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Frida

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Frida Kritik

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Frida Kritik
1 Kommentar - 06.11.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Frida" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Die Malerin Frida Kahlo (Salma Hayek) wurde im Alter von 18 Jahren bei einem Unfall schwer verletzt. Nun versucht sie ihr körperliches und psychisches Leiden mit dem malen zu kompensieren. Eines Tages lernt sie Diego Rivera (Alfred Molina) kennen und heiratet diesen. Zusammen werden sie zu einem der einflussreichsten und begehrtesten Paare der Kunstwelt des 20. Jahrhunderts. Doch die Ehe steckt voller Krisen.

Vielleicht ist das im Leben manchmal so, daß man im Schatten anderer steht. Nicht in dem Sinne, daß man in seinem Schaffen unter anderen steht oder das Talent nicht zutage fördert, was eben andere haben. Sondern in dem Sinne, daß neben anderen Personen ein deutlich konventionelleres Leben, beziehungsweise eine deutlich einfachere Person darstellt. Im Falle von Frida ist diese Person der Künstler Diego Rivera. Und es ist dann ein Problem, weil der Fokus zu Teilen ganz anders gelegt wird. Vieles, von dem, was Frida tut, passiert eigentlich nur dadurch, daß Rivera es tut. Das soll auch nicht vermessen klingen, schließlich war man nicht dabei und dennoch scheint der Ehemann der Künstlerin der Stein vieler Anstöße und Anstößigkeiten im Leben von Frida Kahlo gewesen zu sein. Das ist zu Beginn noch recht spannend und braucht seine Zeit, bis es den Zuschauer so ein wenig ermüdet. Denn tatsächlich serviert der Film eine recht schwierige Beziehung, die zwar durchaus interessant ist, sich ab einem gewissen Punkt aber nur noch im Kreis dreht. Gerade wenn Rivera dann auf dem Höhepunkt seines Schaffens angelangt, scheinen die Figuren sich in einem immergleichen Muster aus Nähe und Distanz zu befinden, nach welchem Rivera seine Nächte mit seinen derzeitigen Musen verbringt, während Kahlo ihm mal mehr, mal weniger, dafür die Leviten liest. Da braucht es erst einen schweren Schlag, bis der Film aus seinem eigenen Trott kommt.

Zumindest zu Beginn aber merkt man davon nichts, weil das Schauspiel der einzelnen Figuren im Film großartig ist. Zunächst wäre da natürlich Salma Hayek zu nennen, welche ihre Figur zwischen vielen menschlichen Regungen hin- und herinterpretiert. Da gibt es einmal die verschlossene Frida, die ein weiteres Mal von den Enttäuschungen im Leben geplagt wird. Dann gibt es die aufbrausende und temperamentvolle Frida, die ihrem Mann all das an den Kopf knallt, was dieser vermeintlich verdient hat zu hören. Kurz um, man verfolgt hier ein Künstlerpaar, daß sich in eine wirklich toxische Beziehung flüchtet. Dabei kann es mitunter recht gewöhnlich werden, wenngleich auch Frida vielleicht da nicht frei von Schuld ist. Schließlich nimmt die Figur auch so einiges für sich in Anspruch und verliert sich dabei in einer kurzzeitigen Läsion. Natürlich macht die Ehe dabei nochmal alles anders und dann ist es vor allem der Mann, der hier über die Stränge schlägt. Auffallend dabei ist zudem, daß die Miramax-Produktion so einige MeToo-Allüren aufweist, wenn es um die Darstellung der Frauen im Film geht. Das ist dann natürlich auch ein wenig komplexer, weil man das Werk natürlich in Verbindung mit der Zeit, in der es sich abspielt und mit der Zeit, in der es gedreht wurde, bringen muss. Eine Wertung dessen ist dann ziemlich komplex.

Das eigentlich spannende am Werk ist aber wie der Film den Wendepunkt, beziehungsweise einen der Wendepunkte im Leben von Frida Kahlo in Szene setzt. Es geht natürlich um einen alles verändernden Autounfall, der dazu beiträgt, daß aus der einst so temperamentvollen Frida eine zerstörte Persönlichkeit wird. Mehr denn je wirft sie sich aufgrund dessen in die Arbeit und möchte ihr Gesicht zweigen. Natürlich dann eine unterschwellige Auseinandersetzung mit der Ewigkeit, die hier zum Thema wird. Und das schöne dabei ist tatsächlich, daß diese Biographie ihren Fokus nicht auf das gesamte Leben im Spießrutenlauf legt, sondern eher daran, einzelne Momente zu berichten, die ausschlaggebend dafür sind, das Tun und Machen dieser Figur zu verstehen. Wenngleich es Hayek hier gelingt eine wirklich komplexe Darstellung zu liefern, ist der eigentliche Star des Films Alfred Molina, weil seine Figur eben direkt in die großen Konflikte jener Zeit involviert ist und auch die eigene Unvollkommenheit in sich längst akzeptiert. Diego Rivera sagt seiner Frau zu Beginn dieser Ehe, wer und was er ist und darin ist er ehrlich. Er legt sich mit dem Staat an und darin ist er idealistisch. Und er weiß, daß seine privilegierte Sicht auf die gesellschaftlichen Probleme und den Kommunismus, den er zu seinem Mantra erklärt, natürlich auch nicht ganz unproblematisch sind. Das macht ihn für den Zuschauer auf der einen Seite natürlich schwer greifbar, auf der anderen Seite aber durch das Aufzeigen seiner Fehler nahbar und damit ist so eine ziemlich komplexe Figur entstanden.

Gerade hier sieht man dann auch gerne zu, wenn dieser Künstler mal mehr, mal weniger subtile kommunistische Botschaften in diese Wandgemälde bringt. Er ist ein politischer Philosoph, weil er sich mit der Ungerechtigkeit des Kapitalismus auseinandersetzt und die Fehler entdeckt. Gleichsam merkt man der Figur ihre Integrität an, weil sie sich auch nicht von höheren Instanzen erpressen lassen will, ihr eigenes Kunstwerk zu beschneiden oder abzuändern. Und selbst wenn Alfred Molina hier nicht unbedingt so viele Facetten zeigt, wie es Hayek tut, so ist seine Darstellung atemberaubend, weil er immer ein gewisses Charisma an den Tag legt, manipulativ zu sein scheint, aber dennoch nie so richtig um seine eigene Wirkung weiß, wenn es um die Fehler seiner Person geht. Das kann man als Narzissmus deuten, oder er ist einfach einer ganz eigenen Form von Philosophie erlegen. Und dazu paart der Film seine glanzvollen Dialoge und charmanten Wortgefechte mit einer exotischen Schönheit inmitten von Mexiko. Aber nicht nur Mexiko wird hier als kultiviert und andersdenkend etabliert, sondern auch New York. Ohnehin gelingt es dem Drehbuch großartig, einzelne Städte zu eigenen Figuren in diesem Spiel zu machen. Und das liegt daran, daß sich Kahlo und Rivera in diesen Städten in ganz bestimmten Kreisen bewegen und immer eine gewisse Philosophie mitschwingt, wenn es darum geht ein neues Werk zu kreieren oder die eigene Liebe zu definieren.

Dann sind es vor allem auch die sexuellen Ambivalenzen in Frida, die sie in ihrem Bestreben gar noch ehrlicher machen. Das Träumen von der kommunistischen Utopie und gleichzeitig das Provokante in dieser Figur, was sie auch heute noch zu einer Vorreiterin machen würde. Natürlich idealisieren Filme so etwas gerne, dennoch ist das völlig in Ordnung. Auf der anderen Seite geben sich auch wirklich große Schauspieler wie Edward Norton, Antonio Banderas und Geoffrey Rush hier die Klinke in die Hand und sorgen gute Unterhaltung. Gerade Rush als Leon Trotsky ist dabei kaum wiederzuerkennen.

Seine Längen hat Frida ohne Zweifel. Manches wiederholt sich oder kommt nicht in die Gänge. Dennoch liefert der Film leichte, philosophische Exkurse, gepaart mit einer großartig, charmanten Beziehung, die ehrlicher kaum sein könnte. Dazu gesellt sich das Schauspiel und die gesamte Atmosphäre, die das Gefühl der Revolution immer wieder verdeutlichen und für sich vereinnahmen.

Frida Bewertung
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