So oder so passt das aber ganz gut und ist insofern authentisch. Tatsächlich gehört dieser Film auch Al Pacino, dessen darstellerische Leistung so ein wenig zwischen Manie, Lethargie und Depressionen wandert. Die Glücksmomente, der Flucht vor der Familie und dem Alltag erinnern tatsächlich an klassische Realitätsflucht, wie es Urlaube ja vermutlich auch generell so ein wenig sind. Doch trotz dessen, daß Pacino hier die gesamte Laufzeit über einen Blick ins Leere auflegt, ist er so atemberaubend in dieser Rolle. Man würde ihm das sofort abkaufen, weil er es irgendwie geschafft hat, seine gesamten Emotionen auf andere Sinnesorgane zu lenken. Die Kamera fängt die Blicke des Schauspielers unterdessen so imposant und vielsagend ein, daß völlig begeistert ist, diesem Mann beim Spielen zuzusehen. Auch sein Gegenpart in Form von Chris O’Donnell ist natürlich brillant gewählt, weil der Schauspieler zu jener Zeit einfach den ewigen Jungspund und Idealisten verkörpern konnte. Interessanterweise stand er nur ein Jahr später mit Gabrielle Anwar für Die drei Musketiere (1993) vor der Kamera. Doch genug des trivialen, denn tatsächlich bedient der Film auch auf anderen Ebenen eigentlich Themen, die, wie bereits erwähnt, nicht aktueller sein könnten.

Daß unsere Gesellschaft vielleicht nicht unbedingt immer optimal ist, ist sicherlich kein Geheimnis. Und gerade die USA sind in dieser Hinsicht natürlich nochmal eine Spur härter. Dann werden in diesem Film vor allem Themen, wie gesellschaftliche Schichten, Einfluss von Währung und Vorurteile aufgegriffen, die aufzeigen, wie wenig Erfolg eigentlich mit Talent zu tun hat. Die, mit dem größten Portemonnaie können sich auch die beste Bildung leisten. Ein Umstand, der sich ziemlich ähnlich auch auf Deutschland übertragen ließe, wenngleich Deutschland seine Bürger noch etwas besser auffängt, als es die USA tun. Dennoch muss man auch hier gerade zur Katharsis einige Momente durchleben, die daran zweifeln lassen, daß das Bildungswesen so vorurteilsfrei agiert. Und diese Momente sind dann wiederum aber von großer Bedeutung, weil so einen Missstand in der Gesellschaft offenlegen, welchem man sich gerade in einer neoliberalen Welt doch sehr gerne verschließt. Natürlich wirken die Verantwortlichen dahinter dann doch recht eindimensional und dennoch ist das gar nicht schlimm. Denn schließlich gelingt es dem Werk somit seine eigene Botschaft viel besser zu transportieren, als anders. Da geht es dann augenscheinlich zunächst um Themen wie Moral und Gruppenzwang, wenngleich es Brest hier gelingt, diese Gedanken noch größer zu spinnen und auf eine gedanklich sehr erwachsene Ebene zu heben.

Das Werk von Brest verbreitet indessen eine ganz intensive Ruhe, die durch die eingefangenen Bilder, durch das klare Schauspiel, aber auch die schöne Musik unterfüttert werden. Auch spannend dabei ist, daß der Film hier durchaus die Wahl gehabt hätte, eine sehr einfache Richtung einzuschlagen, indem man zum Beispiel durch die Gegenüberstellung von Jung und Alt einen plakativen Generationenkonflikt darstellt. Doch der Film will das gar nicht. Er sucht seine Spannung und seine Tiefe primär darin, die Figuren an einen Punkt zu bringen, indem vielleicht auch die Reife der Jugend, der Blüte des Alters emotional wie auch intellektuell übertrumpfen kann. Klar ist das nicht sofort offensichtlich, wird aber im Verlauf der Handlung deutlicher.

Wie Generationen aufeinandertreffen und Menschen vielleicht doch nicht ihrem Stigma entsprechen, davon berichtet Der Duft der Frauen. Das wird vor allem durch ein großartiges Schauspielduo aufgewertet, für das Pacino abermals unter Beweis stellte, daß er einer der größten Schauspieler seiner Generation ist. Irgendwie wirkt Brests Werk auch noch mit einem ganz anderen Geist verspätetem New Hollywood Kinos, daß vor allem durch die Darstellung unterschiedlichster Gesellschaftsschichten punktet. Das ist nicht immer großartig, dennoch aber ein optimistisch stimmendes Werk.

Der Duft der Frauen Bewertung
Bewertung des Films
810

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