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Einer wie Bruno

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Wenn die Tochter mit dem Vater

Einer wie Bruno Kritik

Einer wie Bruno Kritik
0 Kommentare - 07.04.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 2.5 / 5

"Frank Lehmann" war Christian Ulmens wichtigste Kino-Hauptrolle. Unter der Regie von Leander Haußmann stakste er 2003 selten nüchtern durch jene Kreuzberger Straßen, die Peter Fox erst weit später besingen sollte. Als Sven Regeners Romanheld wurde der MTV-Moderator so bekannt, dass er fortan in vielen deutschen Komödien präsent war, allerdings in der immer gleichen Rolle des verklemmten, unsicheren Typen - den früher oder später Panik packt, was Frauen angeht. Nach der überflüssigen Reality-Schul-Show Jonas - Stell dir vor, es ist Schule und du musst wieder hin! presst sich Ulmen nun aus seiner Schublade und spielt in Einer wie Bruno einen geistig behinderten Vater, der versucht seine Tochter großzuziehen, bis diese ihn als Teenager intellektuell überflügelt.

Es war für die beiden immer schwierig, die Balance zu halten. Radost (Lola Bockhorn) und ihr Vater (Christian Ulmen) waren mehr ein Team denn Kind und Erziehungsberechtigter. Aber irgendwie hielten sie sich mit gut geprobten Auftritten die Dame vom Jugendamt (Teresa Harder) vom Leib. Doch es naht eine neue Zeit. Radost braucht einfach keinen Spielkameraden mehr, sondern jemanden, der ihr bei der Orientierung hilft. Sie ist ohnehin viel zu vernünftig für eine 13-Jährige, organisiert den Haushalt und kümmert sich um ihren Vater Bruno.

Lola Bockhorn spielt das geduldige Mädchen mit Selbstverständlichkeit, während man bei Ulmen spürt, wie viel Mühe er sich mit der Rolle gemacht hat. Auch wenn das ein wenig angestrengt wirkt, ist es doch gut. Denn Ulmen rührt den Zuschauer, findet viele kleine Momente, die eine sentimentale Leichtigkeit haben.

Das Mädchen reibt sich zwischen Realitätssinn und Rebellion auf, kämpft gegen alle Widerstände und wird dabei zunehmend mürrischer, während ihr Forrest-Gump-Papa versucht, alles richtig zu machen und immer mehr ins Abseits rutscht, ohne es zu verstehen. Warum kann denn Radosts Schwarm nicht über seine Tierimitationen lachen? Und auch als Hilfskraft im Supermarkt ist Bruno manchmal übereifrig.

Einer wie Bruno findet oft nicht die richtigen Worte. Und damit ist nicht der Charakter, sondern das Drehbuch gemeint. Es will einen Tick anders sein, weg vom Klischee und zwingt dadurch die Protagonisten zum Stelzenlauf, der immer ungelenk aussieht. Lange hat der Film keine Antwort auf die Frage, ob er die Liebesgeschichte einer 13-Jährigen ernst nehmen und wie ein Happy End aussehen könnte. Die Probleme sind ernst und verlocken natürlich, in Kitsch abzugleiten. So wird beim Versuch, sich abzuheben, die Taste zur Selbstzerstörung gedrückt.

Es ist schade um diese Dramödie, die Anja Jacobs als Wohlfühlfilm gedacht hat. Bockhorn und Ulmen folgen in ihrer Enklave einer inneren Logik, spielen so ernsthaft, dass man mitgehen würde. Doch draußen begegnen sie nur lernresistenten, eindimensionalen Figuren wie dem bösartigen Kollegen aus dem Supermarkt (Peter Kurth) oder dem unsensiblen Benny (Lucas Reiber), der Radosts Herz streift.

Die schlecht in Szene gesetzten Begegnung mit ihm und seiner Familie bleiben auf einem niedrigen Fernsehniveau hängen, ersticken Stürme im Wasserglas und verhindern die notwendige Tiefe, um Bruno und Radost wirklich ins Zuschauerherz zu katapultieren. So gleiten sie leider an dessen Außenwand ab, und man hofft, sie unter anderen Umständen noch einmal wiederzusehen.

Einer wie Bruno bekommt 2,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Claudia Nitsche)

Einer wie Bruno Bewertung
Bewertung des Films
510

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