Bewertung: 4 / 5
Doppelbödiger Mystery-Thriller und augenzwinkernde Abhandlung von patriarchalem Herrschaftsdenken in einem: Olivia Wildes zweiter Film Don’t Worry Darling ist ein großes Kinovergnügen.
USA in den 1950er Jahren: Alice ist mit ihrem Mann Jack in der heimeligen Kleinstadt "Victory" glücklich. So wie alle Frauen in ihrer Nachbarschaft mit ihren Männern glücklich sind. Tagsüber genießt Alice die routinemäßigen Aufgaben einer braven Hausfrau, während Jack und die anderen Männer für Frank, den Erbauer der Stadt, arbeiten. Abends dann gibt sich Alice den Freuden des Ehelebens hin. Doch als eine der Frauen unter mysteriösen Umständen verschwindet und Alice anfängt, Dinge zu sehen, die es doch gar nicht geben kann, zeigt sich, dass das Glück im trauten Heim zu bröckeln beginnt.
Trailer zu Don’t Worry Darling
Die Frau als Heimchen am Herd? Der Mann als starker Beschützer, der die Brötchen verdient? Ein Klischee, das die Regisseurin Olivia Wilde in ihrem neuen Film genussvoll aufgreift und bitterböse persifliert. Die künstlich-kalte Welt, die mit einem klugen Farbkonzept voller Bonbon- und Pastellfarben exzellent gestaltet ist, verbreitet von Beginn an eine bedrohlich aufgeladene Spannung. Zusammen mit Alice, die Florence Pugh mit großer Hingabe spielt, stolpern die Zuschauenden durch die Geschichte, deren Geheimnisse sich erst in kleinen Irritationen und dann in regelrecht explodierenden Plot-Twists offenbaren.
Ob Ehemann Jack (charmant wie immer: Harry Styles), die Nachbarn, der von sich mehr als eingenommener Patriarch der Stadt - alle Charaktere werden von Wilde und ihren Drehbuchautor:innen Katie Silberman sowie Carey und Shane Van Dyke mit großer Inszenierungsfreude wie Spielfiguren angeordnet - dazu agiert das Ensemble mit Verve und der spürbaren Lust an der augenzwinkernden Verwirrung. Wie eine Spirale - ein Symbol, welches immer wieder im Bild auftaucht, dreht sich der atemlose Spannungsverlauf bis zum Ende des Films.
Mit Don’t Worry Darling ist Olivia Wilde ein Film gelungen, der sowohl als doppelbödiger Thriller als auch als augenzwinkernd feministischer Kommentar auf das männlich-patriarchale Herrschaftsdenken funktioniert.
Prädikat: besonders wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung