Bewertung: 3 / 5
Als die Familie McCallister kurz vor Weihnachten in den Urlaub fliegen will vergessen die Eltern eine nicht unwesentliche Sache, nämlich ihren Sohn Kevin (Macaulay Culkin). Dieser hatte sich nach einem Streit in der Familie zurückziehen müssen und verbringt nun die Tage allein zu Haus. Das verlassene Haus ruft die Einbrecher Harry (Joe Pesci) und Marv (Daniel Stern) auf den Plan, die sich an den Wertsachen der Familie bereichern wollen. Dabei haben sie allerdings nicht mit Kevin gerechnet.
Als jemand der als Kind nicht in Berührung mit diesem moderen Klassiker gekommen ist, habe ich wenig emotionale Bindung an den Film und prinzipiell kein Gefühl der Solidarität Kevin, oder den anderen Charakteren gegenüber. Dennoch sind mir einige Dinge aufgefallen bei denen ich verstand, warum dieser Film so vielen Leuten gefällt und man ihn schon als moderen Klassiker verstehen kann. Zum einen ist es Macaulay Culkin selbst, dessen Schauspiel im Film einfach fabelhaft ist. Seine Präsenz, sein Timing, aber auch seine Mimik in den ernsteren Szenen sind einfach On-Point. Er konnte diesen Film einfach tragen, was man durchaus nicht über jeden Kinderdarsteller sagen kann.
Allerdings sehe ich auch deutliche Schwächen im Film. So sind Chris Columbus und John Hughes als Duo eigentlich eine Kombination, von der ich viel erwartet habe. Zum einen weil Harry Potter und der Stein der Weisen der erste Kinofilm war, den ich jemals sah, ich mit den Charakteren aufgewachsen bin und Columbus Detailverliebtheit einfach schätze, zum anderen aber auch, weil John Hughes mit Breakfast Club einen meiner absoluten Lieblingsfilme hevorbrachte und einfach eine phantastische Sensibilität Jugendlichen gegenüber hatte, die ich bei so vielen Produktionen schmerzlich vermisse. Kurz um: Diese Kombi musste eigentlich zünden.
Und zu Beginn tut sie das auch. Gerade in Interaktion mit der Familie ist Kevin wirklich witzig und man fiebert mit ihm mit. Das ist wohl dem geschuldet, daß die Bestrafung durch seine Familie einfach auch ungerechtfertigt ist. Zudem spührt man in manchen Bereichen dann auch das anarchische, das rebellische was eindeutig Hughes Handschrift entspricht.
Doch dann im zweiten Akt fällt der Film irgendwie in sich zusammen. Es zieht sich unglaublich. Kevins Einkaufstrip und so ziemlich jede Interaktion mit Erwachsenen mündet in den immer gleichen Gags wie "Oh, aber sag mal wie alt bist du?" Das wird nach einer Weile recht monoton und es hätte dem Film vermutlich gut getan, wenn man Kevin entweder noch eine weitere Figur zur Seite gestellt hätte, oder das Pacing ein wenig nachgezogen hätte.
Und dann kommt es zum ultimativen Showdown mit Harry und Marv. Dort bleibt dann auch nur noch wenig zu lachen. Denn Kevin baut sein Haus zu einer Bastion mit Fallen um. Und diese Fallen münden in einer Gewaltorgie, die einfach nicht mehr schön anzusehen ist. Viel zu oft erwische ich mich dabei, wie mir denke "Puh, alter ist das heftig." Ja, der Film schafft es nicht, die Gewalt zu ästhetisieren, geschweige denn lustig zu gestalten. Dann bekommt Joe Pesci irgendwas in seine Weichteile und krümmt sich vor Schmerzen und ich soll das lustig finden. Das ist einfach platt. Ich kann es nicht genau definieren, aber Tatsache ist, dass ich es einfach nicht mehr lustig fand. Das soll aber nicht bedeuten, dass ich mit den Antagonisten symphatisiere, sondern das der Film viel zu wenig aus seinem eigenen Setting macht.
Die Gags gehen dann auf Kosten von Kevin, der ein Kind ist, und den beiden Antagonisten, die irgendwie dumm sind. Das mag für eine gute Stunde ausreichen, streckt sich aber zu sehr, als das mich der Film weiter in den Bann ziehen kann.
Und so komme ich zu dem Schluß das ich den Appeal verstehen kann und auch grundsätzlich dem Film positiv gegenüberstehe. Culkin ist super als Kevin und Hughes Handschrift ist deutlich spürbar. Aber irgendwann zerfällt das Konstrukt: Zu lang, zu brutal und Joe Pesci gibt sich für ziemlich grenzwertige Gags hin, die ihm jedwede Würde nehmen. Anarchisch, doch ohne Klasse.