Bewertung: 4 / 5
Der schottische Polizeibeamte Bruce Robertson (James McAvoy) nimmt es nicht so ganz genau mit dem Gesetz: Er konsumiert Drogen, erpresst Geständnisse, intrigiert gegen Kollegen und ist korrupt. Als in der Adventszeit eine asiatische Studentin ermordert wird, steht gleichzeitig eine Beförderung zum Detective Inspektor im Raum, welche Robertson unbedingt erhalten will. Der Fall macht dem Freimaurer, der eigentlich nach Hamburg reisen will, um mit seinem Vereinskameraden Clifford Blades (Eddie Marsan) ein Geschäft abzuschließen, schwer zu schaffen und nach und nach sieht sich Bruce nicht nur mit dem Fall, sondern auch seinem eigenen Leben konfrontiert.
Filme wie Drecksau haben in der Regel ein großes Problem: Sie unterwerfen sich einem systemischen Konsveratismus. So geht zwar Drecksau besonders in der ersten Hälfte dem puren Anarchiesmus nach. Bruce Robertson ist all das, was zumindest viele Filmemacher als "den Traum" verstehen: Er konsumiert Drogen, ist Machtbessesen, kann jede Frau haben, wenn er will, und es ist ihm völlig egal, was man von ihm hält. So taten es vor allem Filme wie War Dogs, Der Grinch oder The Wolf of Wallstreet. Doch während gerade letzterer sich traut seinen Protagonisten von Anfang bis Ende als puren Rebellen zu stilisieren, so will Bruce Robterson doch im Kern eigentlich nur eines: Und zwar dazu gehören.
Trailer zu Drecksau
Als sich Bruces Vergangenheit Stück für Stück aufdröselt, erkennt der Zuschauer in seinem Antlitz vor allem einen Mann, der völlig traumatisiert und verstört aus Ereignissen seiner Vergangenheit zurückgelassen wurde. So manipuliert uns der Film, doch mit dieser Drecksau zu leiden.
Und das Konzept geht auf, und selbst, wenn ich den Pseudowagemut eines solchen Filmes immer wieder nur ankreiden kann, so ist Drecksau vor allem ein Verneigung vor seinem Hauptdarsteller. Denn wie James McAvoy von Szene zu Szene in Stimmung zu Stimmung verfällt ist fabelhaft, einzigartig und gebührt höchstem Respekt. Dieser Mann ist einfach einer der phantastischsten Schauspieler seiner Generation und bekommt in diesem Film die Möglichkeit das auch ordentlich unter Beweis zu stellen. Über dies zeigen sich auch immer wieder Traumsequenzen eines Dr. Verne Rossi (Jim Broadbent), die den Zuschauer irgendwie verwirren, um dann natürlich anschließend aufgedröselt zu werden. Ich persönlich sehe zwar keinen Nutzen in dieser Rolle, wollte das aber an der Stelle mal erwähnt haben.
Doch während die meisten Filme dieser Art eine Art Resozialisierungsprogramm für seine Anti-Helden sind, so geht zumindest Drecksau gegen Ende einen halbwegs mutigen Weg. Denn hier wird gezeigt das manche Fehler nicht wieder gutzumachen, und bestimmte Anti-Systemlinge nicht wieder integrert werden können.
Was Drecksau vor allem so besonders macht, ist sein Hauptdarsteller. James McAvoy kann voll aufrdrehen und liefert vielleicht neben Split, oder Atomic Blonde seine bis dato beste Performance ab. So anarchisch dieser Film zu Beginn auch anmuten mag, so gibt er sich doch am Ende wieder den Konventionen (wenn auch mit einem Twist) hin. Das ist zumindest mutiger, als viele seiner Genre-Kollegen und macht Drecksau auf jeden Fall sehenswert.