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Invincible

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Beurteilung der ersten Staffel

Invincible Review

Invincible Review
4 Kommentare - 26.05.2021 von MobyDick
In dieser Userreview verrät euch MobyDick, wie gut "Invincible" ist.
Invincible

Bewertung: 4.5 / 5

Ich bin kein Fan von Kirkman. Das heisst nicht, dass ich ihn nicht mag, ich bin einfach kein Fan. Er ist ein Comic-Autor, dessen Werke ich einfach nicht wirklich kenne und daher auch nicht wirklich würdigen kann, als dass ich mich als Fan bezeichnen könnte. Er kam mit Walking Dead ganz gross raus, und da ich mit Zombies eigentlich nicht viel am Hut habe, bin ich auch seinen anderen Werken mehr unbewusst einfach aus dem Weg gegangen. Er hat zwar auch im Superheldenbereich kritisch gewürdigte Sachen geschrieben, aber da war ich eigentlich schon auf dem Absprung aus Comics bzw. habe mir schon mehr als nur einmal überlegt, was ich lese und was nicht. So kam es, dass Invincible nie auf meinem Radar war.

Hinzu kommt, dass seine Zombieserie spätestens mit Negan - auch wenn mann die Serie nicht verfolgt - eine ganz neue "Qualitätsebene" erreichte, die man auch so mitbekam, nämlich das Gorefestival. Ich weiss nicht ob es stimmt, aber das bekam man irgendwie mit. Und ja, ich mag es auch nicht, wenn das Bildmaterial verstümmelt und geschnitten wird - von irgendeiner abstrusen Kontrolleinheit - aber ich habe nichts dagegen, wenn es künsterlisch gerechtfertigt ist, dass nicht unbedingt drauf gehalten wird, wenn es übermässig brutal wird. Es ist nicht von ungefähr ungemein effizient, wenn man nicht sieht, was mit dem Bleistift in Dark Knight passiert, oder wie der Joker jemandes gescht aufschneidet, oder wenn man nicht sieht was im Karton am Ende von 7 drin ist. Ich brauche es nicht, dass man das alles en Detail sieht, es gibt auch andere Wege zu zeigen, dass Gewalt nicht schön oder angebracht ist, als es bis inskleinste Detail auszukosten und sich voyeuristisch dran zu laben.

Trailer zu Invincible

Wie gesagt, ich bin kein Fan von Kirkman und für mich gehörte er von Hörensagen und allem was ich über (nicht von ihm) ihn gelesen hatte, gehörte er in die (zwar halbwegs intelligente) Kategorie der Gorelieferanten.

Von daher hatte ich auch nie vor Invincible zu schauen, denn auch die Prämisse fand ich schon gelinde gesagt etwas abgedroschen: Superman ist eigentlich böse und sein Sohn ist ein Idealist, der sich ihm in den Weg stellt. Wenn man sich die jüngere (will sagen die letzten 30 Jahre oder so) Comicgeschihcte anschaut, wurde dieses Thema bereits diverse Male von diversen Comicautoren in und außerhalb von DC zigfach durchgespielt, sei es Injustice, sei es Irredeemable und wie sie auch immer heissen mögen. Der einzige große Unterschied war, dass dieser Superman eher wie JJ Jameson aussah (inkl. Chefredakteurs-Schnurrbart), weshalb wohl auch niemand anderes in Frage kam als JK Simmons für die Stimme dieses Mannes.

Aber wir haben ja nunmal eine pandemie und lungern mehr schlecht als recht irgendwie zu hause rum und es läuft immer weniger was man sich anschauen kann, also dann, eine Folge kann ja nicht schaden, wenn es schlecht ist, bin ich so schnell wieder raus, bevor einer Jupiters Legacy sagen kann.

Erste Überraschung: Obwohl es sich um eine Zeichentrickserie handelt ist jede einzelne Folge mindestens 45 Minuten lang, das war schonmal ein Schocker, da ich also doch mehr Zeit investieren musste. Verdammt!

Zweite Überraschung: Am Anfang ist dieser Superman-Verschnitt ja wirklich noch ganz lieb, hmm, könnte doch interessant werden.

Mal dranbleiben: Die Story selbst war schön optimistisch gehalten aus der Perspektive des jungen Helden und daher auch nicht wirklich so gewalttätig wie befürchtet. Im gegenteil, es fühlte sich wirklich wie eine schöne altmodische Superhelden- Coming-of-Age Story an, die ihr Quellmaterial wirklich gut kennt und einerseits Hommage andererseits konsequente fröhliche Weiterführung des Konzepts war. ja, bis kurz vor Ende der ersten Folge hatte mich die Serie gepackt, denn es wurde prinzipiell alles schonmal dagewesene gut verrührt und in einem seichten Cocktail fürs Nebenher schauen gut in Szene gesetzt. Bisher grundsolide 6-7 Punkte Aspirant und weiter schauen garantiert.

Dann kommt das ende der ersten Folge: Scheideweg!

Hier entscheidet sich ob du dranbleibst an der Stärke deines Magens, denn was da folgte war erstens nicht von schlechten Eltern gewalttechnisch, aber zweitens auch völlig unnötig brutalisiert inszeniert. So detailliert und auf Gore bedacht habe ich noch keine Mainstreamsuperheldenserie in Szene gesetzt gesehen, und wäre das eine Realserie, würde das sicherlich für ab 18 oder den Index reichen. Was einerseits für viele wie eine Begründung klingen mag, die Serie zu schauen, ist eigentlich als Warnung gedacht. Denn ganz ehrlich, es ist nicht nötig, es so zu inszenieren.

Wie dem auch sei, die Inszenierung selbst dieser Action-Szenen sind über jeden zweifel erhaben und reissen ungemein mit. Wie man sehen kann, sehr ambivalent. Undplötzlich merkt man, dass die Anzeichen schon die ganze Zeit da waren, man es aber nicht wahrgenommen hat, da man als Superheldenkonsument eben was völlig anderes gewöhnt ist. Insofern zieht die die Serie erstmal den Boden unter den Füssen weg.

Das was die Serie aber im weiteren Verlauf noch mehr als die brutale Inszenierung der Actionszenen auszeichnet ist die komplett natürliche Einbettung ebenjener in die immer noch höchst optimistische Coming-of-Age Story und wie organisch sich das alles anfühlt. Die Stakes werden immer höher, keine der Stories wird zu Ende geführt, wir haben den typischen Parker-Effekt (Held als Highschoolschüler/Young Adult verausgabt sich im heldenwirrwarr auf Kosten seiner Freundschaften etc.) gepaart mit dem erwachseneren Mature-Content (Hellboy, Gewaltüberspitzung etc.)

Und dann haben wir endlich das Finale dieser Staffel und das setzt der ganzen Gewaltchronik aber sowas von die Krone auf, das muss man schon gesehen haben, um es zu glauben. Das ist an schonungsloser Brutalität und gleichzeitiger Emotionalität einfach kaum zu überbieten.

Das ist keine leichte oder seichte Kost, das ist harter Tobak, massenkompatibel trotz enorm hohem Gore-gehalts umgesetzt, der zudem Fragen aufwirft, die der normale Superheldenfilm oder - Serie eben immer höchstens streift.

Wenn manche Leute das Finale von MoS mit dem Ende hier vergleichen und sagen, dass Invincible all das richtig macht, was MoS damals falsch machte, dann ist das einerseits richtig, aber andererseits auch trotzdem falsch, denn wir haben es mit einem Gewaltporno höchster Güte zu tun, der einfach in der letzten Folge immer den einen Schritt zu weit geht, und dann noch einen Schritt weiter.

Und trotzdem gelingt es der Serie auf einer höchst optimistischen Note zu enden.

Auch nach dieser absolut überragenden ersten Staffel bin ich weiterhin kein Fan von Kirkman, und ich weiss auch nicht, wohin die Reise führen wird. Er hat aber interessante Ansätze, seine Geschichte hat hand und Fuss und man erkennt, dass er einen großen Plan hat, so viele Nebenkriegsschauplätze wie erin diesen wenigen Folgen schon eröffnet hat und alles noch im Blick behält. Vielleicht überzeugt er mich ja im gesamtkontext langfristig gesehen.

Ach ja, noch ein kleiner Vergleich zum einzigen derzeit vergleichbaren Produkt der Dekonstruktion des Superheldengenres in serieller Form, ironischer weise auch bei Amazon beheimatet: The Boyz. Letztgenannte Serie nimmt sich selbst nicht wirklich zu ernst und ist teilweise auch sehr forciert zynisch und schwarzhumorig. Invincible ziehe ich derzeitiger Stand deutlich vor, da wir hier einen wirklich ernsthaften Ansatz fern jeglicher Ironie haben, der eine extrem gewalttätige Welt zeigt, in der unsere Identifikationsfigur sich bisher beharrlich geweigert hat, seinen Optimismus zu opfern. Und genau darum geht es ja in allen Superheldenserien: Nie die Zuversucht und den Glauben an das Gute zu verlieren.

Wie gesagt bisher gelingt dies trotz der teilweise unnötigen Härte überraschend gut: Erste Staffel bekommt 9 Punkte (etwas weniger grafische Gewalt und 10 wären im rahmen drin gewesen für diese Auftaktstaffel)

Invincible Bewertung
Bewertung des Films
910

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4 Kommentare
MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
13.11.2021 14:46 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.103 | Reviews: 102 | Hüte: 633

@ Moviejones

Spam-Flut!

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

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MobyDick : : Moviejones-Fan
26.05.2021 12:23 Uhr
2
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Eingeschränkte Empfehlung wink

Dünyayi Kurtaran Adam
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