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Ein Leben zwischen den Zeiten

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Weiterentwicklung von "Peter Pan"

Ein Leben zwischen den Zeiten Kritik

Ein Leben zwischen den Zeiten Kritik
0 Kommentare - 13.01.2021 von luhp92
In dieser Userkritik verrät euch luhp92, wie gut "Ein Leben zwischen den Zeiten" ist.
Ein Leben zwischen den Zeiten

Bewertung: 3.5 / 5

Adaption und Neuauslegung des Romans "Peter Pan" und Prequel desselbigen von Benh Zeitlin ("Beasts of the Southern Wild"), einer der besten "Peter Pan"-Filme meiner Meinung nach. Wenn ich etwas zu kritisieren habe, dann sind es die altklugen und reifen Dialoge, die Zeitlin den Kindern teilweise in den Mund legt, das passt einfach nicht und wirkt unglaubwürdig.

Stilistisch knüpft Zeitlin an seinen Vorgänger an und blickt mit atmosphärischer, phantastisch-abenteuerlicher Kraft durch Kinderaugen auf bittere und ernüchternde Lebensumstände in der Realität. Der Cast besteht erneut zum Großteil aus überzeugenden Newcomern. Inhaltlich entwickelt Zeitlin die Kindergeschichte und den Kindercharakter aus "Beasts of the Southern Wild" weiter und emanzipiert sich darüberhinaus von dem naiv-esoterischen Weltbild, welches den Vorgänger noch durchzog.

Trailer zu Ein Leben zwischen den Zeiten

Wenn dir die Erwachsenen und Eltern sagen, du wirst später wie die Eltern auch im Niedriglohnsektor arbeiten, weil Gesellschaftsstand, Bildungs- und Finanzmöglichkeiten das vorschreiben, wenn die Erwachsenen und Eltern den Willen nach Veränderung verloren haben, wenn sie vergessen haben, sich die eigenen Wünsche zu erfüllen und von größeren Dingen zu träumen, wer möchte als Kind dann schon Erwachsen werden? Lieber wird man den Wischmopp der als Putzkraft arbeitenden Mutter in den Dreck treten und auf Peter Pans Zug Richtung Niemandsland aufspringen.

Was im Niemandsland zu Beginn dann wie ein zwar atmosphärisches, aber doch recht belangloses Kinderabenteuer anmutet, entpuppt sich schließlich noch als zwiespältiger Schein. Niemandsland kann ein Ort des fröhlichen und magischen Herumtollens sein, es ist allerdings kein friedliches Paradis, vor der bitteren Realität, tragischen und persönlichen Verlusten als Reifeprozess sowie psychologischen Ängsten sind die Kinder auch hier nicht gefeit. Die Verachtung des Erwachsen Werdens nimmt wahnhafte und überraschend brutale Züge an, alles Erwachsene auf der Insel wird regelrecht ausgemerzt oder verbannt, darüberhinaus bildet sich bei den Kindern ein gehöriger Mutterkomplex heraus. Der Flucht vor der Lebensstagnation der Mütter stehen Angst vor dem Verlust der Mutter und Sehnsucht nach mütterlicher Geborgenheit gegenüber. Wenn sie im Niemandsland ewig Kind bleiben, haben sie auch ewig eine Mutter, im Erwachsenenalter würden sie ein von der Mutter getrenntes, eigenes Leben führen und würden schließlich mit dem Tod der Mutter konfrontiert werden. Dementsprechend sind die Kinder weiterhin auf eine Mutter angewiesen und beten einen phantastischen Wal als Gottmutter des Niemandslandes an.

Sind im Erwachsenendasein Verlusttrauer, Lebensverbitterung und Wut ob der eigenen Stagnation irgendwann so stark ausgeprägt, werden Schuldige gesucht, schlägt selbst die zwiegespaltene Beziehung zur Mutter in offenen Hass und Rachegelüste um. Insbesondere erarbeitet in "Wendy" anhand der tragischen Charakterentwicklung des Jungen James Darling hin zum berühmten Captain Hook. Im für mich hochemotionalen Finale lässt Zeitlin dann die Weltsichten der Kinder und Erwachsenen vollends aufeinanderprallen und gegenseitig von sich lernen. Die Erwachsenen lernen, wieder mehr Kind zu sein und das Leben metaphorisch neu beim Schopf zu packen, indem es ihnen gelingt, von Niemandsland zu entkommen. Den Kindern wird die Angst vor dem Erwachsen Werden genommen, sie erkennen, dass das Erwachsenenleben trotz unabwendbarer Rückschläge auch viel Freude und neue Erfahrungen bereit hält.

Ausnahmen bilden freilich Peter Pan und Captain Hook, der eine ein unverbesserliches Kind, für den anderen kommt jede Rettung zu spät. Sie brauchen einander, um dem eigenen Leben einen neuen Sinn zu geben oder um es im Niemandsland überhaupt weiterhin zu ermöglichen. Ihre Feindschaft ist Ausdruck eines hintersinnigen und ungemein bittersüßen Eskapismus, "Wendy" hebt den Charakter Captain Hook und die Beziehung zwischen Hook und Peter Pan auf eine vollkommen neue Ebene.

Ein Leben zwischen den Zeiten Bewertung
Bewertung des Films
710

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