Bewertung: 4 / 5
Eigenwillig. Und mit teils grandiosen schauspielerischen Leistungen. Das ist Hereditary - Das Vermächtnis, der nun in unsere Kinos kommt. Eine Familientragödie und eine noch erschreckendere -geschichte lässt uns heiter daran denken, dass in den eigenen vier Wänden doch alles viel normaler abläuft. Aber das dachten die Grahams ja auch mal an einem Punkt in ihrem Leben...
Hereditary - Das Vermächtnis Kritik
Annie (Toni Collette), ihr Mann Steve (Gabriel Byrne) und die beiden Kinder Peter (Alex Wolff) und Charlie (Milly Shapiro) haben zuletzt keine guten Zeiten durchgemacht: Annies bettlägerige Mutter erforderte viel Aufmerksamkeit und ihr Ableben war nur eine Frage der Zeit. Nur, so traurig der Moment, so befreit wirkt Annie auch zugleich, denn ganz so leicht hatte sie es mit ihrer Mutter offenbar nie. Als kurz darauf ein neuer Schicksalsschlag die Grahams trifft, droht der fragile Zusammenhalt ganz in sich zusammenzustürzen. Und plötzlich passieren Dinge, die alle überaus unvermittelt treffen und ihren Glauben in Normalität erschüttern. Doch was ist schon normal...?
Trailer zu Hereditary - Das Vermächtnis
Hereditary, was mit "erblich" oder "angeboren" übersetzt werden kann, ist der erste abendfüllende Spielfilm von Ari Aster, der zuvor nur als Regisseur und Autor von Kurzfilmen in Erscheinung getreten ist. Prompt trumpft er mit Toni Collette und Gabriel Byrne, zwei äußerst versierten Schauspielern, auf und legt ein vielgelobtes Debüt hin. Dabei tendiert der Film stets zwischen genial und Wtf?, wobei die Abkehr von der x-ten Ghoststory bzw. Fortsetzung allein schon ein Lob wert ist.
Besonders positiv fallen teils die kompromisslosen und überraschenden Momente auf, die nach dem beschaulichen Einstand plötzlich an Fahrt aufnehmen. Gerade eine Szene, die geschickt aus einer Direktaufnahme und dann wiederum aus abseitigen Bildern mit dem schockierten Gesichtsausdruck einer Person spielt, steuert viel zur unheimlichen Stimmung in diesem Film bei. Nicht zuletzt wird der Gesamteindruck durch teils irre (Hintergrund-)Geräusche und enervierende Melodien noch verstörender.
Viel trägt hierzu speziell eine Person bei und das ist Toni Collette in ihrer Mutterrolle. Ihre eindringliche Leistung ist oscarwürdig: Berührt, verstört, verunsichert. Äußerst intensiv, und umso wirksamer vor dieser fragwürdigen Familiengeschichte, die sich erst nach und nach entblättert. Der großartige Daniel Byrne, in seiner Rolle als letztes souveränes Verbindungsglied der Grahams fast nur Staffage. Schlussendlich sind auch Wolff und Shapiro sehr überzeugend und so kann man, was die Besetzung angeht, keinen Makel ausmachen.
Hereditary - Das Vermächtnis ist ein starkes Psychospielchen mit absolut bizarren Momenten und Überraschungen. Als wir den Film sehen, saß eine Gruppe Teenager nicht weit, die sich teils köstlich erschrocken und gruppendynamisch amüsiert haben - dabei folgt der Film nicht dem typischen Muster billiger Schreckmomente. Ein wenig verwirrt mag man sich fühlen und fragen, was man da eigentlich grade gesehen hat, aber alles in allem ist Asters Hereditary - Das Vermächtnis ein wirklich cooler Horrorbeitrag, der sich ohne Weiteres zu Überraschungen wie It Follows, The Visit oder Get Out gesellen kann, die das Genre ohne die immer gleiche Story bereichert haben.