Bewertung: 5 / 5
Meine erste Kritik widme ich einem meiner absoluten Lieblingsfilme: Peter Jacksons KING KONG. Hier hat sich Jackson seinen Kindheitstraum erfüllt. Das Original von 1933 hat in ihm bereits in jungen Jahren die Liebe zum Film geweckt und ihn zu einem der passioniertesten Filmemacher unserer Zeit werden lassen. Man merkt diesem Streifen in jeder Minute an, wie leidenschaftlich Peter Jackson hier zu Werke gegangen ist. Er präsentiert uns eine detailverliebte Homage an das Original, aus welchem er sogar komplette Dialoge übernommen hat. Allerdings reizt er die Story auch bis ins Maximum aus und fährt hier alles auf was die heutige Tricktechnik aufzubieten hat. Und so erwartet uns hier ein echtes Effektespektakel. Jackson verhält sich regelrecht wie das Kind im Bonbonladen: hier noch einen Dino und noch einen davon..., und diese Vielzahl an Riesenechsen weiß er auch gekonnt in Szene zu setzen, denn dieser Film hält wahrlich was uns bei Emmerichs Godzilla nur versprochen wurde: "size does matter" Story: Dank Perfektionist Jackson, wird uns hier keine Neuinterpretation in der Gegenwart vorgesetzt. Stattdesen bekommen wir King Kong serviert, wie ihn die Macher des Originals wohl erträumt haben. Peter Jackson hält sich penibel an die Urgeschichte, welche auch keiner Neuerungen bedarf, da sie eine der schönsten und komplettesten Abenteuergeschichten allerzeiten ist. Ein echter Klassiker eben und im groben wohl den meisten bekannt und auch schnell umrissen: 1933 New York zur Zeit der großen Depression. Der skrupellose Filmemacher Carl Denham (wunderbar verkörpert von Jack Black) trifft auf die arbeitslose Schauspielerin Ann Darrow (Naomi Watts) und macht ihr aus der Not heraus ein Angebot, welches sie nicht ablehnen kann: Die Hauptrolle in seinem Abenteuerfilm in Singapur. Zusammen mit dem couragierten Bühnenautor Jack Driscoll (Adrien Brody), dem selbstverliebten Schauspieler Bruce Baxter (Kyle Chandler), dem geheimnisvollen Captain Englehorn (Thomas Kretschmann) und seiner illustren Crew des Dampfers S.S. Ventura, machen sie sich auf, in das Abenteuer ihres Lebens. Mit Hilfe einer alten Karte finden sie Denhams tatsächlichen Drehort, Skull Island. Eine verborgene und mysteriöse Insel um die sich unheimliche Mythen ranken. Deren Eingeborene bereiten den ungebetenen Besuchern auch einen alles andere als gastfreundlichen Empfang, und entführen kurzerhand die für sie exotische weiße Frau, Ann Darrow, um sie dem König der Insel zu opfern. Dem riesigen Gorilla Kong. Natürlich begeben sich ihre Mitreisenden schnell auf eine Rettungsmission. Und so muß sich die bunte Truppe aus der Hochburg der Zivilisation New York, in den urzeitlichen Dschungel von Skull Island wagen, welcher sich schnell als menschenfeindlicher Ort, voller prähistorischer Kreaturen entpuppt. Während sich ihre Retter nun einer monströsen Bedrohung nach der anderen Stellen müßen, entwickelt sich zwischen der weißen Frau und King Kong eine emotionale Beziehung. Denn Ann erkennt, daß es sich bei dem Riesenaffen nicht um eine mordlüsternde Bestie, sondern um ein Tier mit kindlich, neugierigem Gemüt handelt. Und so entwickelt sich Kong schnell zu ihrem Beschützer, in diesem, seinem Dschungel. Kritik: King Kong war für mich der meisterwarteteste Film des Jahrzehnts. Diese tolle Abenteuergeschichte um einen monströsen Affen, welcher ganze Häuser zerstören kann, hatte schon als Kind meine Fantasie beflügelt. Und nun sollte sie also von dem Typen neuverfilmt werden, der diese epochale Herr der Ringe Trilogie abgeliefert hat, und dann noch in einer Großproduktion, mit einem der bis dato höchsten Budgets von 207 Millionen US-Dollar, welches Peter Jackson auch noch, mit größtenteils aus eigener Tasche finanzierten 32 Millionen US-Dollar, überzog. Meine Erwartungen waren also nicht geringer als King Kong endlich so zu sehen, wie ich ihn mir in meiner Fantasie immer vorgestellt hatte. Und ich wurde nicht enttäuscht. Mit dem 20er Jahre Hit "I’m Sitting on Top of the World", gesungen von Al Jolson, einem der allerersten Tonfilmstars überhaupt, und einigen Szenen des Lebens in New York zur Zeit der großen Depression, eröffnet der Film und entführt uns so direkt in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Peter Jackson nimmt sich erfreulich viel Zeit die Charaktere einzuführen und so gelingt es ihm gekonnt die Motivation der einzelnen Figuren glaubhaft und nachvollziehbar zu erzählen. Empfand ich die erste Stunde des Films beim erstmaligen schauen noch als etwas zu langatmig, so finde ich es rückblickend doch sehr angenehm, sich in aller Ruhe mit den Rollen vertraut zu machen bevor uns die Hauptattraktion präsentiert wird. Auch die Wahl der Acteure ist hervorragend, alle spielen ihre Rollen sehr überzeugend, allen voran Jack Black als Carl Denham. Und obwohl einige Charaktere zu klischehaft und überzeichnet wirken, macht das bunte und vielseitige Ensamble doch einen recht stimmigen Eindruck. Bereits bei der Ankunft auf Skull Island bekommen wir einen kleinen Einblick auf die Größe die uns hier erwartet. Und so wird die stürmische Landung durch geschickte Perspektiven zu einem der ersten optischen Höhepunkte. Als dann, die in bester B-Movie-Manier-kreischende, Ann Darrow vom haarigem Hauptdarsteller entführt wird, geht das Spektakel erst richtig los. Schnell merkt man, daß sich Jacksons Version des überdimensionalen Gorillas vom UrKong deutlich unterscheidet. Hier wird King Kong nicht mehr als Monster sondern als Tier mit grundlegenen Emotionen wie Freude, Wut, Trauer und Stolz dargestellt. Sein umfangreiches und überzeugendes Mimikspiel bekommt er dabei von Gollum-Darsteller Andy Serkis durch sehr beeindruckendes Motion-Capture verliehen. Und auch in Sachen Animation gehört der Star des Films zum Besten was man heute in diesem Bereich finden kann. Darüber hinaus spielt Mr. Serkis auch noch den raubeinigen Schiffskoch Lumpy in einer größeren Nebenrolle, welche dem Film zu einigen amüsanten Momenten verhilft. Das mysteriöse Skull Island bildet für mich das Herzstück des Films. Und bis zur Überwältigung der Bestie, bekommen wir hier auch eine Menge dieser verlorenen Welt zu sehen. Es ist schon eine wahre Freude zu erleben, wie sich scheinbar jedes einzelne Urzeitviech dieser Insel auf die Besucher stürzt. Besonders beeindruckend fand ich hier die Brachiosaurus-Stampede und Kongs atemberaubender Kampf gegen gleich drei Tyranosauren, welcher wirklich äußerst einfallsreich choreographiert und in Szene gesetzt wurde. Neben dem Finale, für mich das absolute Highlight des Films. Da fragt man dann auch nicht weiter nach, warum sich gleich drei ausgewachsene T-Rex, wegen eines solch kleinen Happens wie Miss Darrow, auf einen Kampf um Leben und Tod mit dem König der Insel einlassen. Zumal einer von ihnen gerade erst einen riesigen Saurier verdrückt hat. Erfreulich, daß uns hier die mühevolle Heimfahrt komplett erspart wird, da sie kaum zur Story beigetragen hätte und nur eine unnötige Länge im Film erzeugt hätte. Und so springt der Film, etwas abrupt, von der Gefangennahme Kongs auf Skull Island zum Broadway in Manhattan. Aber zurück in New York, geht es nicht weniger spektakulär zu. So gehört die Szene, in der Kong das alterwürdige Alhambra-Theater zerlegt, zu einer der besten des Films. Gefolgt von einer Verfolgungsjagd durch Manhattan und dem legendären Finale auf dem Empire State Building. Dem absoluten Sahnestück dieses Meisterwerks. Der letzte Kampf King Kongs mit den Doppeldeckern über der Skyline des 1933er Big Apple. Dieses Stück Filmgeschichte wird von Jackson ausgiebig zelebriert. Er kostet hier jede Minute voll aus und bietet seinem Star ein eindrucksvolles, bewegendes und gebührendes Finale. Allerdings hinterläßt so ein riesiger Affe auch ein paar Haare in der Suppe: Trotz der umfangreichen und durchaus gelungenen Einführung der Charaktere im ersten Drittel bleiben die Rollen allesamt recht eindimensional und berechenbar, denn die Charakterentwicklung weicht im weiteren Verlauf dem übergeordnetem Bombast und der Effekteorgie des Films. So wird den Figuren zwar die für die Story notwendige Tiefe gegönnt, allerdings aber auch nichts darüberhinaus. Allein der Rolle des Carl Denhem wird hier etwas mehr Tiefe zugestanden. Der übermäßige, von Vielen auch als Overkill bezeichnete, Einsatz an CGI fordert aber nicht nur bei der Charakterzeichnung seinen Tribut. Denn obwohl Peter Jacksons Effekteschmiede WETA hier wieder gewohnt hochklassige Arbeit ablegt, haben sich doch einige winzige Ausrutscher bei den Effekten eingeschlichen. So wirken einige eingefügte Hintergründe nicht perfekt abgestimmt und manche Dinos in einigen ihrer Bewegungsabläufe etwas unecht und holprig. Im Gesamteindruck aber, sind die Effekte und Animationen sehr gelungen. Die Kreaturen wirken allesamt sehr lebensecht und detailiert, der Dschungel erscheint realistisch und wild, und das New York der 30er Jahre bietet vor allem im Panorama einige sehr tolle Momente. Darüberhinaus wird dem Film auch gekonnt die nötige Größe, durch geschickt gewählte Kameraperspektiven verliehen. Sei es bei den monströsen Tieren Skull Islands oder den unglaublich tiefen Häuserschluchten Manhattans. Alles in allem ein von vorn bis hinten runder Film, welcher nicht weniger ist als die bestmögliche Umsetzung der fantastischen Geschichte von KING KONG. Für solche Filme ist Kino gemacht und nicht andersrum. Der extended Cut auf DVD und BluRay bietet sogar noch mehr Monster und satte 12 Minuten mehr Laufzeit, was die Gesamtlänge des Streifens auf stolze 192 Minuten hochschraubt. Und auch wenn die verlängerte Fassung nicht viel zur Story beiträgt und es sie somit vieleicht auch nicht gebraucht hätte, bekommt hier jeder Fan die größtmögliche Dosis dieser gigantischen Geschichte. Ich zumindest kann von Skull Island nicht genug bekommen und bin für jede zusätzliche Minute dieses Films dankbar. Anbeibemerkt bewegt sich das grandiose Bild und vorallem auch der brachiale Ton der BluRay auf absolutem Referenzniveau. Herr Jackson hat hier mal wieder alles richtig gemacht und wird wohl jedem Regisseur der sich in Zukunft an diesen Stoff wagen wollte, das Fürchten gelehrt haben. Ein bildgewaltiges Meisterwerk welches auch in zwanzig Jahren noch der King Kong-Maßstab sein wird, und daher nicht weniger als 20 von 10 Punkten!
King Kong Bewertung