Bewertung: 3.5 / 5
Die Familie lässt einen nie los, auch wenn man aussteigen will. 15 Jahre lang hatte sich Rosario Ein ruhiges Leben eingerichtet: Bis zwei Italiener in seinem Hotel auftauchen und die Mafia-Vergangenheit des 50-Jährigen mitbringen. Ruhig und unerbittlich erzählt Filmemacher Claudio Cupellini ein leises Drama, von einem, der sich nicht gut genug versteckt hat und nun einen hohen Preis zahlen muss.
Rosario (Toni Servillo) lebt mit seiner Frau Renate (Juliane Köhler) und seinem neunjährigen Sohn Mathias (Leonardo Sprengler) in der Nähe von Wiesbaden. Von seiner Vergangenheit weiß seine Familie nichts: Er war früher ein Killer und hat vor 15 Jahren seinen Tod vorgetäuscht, um der Mafia zu entfliehen.
Aber die "Familie" vergisst nicht: Auch weil Rosarios Sohn aus erster Ehe Bescheid weiß. Dieser Diego (Marco DAmore) ist gerade mit seinem Kumpel Edoardo (Francesco Di Leva) in Deutschland unterwegs. Sie haben einen Auftrag und steigen bei Rosario ab.
Das Beängstigende an Ein ruhiges Leben ist die Normalität der Mafia, die Teil des Alltags ist. Die Killer sehen nicht aus wie Killer, die Ehemaligen führen ein beschauliches Leben, das Morden geschieht nebenbei, auch in Deutschland: hier vor dem Hintergrund des neapolitanischen Müllproblems, das Auswirkungen auf die Lebenserwartung des Chefs einer hessischen Müllverbrennungsanlage hat.
Statt auf Mord, Intrigen und Gewalt richtet Claudio Cuppelini in seinem ungewöhnlichen Mafiafilm den Fokus auf eine komplizierte Vater-Sohn-Geschichte. Der alte Mann ist hin- und hergerissen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart: Diego weckt in ihm die Sehnsucht nach dem alten Leben, das er einst aufgab. Mit kühlen Bildern und ruhig, bisweilen etwas langatmig erzählt steuert Ein ruhiges Leben unausweichlich auf ein tragisches Ende zu.
Ein ruhiges Leben bekommt 3,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)