
Bewertung: 4 / 5
Nach einem misslungenen Geschäft flieht Dr. Henry „Indiana“ Jones (Harrison Ford), zusammen mit seinem Weggefährten Shorty (Ke Huy Quan) und der Sängerin Willie Scott (Kate Capshaw) aus deinem Nachtclub. Mit einem Flugzeug landen sie dann unfreiwillig im indischen Urwald und erfahren, daß das Dorf unter dem Terror eines Kultes leidet. Dieser Kult habe die ganzen Kinder des Dorfes entführt und die heiligen Reliquien, die sogenannten Shankara-Steine entwendet. Deshalb, so glauben die Dorfbewohner, kommt auch kein Wasser mehr aus den örtlichen Brunnen. Weil Jones eine archäologische Sensation zu erkennen glaubt, machen sich die drei auf den Weg, die Kinder und Steine zu retten.
In vielen Kreisen, ob Fan, ob Kritiker oder auch anderen Kerngruppen hört man immer wieder davon, daß Indiana Jones und der Tempel des Todes der vielleicht beste Teil der Reihe ist. Natürlich eine legitime Meinung, wenngleich man sich dann schon fragt, wenn man das eben anders sieht, warum man mit seiner eigenen Meinung da nicht mitkommen kann. Denn tatsächlich ist diese Fortsetzung, die irgendwie auch ein Prequel darstellt, in gewisser Weise auch recht unangenehm und man könnte sogar so weit gehen und das Werk in einigen Belangen rassistisch nennen. Nun klar, auch der Film erklärt sich einiges dadurch, daß er eben eine Art Splittergruppe in Indien hauptsächlich in den Vordergrund rückt. Auch klar ist, daß Lucas und Spielberg hier sicherlich nicht behaupteten, die gesamte indische Kultur abzulichten. Und dennoch, es ist über präsent, wenn etwa Indiana Jones und seine Entourage zum Essen in den Palast des Maharadschas eingeladen werden, um unter anderem dort mit den höchsten Vertrauten und wichtigsten Staatspersönlichkeiten zu dinieren. Und was gibt es dann dort? Affenhirne, Insekten und Schlangenhäute. Ja klar, der Film darf sich diese Freiheiten nehmen und an Realismus sind die Indiana Jones-Filme so ohnehin eher semi gebunden. Doch auf der anderen Seite ist das doch irgendwie schwierig, weil es überdies, selbst wenn man es als reinen Gag verbuchen möchte, nicht wirklich lustig ist. Auch die Tatsache, daß ein weißer Retter die armen Kinder aus der Fabrik holt, ist natürlich aus heutiger Sicht äußert problematisch.
Trailer zu Indiana Jones und der Tempel des Todes
Und Humor ist ohnehin ein gutes Stichwort. Auch hier, der Film legt dahingehend nochmal eine ganze Schippe drauf. Zum einen, weil Spielberg das super lustig fand und zum anderen auch, weil die gesamte Prämisse eher ziemlich niederschmetternd ausfällt. Nun kann man über Humor bekanntlich streiten und es ist ja clever, daß man Drehbuch technisch versucht in Form der Sängerin Willie Scott eine Antithese zu Marion Ravenwood zu zeichnen. Im Kern also absolut richtig und ein toller Gedanke. Blöd nur, daß Kate Capshaw absolut nicht lustig, gar völlig untalentiert ist. Und da war das Frauenbild der beiden Herren Lucas und Spielberg durchaus schon mal besser. Nun will ich gar nicht darüber diskutieren, daß es solche Frauen nicht auch gäbe. Und ja, es ist gut, daß es vielseitige Charaktere im Leben, wie auch im Film gibt. Nur dient die Figur eben auch dazu, den Comicrelief zu geben, was ihr eindeutig nicht gelingt, denn sie ist weder sonderlich sympathisch, noch empathisch, noch intelligent, noch kümmert es einen, was aus der Figur wird. Und ohnehin gelingt es dem Drehbuch auch nicht immer, diese Art von Humor, mit der viel zu drastischen Geschichte zu vereinen. Das nimmt zwar nicht die Ausmaße moderner Blockbuster wie Thor: Tag der Entscheidung (2017) oder Star Wars: Die letzten Jedi (2017) an, ist aber in jedem Fall schon mal sehr schwierig, weil sich das eben viel zu sehr mit dieser Form von Geschichte beißt.
Nun ist es nachfolgend schon ziemlich schwierig alles Mögliche zu rechtfertigen, warum denn Indiana Jones und der Tempel des Todes trotz dessen ein überdurchschnittlich guter Film ist. Doch ich versuche es trotzdem mal. Denn tatsächlich kann man sagen, daß diese Fortsetzung zumindest gleich gut inszeniert wurde wie Jäger des verlorenen Schatzes (1981), wenn nicht sogar noch besser. Spielberg gelingt es eine unglaubliche Dichte zu inszenieren und dabei ebenso unglaubliche Bilder der Angst und Grausamkeit zu zeichnen. Spätestens wenn das Trio dem Kult in ihren Tempel folgt, ist da eigentlich nichts mehr von irgendeiner Form von freudvollem Leben. Zwar bleiben die Antagonisten im Vergleich zu den Nazis aus dem Vorgänger durchaus blass, doch zeichnet Spielberg hier ganz viele Bilder, die so surreal und brutal anmuten, daß sie auch aus einem Horrorfilm hätten stammen können. Wieder, wie auch im Original, geht es auch hier um den Konflikt zwischen Glauben und Wissenschaft. Das ist natürlich für aufgeklärte Geister auf den ersten Blick immer etwas komisch, doch genau daraus kann das Drehbuch seine Spannung ziehen. Und man muss das ja nicht unbedingt in der Realität verankern, wenn man eben so seine Probleme mit vermeintlich albernem Okkultismus hat. Interessant ist aber auch hier, daß eigentlich nur Zufälle, oder vielleicht eine göttliche Fügung die Geschichte überhaupt ins Rollen bringen. Denn ein inszenierter Flugzeugabsturz durch einen alten Rivalen sorgt ja erstmal dafür, daß Indy und der Rest in Indien abstürzen.
Unterschwellig, besser gesagt nicht zentral arbeitet dieser Film dann dennoch einige Themen ab, die aktueller kaum sein könnten, besser gesagt großer Teil geopolitischer Debatten sind oder zumindest sein sollten. Von Kinderarbeit, über den Hang, sich einer höheren Macht hinzugeben. Von Imperialismus über kulturelle Sensibilität, der Themenkomplex ist breit gefächert und dadurch zeigt der Film aber auch gekonnt auf, wie schwer da ein Dialog stattfinden kann. Ob man die Briten nun wirklich als die Heilsarmee jener Tage zeichnen muss und ob es der Film gänzlich tut, daß ist sicherlich eine Frage, die es zu beantworten gilt. Vielleicht ist es einfach unglücklich. Doch darüber hinaus ist der Film eben auch primär Unterhaltung, die durchaus mit den Jahren reifen kann. Es ist vielleicht nicht der schlechteste Film der Reihe, definitiv aber auch nicht der Beste. Davon abgesehen hat man gleich zu Beginn des Films den Eindruck, Spielberg wollte unbedingt einen James-Bond-Film inszenieren. Auch das ist eine Tradition, in der sich beide Reihen gleichen. Indem sie nämlich zunächst völlig unwichtige Plots zu Beginn des Films setzten, etablieren sie die Figur als eine Art Mythos und unerreichten Diener des Staates. Bei Indy beruht das zwar mehr darauf, irgendwelche Artefakte aus anderen Ländern zu stehlen, als wirklich die Welt zu retten, aber diese Parallele ist schon auffallend.
Indiana Jones und der Tempel des Todes macht zu weilen großen Spaß, wenn man gewisse Dinge ausklammert. Es ist wohl der am besten inszenierteste Film der Reihe, der sich tonal auch noch mal deutlich vom Vorgänger unterscheidet. Das gelingt nicht immer, ist aber in seiner Ausführung zumindest zum großen Teil immer noch überdurchschnittlich und so macht der Film eine riesengroße Freude.
