Bewertung: 4 / 5
Letztlich wird aber auch bei Der Hobbit - Smaugs Einöde klar, dass die epische Breite der Vorgänger-Trilogie nicht erreicht werden kann/will. Schon aus dramaturgischer Sicht kann kein Bedrohungsszenario wie im großen Ringkrieg gezeigt werden, auch wenn mit den Konflikten zwischen Zwergen, Elben und Menschen und der Bedrohung durch die Orks und Warge Jackson bereits in Der Hobbit - Smaugs Einöde andeutet, was uns in Der Hobbit - Hin und zurück erwartet - dennoch, es werden kleinere Brötchen gebacken. Und so trivial es klingen mag, auch die moderne Technik ist ein Grund, dass die epische Breite nicht erreicht wird.
Bereits im vergangenen Jahr wurde viel über die 3D- und HFR-Technik diskutiert. Kinogänger haben auch dieses Jahr die Möglichkeit, Der Hobbit - Smaugs Einöde in verschiedenen Formaten zu sehen, von denen die Macher vor allem die 3D-Fassung mit 48 Bildern pro Sekunde favorisieren. Erst einmal daran gewöhnt, ist dies eine echte Augenweide. Plastisches 3D, wie es im Kino selten zu erleben ist. Der Preis der Technik ist erneut ein exzessiver CGI-Einsatz, welcher Mittelerde an etlichen Stellen um das Mittendringefühl beraubt. Mittelerde wirkte vor zehn Jahren einfach viel realer, auch wenn viele handgemachte Tricks nicht die heutige Perfektion erreichten. Real bleibt dennoch real. Dass sich Jackson wie im Vorgänger einiger unglaubwürdiger Szenen bedient, ist zusätzlich ein Dorn im Auge. Klingenwaffen, die trotz unzähliger Kämpfe frei von Schmutz und Blut bleiben, rauben Der Hobbit - Smaugs Einöde mitunter die Glaubwürdigkeit. Hier hatte Jackson vor über zehn Jahren einfach mehr Mut und Qualität abgeliefert. Vielleicht zeigt sich hier aber auch exemplarisch, was sich in Hollywood in den letzten zehn Jahren zum Negativen gewandelt hat.
Trailer zu Der Hobbit - Smaugs Einöde
Was abzüglich der Kritikpunkte bleibt, ist eine konsequente Fortsetzung des letzten Films, inklusive extrem unschönen Cliffhanger. Neue Figuren wie Bard der Bogenschütze (Luke Evans), Tauriel und alte Bekannte wie Legolas, sorgen für ein wohliges Gefühl. Die Aufteilung der Handlung auf mehrere Schauplätze verbessert den Filmfluss deutlich und gibt dem Film mehr Komplexität, weg von der recht einfachen Struktur des Vorgängers. Die Musik von Howard Shore fängt einen sofort wieder ein, auch wenn Ed Sheeran mit seinem Song "I see Fire" nicht an den grandios von Neil Finn intonierten "Song of the lonely Mountain" herankommt.
Lohnt sich der Besuch von Der Hobbit - Smaugs Einöde? Ganz klar ja. Wem der erste Teil gefallen hat, wird auch in diesem Jahr seine Freude haben und sogar einen deutlich stimmigeren Film erleben. Aus diesem Grund sollten auch jene dem Film eine Chance geben, die mit dem mageren Erzähltempo von Bilbos Aufbruch unzufrieden waren. Nur einen in sich geschlossenen Film sollte niemand erwarten, denn erst im kommenden Jahr endet mit Der Hobbit - Hin und zurück die Geschichte wirklich. Davor dürfte uns aber wieder einmal eine erweiterte Fassung erwarten, auch wenn anzunehmen ist, dass auch hier nur marginale Erweiterungen vorkommen werden. So umstritten die Dreiteilung auch ist, erleben wir auf diese Weise nahezu schon jetzt die Langfassungen im Kino. Dies war vor zehn Jahren noch ganz anders - manchmal hat auch der Hobbit die Nase vorn.