Bewertung: 3.5 / 5
Man wollte angesichts der Story schon spöttisch die Augenbraue nach oben ziehen: Dass drei Frauen ein bisschen am Telefon herumstöhnen, um ihre finanzielle Lage zu verbessern, ist doch wirklich kein großer Skandal. Nicht einmal für ein bayerisches Dorf. Dachte man. Doch dann entzog das Bistum Regensburg Regisseur Markus Goller (Friendship!) die Genehmigung, Szenen besagter Geschichte in der Pfarrkirche Sankt Magdalena bei Kollnburg zu drehen - und verlieh der Komödie Eine ganz heiße Nummer ungewollt ein bisschen mehr Glaubwürdigkeit.
An und für sich ist das Szenario, das Andrea Sixt in Roman und Drehbuch entwirft, recht realistisch, vielleicht sogar gängig: Als die Bank droht, ihren kleinen Lebensmittelladen zu pfänden, suchen Waltraud (Gisela Schneeberger), Maria (Bettina Mittendorfer) und die junge Verkäuferin Lena (Rosalie Thomass) krampfhaft nach einer Möglichkeit, in kurzer Zeit eine große Menge Geld aufzutreiben. Keine leichte Aufgabe in einem niederbayerischen Kaff, in dem der örtliche Pfarrer (Sigi Zimmerschied) die Arbeitslosen bei der Messe ins Gebet einschließt. Erst der Tipp des befreundeten Heilpraktikers (Felix Hellmann) bringt die drei sympathischen Damen ins Grübeln: Eine seiner Patientinnen verdiene mit Telefonsex ziemlich gut.
So schleichen bald drei mit Sonnenbrillen und Kopftüchern vermummte Gestalten durch die Gegend, um im Sexshop Anschauungsmaterial zu besorgen und im Dorf heimlich Flugblätter mit der ganz heißen Nummer zu verstreuen. Es macht natürlich einen Heidenspaß, Mäuschen zu spielen, wenn die Drei gemeinschaftlich das Stöhnen üben. Dabei zu sein, wenn zum ersten Mal das liebevoll umhäkelte Telefon klingelt, und die eine hilflos zur anderen blickt. Doch der Humorpegel bleibt nicht konstant hoch. Während "Lady Sarah", "Maja" und "Lolita" ihr Programm mittlerweile problemlos in ihren Alltag einbinden, ziehen dunkle Dramawolken am weiß-blauen Himmel über Marienzell auf.
Der auslösende Konflikt um den Lebensmittelladen gerät dabei völlig in Vergessenheit: Stattdessen sucht Lena die große Liebe und ein vernünftiges Verhältnis zur Religion, Maria fühlt sich von ihrem Vater überfordert und ihrer Tochter zurückgewiesen, und bei Waltraud herrscht Flaute im Ehebett. Und während man schon rätselt, ob Andrea Sixt nicht an ein paar Handlungssträngen zu viel festgehalten hat, schiebt sich noch Gewitterfront Gerti in den Vordergrund: Als Bürgermeistergattin repräsentiert Kabarettistin Monika Gruber das überzeichnete moralische Gewissen der Gemeinde, das eine Telefonsex-Hotline nicht tolerieren kann. Mit Fackeln (!) versammeln sich die empörten Einwohner zum großen Show-down vor Marias Haus.
Ein bisschen weniger Theatralik hätte es dann doch sein können. Vor allem, da der Humor, die Leichtigkeit dabei fast verloren ging. Nicht mit ironischem Augenzwinkern, sondern wütenden Tränen wird die Geschichte zu Ende gebracht, mit anklagenden Worten über Hilfsbereitschaft und Doppelmoral statt mit schlagfertigen Argumenten. Dabei wäre eine Predigt doch tatsächlich das Letzte gewesen, was man sich von einem Film erwartet hätte, der bei der katholischen Kirche aneckt ...
Eine ganz heiße Nummer bekommt 3,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)