Bewertung: 3.5 / 5
Vierzehn Jahre. Vierzehn Jahre. So lange hat es gedauert, bis Pixar ein passendes Drehbuch vorlag und sich imstande sah, Die Unglaublichen 2 anzugehen. Die Wartezeit hat sich gelohnt, auch wenn die Innovation des Erstlings nicht erreicht werden konnte. Dennoch wird uns ohne den ganzen übermütigen Seelenballast eines DCEU das ganze Dilemma einer funktionierenden Superheldenfamilie vor Augen geführt - und das wie immer auf pixartypische Weise.
Die Unglaublichen 2 Kritik
Modernes Familienleben: Dreifach-Mami Helen lässt das Muttersein einfach mal beiseite und will als Superheldin so richtig auftrumpfen. Also kümmert sich Bob um alle kleinen und großen Probleme daheim, wobei ihm neben der Agilität seiner größeren Brägen Violet und Dash besonders die im Minutentakt auftretenden Superkräfte von Baby Jack-Jack die Kraft rauben. Als dann ein neuer gefährlicher Schurke auftaucht, scheinen auch die Superkräfte unserer Unglaublichen nachzulassen...
Trailer zu Die Unglaublichen 2
Jetzt endlich also ist sie da. Die Fortsetzung zu Die Unglaublichen - The Incredibles, auf die viele Pixar- und Superheldenfans gewartet haben. Doch die Zeiten haben sich geändert und wer damals Teenie war, vor der eigentlich einsetzenden Superheldenmanie mit dem Start des MCU, ist inzwischen deutlich älter und hat in den vergangenen Jahren vieles erlebt und gesehen. Genau da kommt Disney/Pixar um die Ecke mit einem Film, der dem Credo "Wir machen kein Sequel, bevor nicht der Regisseur des Originals eine Idee hat, die uns gefällt und uns voranbringt." (Pixar-Präsident Jim Morris) entspricht. Das lässt die Erwartungen in die Höhe schnellen, und alles in allem ist mit Die Unglaublichen 2 auch ein unterhaltsamer Familienfilm gelungen, doch der kleinste gemeinsame Nenner ebenso.
Was sich modern anhört, fühlt sich nicht in Gänze modern an, denn typisch für Walt Disney wird mit der Story versucht, Rollenbilder mit dem Dampfhammer aufzulösen. Was wie ein moderner Beitrag zur Familiengestaltung und Feminismus klingt, zeigt zwar, dass Frau am Herd nicht sein muss (gut so), aber ohne funktioniert es auch wieder nicht so richtig. Schön, wenn der Mann mitspielt wie Bob, nur doof, wenn die Selbstverwirklichung seiner Göttergattin doch unbewusst an seinem Ego kratzt. Alles ziemlich realistisch und auch unterhaltsam, aber selbst wenn der abgekämpfte Superheld als ein kleiner Seitenhieb gegen geschaffte DC Comics-Helden gewertet werden kann, reißt die Story echt keine Bäume aus. Zu plakativ, zu bekannt und damit irgendwie altbacken.
Wären da nicht wie so oft die liebenswerten Figuren, die Animationen und Witze, die einen Pixarfilm dennoch zu einem Erlebnis machen. Wie schon der erste Teil ist auch Die Unglaublichen 2 erstklassig animiert und viel Aufwand in Details geflossen. Speziell Jack-Jack mit seinen unglaublich umfangreichen Fähigkeiten, sei es als kleiner Feuerhulk oder Dimensionsbaby, hat die Lacher auf seiner Seite und erschwert zwar Bobs Alltag, erheitert den der Zuschauer aber ungemein. Auch die schurkische Bedrohung ist nicht so ganz ohne, selbst wenn das unglaubliche Abenteuer so viele Referenzen an bekannte Comicverfilmungen aufweist.
Die Unglaublichen 2 ist eine nette Fortsetzung geworden, die gerade Familien und ihren kleinen Anhang ansprechen wird. Dennoch wirkt alles bekannt, schon mal gesehen und auch das zugrundeliegende Drehbuch nicht wirklich so überaus besonders, dass vierzehn Jahre Wartezeit nötig waren. Wie sahen dann die anderen aus...? Ohne Frage bietet Pixar wieder viel Spaßiges, aber trotz des kraftvollen Filmtitels lässt die Fortsetzung etwas Saft vermissen und kommt nicht an den Vorgänger heran.