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Die Brüder Löwenherz

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Der Langsame Tod des kranken Jungen Karl

Die Brüder Löwenherz Kritik

Die Brüder Löwenherz Kritik
1 Kommentar - 26.09.2019 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "Die Brüder Löwenherz" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Dass Kinderfilme auch das Thema Tod und Verlust mit abdecken können, und das nicht nur oberflächlich sondern auch mit ein bißchen Schmalz, ist nicht erst seit Pixars Coco bekannt. In dieser Art Film gilt es meistens irgendwie das richtige Mass für Klamauk und ernsthafter Geschichte zu finden. Andererseits soll das Erzählte auch nicht verschrecken.

Einer der bedeutendsten Versuche, dem gemeinen Kind das Thema Tod und Verlust filmisch näher zu bringen, ist die Verfilmung von Astrid Lindgrens Kinder-/Jugendbuchklassiker Die Brüder Löwenherz, zu welchem sie selbst das Drehbuch mitverfasste.

Der kleine Karl ist todkrank und himmelt seinen älteren Bruder Jonathan an, der - um Karl zutrösten - ihm von einem Land erzählt, in das man nach dem Tod kommt und wo alles dufte ist und keiner irgendwie krank oder bettlägrig. Bei einem Hausbrand rettet Jonathan zwar seinen kleinen Bruder, stirbt aber dabei selbst. Kurze Zeit später stirbt auch Karl. Und tatsächlich er erwacht in eben jenem Land, von welchem Jonathan ihm erzählt hatte und trifft auch seinenBruder wieder. gemeinsam erleben die beiden nun Abenteuer gegen böse Unterdrücker und Drachen.

Es ist wahrscheinlich ein bißchen schwierig anhand alleine dieser sehr kurzen Inhaltsangabe sich ein Bild über den Film zu machen, da dies nur die gefühlten ersten 10 Minuten abdeckt, aber der Film ist keinesfalls eine unbekümmerte Abenteuerposse mit dem Rahmen, dass sie vorher mal kurz sterben. Nein, das Thema wird durchaus ernsthaft verhandelt, es werden die Themen des Verlustes verhandelt, die Einsamkeit der Mutter, die Hilflosigkeit, sowie die Schuldgefühle des kleinen Karl, und als ganz starker Anker der Geschichte die Tatsache, dass der todkranke bettlägerige Karl in diesem neuen Land plötzlich topfit ist und eben keine Last mehr ist, sondern durchaus sehr aktiv seinen vergötterten älteren Bruder unterstützen kann.

Hinzu kommen plötzlich auch solch ernste Themen wie Freiheit, freier Wille, Unterdrückung, Rebellion; und das alles in einer für Kinder und Jugendliche recht düsteren Athmosphäre, welche so gar nicht in die tschechischen Märchenproduktionen jener Zeit oder gar den Disney Märchen-/Fantasyproduktionen integriert werden könnten. Immer ist eine gewisse Melancholie und eine gewisse Traurigkeit spürbar, die das ganze Thema ja an sich mit sich bringt.

Und so sehr man sich mit dem erstarkenden Karl freut, immer ist da auch im Hinterkopf, dass dies das leben nach dem Tod ist, und da kommt auch eine kleine düstere Randnotiz zum Tragen, welche ich allerdings erst etwas später ansprechen möchte (im Spoiler-Terrain!).

Filmisch ist der Film absolut überragend in Szene gesetzt, erst sehr düster und in braunstichigen Bildern in der Realwelt (fast sogar depressiv schwarz-weiss) und kaum sind die Kinder im anderen Land, ist alles deutlich bunter, naturalistischer und irgendwie 1970er Hippiemäßig. Und weil mir gerade das Wort fehlt, mit welchem der Mann definiert wird, benutze ich mal seinen Namen: Die Bilder wirken in der Tat so, als hätte Mallick sie erschaffen, nur besser! (Kleiner Umweg: Diese Art der Inszenierung ist typisch für diese Art der Verfilmung, das war schon beim Zauberer von Oz so, ist aber auch bei solchen Filmen wie Last Action Hero immer wieder gerne genutzt, und zuletzt sogar in diesem miesen Kevin James Netflix-Vehikel für Memoires of an International Spy) Aber auch sonst - produktionstechnsich - befindet man sich mit dem Film auf absoluter Höhe der Zeit. Und in dem Zusammenhang muss man einfach die deutsche Synchronisation ebenfalls erwähnen: Das ist pure schnodderige, schöne 1970er Sprache, welche perfekt in den Gesamtkontext passt.

Na gut, also alles gut und perfekt? Nun ja, das Thema Tod und Verlust ist schon diffizil genug, aber Lindgren packt hier immer mehr Themen rein, so dass das eigentliche Thema fast schon zur Randnotiz zu verkommen droht. Das ist natürlich nicht so und es dient alles der Gesamterzählung - wie man am Ende ja noch erfahren wird - aber ein bißchen überfrachtet ist die Geschichte dann doch.

Was ich aber durchaus für zweischneidiger halte ist das Ende (leichte Spoiler!), welches eine Entscheidung zu Tage fördert, welche durchaus Qualitäten eines ganz jungen Werthers haben kann. Und das finde ich persönlich - selbst oder gerade mit der Aussicht, die den Protagonisten gestellt wird - irgendwie sehr problematisch. Nachvollziehbar im Kontext der Handlung, aber dafür muss das zuschauende Kind das alles auch irgendwie in der ganzen Komplexität erfassen können, und das werden die jungen Kinder eben nicht können.

Hinzu kommt, dass zwar ein himmlisches Land nach (je)dem Tode propagiert wird, welches sehr nah an der Vorstellung eines Gartens Edens zu sein scheint, aber wahrscheinlich erstens auch immer seine Probleme irgendwie haben wird, so dass immer neue Abenteuer erlebt werden können. Aber Zweitens bedeutet dies auch, dass diese Kinder immer so alt bleiben werden wie sie sind - auf alle Ewigkeit. Ist das nun wirklich erstrebenswert? Das geht ja schon ein bißchen in Richtung Teufelskreis.

Und dann mit so einem Ende abzudanken, schwierig!

Grundsätzliche Qualität und Einordnung:

Wenn man die Filmhistorie anschaut gibt es DEN EINEN GROSSEN Vergleich: Der Zauberer von Oz. Dieser Film ist noch subtiler und deutlich stärker interpretierbar, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass eine Interpretation, dass sie alle gestorben sein könnten, durchaus seine Validität hat. Die Brüder Löwenherz ist im Vergleich weniger verspielt, weniger "fantastisch", direkter, unmittelbarer und auch melancholischer. Oz ist ein zeitloses Meisterwerk, Löwenherz kratzt sehr stark an diesem Attribut.

Die Serie Lost ist durchaus auch vergleichbar, vor allem mit den verschiedenen Ebenen und Ländern, doch verheddert sie sich und verhebt sich an den mannigfaltigen Themen und Handlungsbögen. Auch hier eine gewisse Parallele, da Löwenherz auch fast an den ganzen Themen zusammenbricht.

Solche offensichtlichen Vergleichsfilme wie Das Siebente Siegel, Vanilla Sky, Matrix, Hinter dem Horizont, Coco oder gar der bessere Manolo oder Kubo lasse ich mal aussen vor, da eine solche Diskussion den kompletten Rahmen hier sprengen könnte.

Alles in allem ist die Brüder Löwenherz ein sehr guter Beitrag zum Thema, das nebenbei auch mit anderen Themen pickepackevoll ist und einerseits spielerisch andererseits überfrachtet daher kommt. Grundlegend gibt es in der Erzählung mehrere problematische Ebenen, die zwar ins Gesamtkontext der Handlung passen, aber nicht unbedingt hilfreich beim eigentlichen Thema sind. Das liegt aber wahrscheinlich einfach am Thema selbst und dem Versuch, das ganze trotz allem recht kindlich aufzulösen?

7-8 Punkte (wobei ich durchaus verstehen könnte, wenn jemand den Film eher bei 6 Punkten oder bei 9 Punkten sehen würde), ich gebe ihm mal eben wegen der Probleme, die ich als Familienvater wahrscheinlich eher sehe denn als Kind die schlechtere Wertung von 7!

Die Brüder Löwenherz Bewertung
Bewertung des Films
710

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1 Kommentar
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MobyDick : : Moviejones-Fan
26.09.2019 11:50 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Hier mal recht unüblich für mich der Versuch ein ernstes Thema ernsthaft zu besprechen

Dünyayi Kurtaran Adam
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