
Bewertung: 2 / 5
Gestern war ich im Kino und habe mir Jurassic World – Die Wiedergeburt angesehen. Nun möchte ich meine Gedanken in meiner zweiten Kritik einmal zusammentragen.
Vorab möchte ich auf einen Satz eingehen, den ich im Vorfeld oft gehört habe: dass dieser Film „der Beste der Schlechten“ sei – und das ist er für mich nicht. Selbst Dominion zeichnete sich für mich durch den Mut aus, etwas Neues ausprobieren zu wollen. Die Filmreihe steht in meinen Augen an einem Punkt, an dem sie entweder dafür kritisiert wird, immer dasselbe zu wiederholen, oder eben dafür, nicht mehr den Kern der Reihe zu treffen. Unter diesem Gesichtspunkt konnte mir auch Dominion noch etwas geben, auch wenn ich ihn natürlich nicht für einen starken Teil der Reihe halte.
Trailer zu Jurassic World - Die Wiedergeburt
Nun aber zum siebten Eintrag ins Franchise.
Wenn es um Jurassic Park/World geht, möchte ich gar nicht wie der nörgelnde Onkel wirken, der ständig an der Story herummeckert. Am Ende war ich immer der Meinung: Ich möchte einfach Dinos auf der Leinwand sehen. Dass ich also keinen zweiten Jurassic Park bekommen würde, war mir klar – und das waren auch überhaupt nicht meine Ansprüche (auch wenn im Vorfeld keine Gelegenheit ausgelassen wurde, zu betonen, wie sehr dieser Teil ein Liebesbrief an den ersten sein soll). Ich reite auch gern auf Logiklöchern herum, kann diese aber – wenn ich gut unterhalten werde – zumindest gewollt übersehen. Und genau hier drücke ich mal ein ganz großes Auge zu und reite nicht auf der Szene mit dem Segelboot, der Familie und dem Unterwasser-Dino herum. Dennoch sollten einige Grundprämissen erfüllt sein.
Wenn sich also extrem große Dinos in einer ganzen Herde in brusthohem Gras verstecken können, ein schlafender T-Rex aus dem Nichts auftaucht, weil er anscheinend hinter einer Hecke gelegen hat, die erstaunlicherweise schalldämmend war – denn sein Schnarchen hörte man natürlich erst genau in dem Moment, als er im Bild zu sehen war – oder ein sechs Meter großer Flugsaurier zwei Meter neben jemandem landet, ohne dass es jemand bemerkt, dann kann ich das nicht einfach ohne Augenrollen hinnehmen. Und von solchen Situationen – mit oder ohne Dino – gibt es einige in diesem Film. Ich verzichte mal aus Spoilergründen darauf hier noch mindestens2 weitere aufzuzählen.
Ich weiß auch gar nicht so recht, wie ich all das, was mir darüber hinaus missfällt, in Worte fassen soll. Bisher gab es immer eine gewisse Co-Existenz zwischen den Menschen und den Dinosauriern, immer wieder Momente, die das Staunen über diese Wesen in den Mittelpunkt gestellt haben. Auch die Machart hat sie für mich greifbarer gemacht. Selbst in der Jurassic World-Trilogie habe ich im Making-of gesehen, wie noch Modelle und animatronische Dinosaurier in gewissen Szenen verwendet wurden. Klar wurde zusätzlich viel CGI eingesetzt – und ich kann nicht beurteilen, in welchem Verhältnis das geschah – aber in dieser Trilogie hat es für mich noch funktioniert.
In Die Wiedergeburt sind die Dinos nur noch Mittel zum Zweck, bloße Gefahrenquellen, und sie wirken auf mich wie lieb- und seelenlose CGI-Ausgeburten. Sie tauchen lediglich auf, um den Protagonisten die Reise zu erschweren. Und klar, auch in den bisherigen Filmen ist das natürlich ein großer Teil, aber da geschah es irgendwie – naja – harmonischer und mit einem gewissen Charme, der mir hier einfach fehlt. Die ein, zwei Szenen, in denen so etwas wie Staunen oder Bewunderung vermittelt werden soll, funktionieren für mich einfach nicht – wie eben diese Sequenz, in der riesige Dinosaurier sich angeblich in brusthohem Gras verstecken können, was einfach völlig unglaubwürdig wirkt und mir nur ein Augenrollen entlockt. Ich möchte anmerken, dass auch ich – wie Scarlett Johansson – 1,60 groß bin und daher aus eigener Erfahrung weiß, wie real der Struggle für jemanden, der nicht so groß wie ein Dino ist, sich in für uns brusthohem Gras zu verstecken.
Vielleicht liegt mein fehlender Zugang zu den Dinosauriern hier auch daran, dass hier auf Film gedreht wurde und sie im Kontrast dazu einfach zu glattgeleckt wirken. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall hat das dafür gesorgt, dass ich keinen richtigen Bezug zu ihnen aufbauen konnte.
Von den Mutationen ganz abgesehen: Als der Indominus Rex in Jurassic World auftauchte, konnte ich das noch nachvollziehen. Der Mensch will Gott spielen, und sobald er sich an den gewohnten Dinosauriern sattgesehen hat, liegt es nahe, künstlich neue Arten zu erschaffen, um mehr Geld zu verdienen. Das war eine Brücke, über die ich mitgehen konnte, und er sah zumindest irgendwie aus wie ein Dinosaurier, den es so oder so ähnlich hätte geben können.
Aber der D-Rex ist wirklich nicht einmal annähernd etwas, das wie eine Urzeitechse aussieht. Wenn ich im Kino das Bedürfnis habe, meinen Pokéball auf die Leinwand zu werfen, läuft doch irgendetwas schief.
Zur Besetzung: Ich habe mich auch auf Scarlett Johansson und Mahershala Ali gefreut. Beides gute Schauspieler, und ich war wirklich gespannt, was sie diesem Franchise hinzufügen können. Die Antwort ist: leider nicht viel. Und das liegt nicht am Schauspiel – das mochte ich tatsächlich sehr gern (obwohl die Synchro hier und da auch ziemlich abenteuerlich war, aber das kann man dem Film nur bedingt anlasten). Vielmehr war mir alles rund um die Protagonisten vollkommen egal. Es wirkte so belanglos. Die Figuren haben für mich kein Charisma ausgestrahlt, das ich in einer Fortsetzung unbedingt noch einmal sehen müsste. Besonders einer der jüngeren männlichen Hauptcharaktere war in meinen Augen ganz schrecklich geschrieben – als hätte ein Mittsiebziger versucht, einen Gen-Z-Charakter zu entwerfen. Völlig drüber, völlig überzeichnet und gnadenlos daneben. Ja, man wollte vielleicht einen Kontrast schaffen, aber das war wirklich zu viel des Guten. Auch das wirkte auf mich im ersten Jurassic World und bei dessen Figuren noch ganz anders. Aber hier gehen die Geschmäcker wahrscheinlich ebenfalls auseinander.
Das war wirklich ein Film, auf den ich mich gefreut habe. Nicht, weil ich einen Oscar-Kandidaten erwartet habe, und auch nicht, weil ich auf einen neuen Lieblingsfilm gehofft habe – sondern einfach, weil ich in diese Welt eintauchen und mich gut unterhalten lassen wollte. Aber das ist dem Film leider nicht gelungen, und mehr als zwei Sterne kann ich hier auch nicht vergeben. Auch wenn sicher ein Stück Enttäuschung in diese Bewertung mit hineinspielt.
