
Bewertung: 4 / 5
Die Schuhe sind sauber, der Revolver poliert, das Pferd gekämmt. Wir sind bereit für unsere Suche nach Horizon, dem versprochenen fruchtbaren Land voller Möglichkeiten! Nachdem wir Kevin Costner’s Auftakt zu seiner Western-Saga gesehen haben, überlegen wir uns das lieber noch einmal. Denn Horizon wartet mit allerlei Gefahren auf, die wir aus dem Genre so kennen. Feindselige amerikanische Ureinwohner, eine Bande zwielichtiger Ganoven und die Fauna der tückischen Wüste. Genauso traditionell und klassisch verhält sich der gesamte Film über die stolze Laufzeit von 181 Minuten. Klassisch, romantisiert, ein echter Western.
Wir schreiben das Jahr 1861 in New Mexico. Während die weißen Pioniere die westlichen Gebiete des Landes erschließen und dabei auf Widerstand der Apachen stoßen, verübt eine Frau ein Attentat auf ihren verhassten Mann und befindet sich fortan auf der Flucht vor seinen Söhnen, den gefürchteten Sykes-Brüdern. Der von Kevin Costner gespielte Hayes Ellison wird unfreiwillig in diese Fehde hineingezogen und so entspinnt sich eine aufbrausende Geschichte mit vielen weiteren Figuren und weiteren Handlungssträngen. Der Grundstein für ein komplexes Western-Epos ist gelegt.
Trailer zu Horizon
Der Auftakt zu dieser von Kevin Costner lang geplanten Saga stellt sich dabei als sehr gelungener Film heraus, der zwar alle bekannten Klischees des Western bedient, durch seine interessanten und sympathischen Figuren damit aber überzeugen kann. Das Ensemble an Figuren besteht auch aus einem durchaus namhaften Cast. Neben Kevin Costner als Hayes, erwarten euch Sam Worthington als Oberleutnant Gephardt, Danny Huston als Colonel Houghton, Sienna Miller als Frances Kittredge, Abbey Lee als Marigold, Jamie Campbell Bower als schurkischer Bruder Caleb Sykes und viele weitere. Trotz der Menge an Handlungsorten und Figuren bewahrt der Film stets die Übersicht, sodass wir Zuschauer nicht erschlagen werden von diesem üppigen Ensemble.
So sehr uns die Charakterzeichnungen der verschiedenen Figuren auch gefallen hat, so stereotypisch ist sie auch. Jede Figur handelt teils sehr vorhersehbar und Überraschungen in der Handlung sind rah gesät. Es ist eben eine romantisierte Form des Western, die zumindest im ersten Teil wenig Platz für neue Ideen lässt. Wir können uns allerdings gut vorstellen, dass uns im kommenden zweiten Teil mehr Überraschungen erwarten werden. Genauso erhoffen wir uns dort mehr von Kevin Costner selbst sehen zu dürfen, denn dieser ist hier noch alles andere als eine klare Hauptfigur. Er taucht erst nach ungefähr einer Stunde im Film überhaupt auf. Insgesamt tut dies dem Film jedoch kein Abriss, da er mehr als genug Figuren etablieren und ihre Handlung und Konflikte ins Rollen bringen muss.
Diese Konflikte haben es dann wiederum durchaus in sich. Direkt zu Beginn werden wir Teil einer packenden Actionsequenz, die wir so bald sicher nicht vergessen werden. Auch die Musik untermalt den Western sehr passend und lässt uns geradezu in der Atmosphäre versinken. Wenn Hayes mit Caleb einen Hügel hochläuft und der Ton des Gesprächs sich zwischen den beiden zunehmend verschärft, fühlen wir uns als würden wir in den Sitz gepresst werden. Diese Spannung kann Horizon aufgrund seiner Laufzeit leider nicht komplett aufrechterhalten. Für einen doch sehr vorhersehbaren ersten Teil ging uns der Film sogar gute 20 Minuten zu lang. Hier wäre weniger mehr gewesen und hätte die Zeit im Hand und drehen verfliegen lassen.
Nach Der mit dem Wolf tanzt und Open Range, zeigt Kevin Costner mit Horizon erneut, wie viel er eben auch als Regisseur und Drehbuchautor auf dem Kasten hat. Umso trauriger sind wir über den schwachen Start des Films in den USA, dort hat der Streifen bisher lediglich 11 Millionen US-Dollar eingespielt. Nach dem Erfolg seiner Serie Yellowstone, ist dies durchaus ein wenig verwunderlich. Costner selbst hat 38 von den 100 Millionen US-Dollar Budget der ersten beiden Horizon-Teile aus eigener Tasche ausgelegt und zusätzlich noch die Marketing-Kosten tragen müssen. Daher hoffen wir, dass die Zuschauerzahlen sich noch aufraffen können, denn wir würden durchaus sehr gerne ihn auf seine vierteilige Saga durch den Wilden Westen begleiten.
Horizon erfindet das Rad zwar nicht neu und bedient sich bei den klassischen Motiven des Western, doch tut er das durch den Aufbau von charmanten Figuren mit interessanten Konflikten, die früher oder später zusammengeführt werden. Dabei bildet der Film den Auftakt für den zweiten Teil, der momentan noch für den 07. November angesetzt ist und verzichtet darauf, eine in sich abgeschlossene Geschichte zu erzählen. Dies kann nach der Laufzeit von 181 Minuten durchaus unbefriedigend wirken, doch stachelte es unsere Vorfreude auf Teil zwei nur umso mehr an. Horizon kommt am 22. August in die deutschen Kinos, während er in den USA bereits gestartet ist.
Wiederschauwert: 40 %
