
Bewertung: 3 / 5
Sechs Jahre nach dem sogenannten Texas Pornhouse Massacre versucht sich Maxine Minx (Mia Goth) in Hollywood einen Namen zu machen. Sie schlägt sich von Casting zu Casting, bis sie eine Hauptrolle in einer Horrorfilmfortsetzung der jungen und aufstrebenden Regisseurin Elizabeth Benders (Elizabeth Debicki) ergattert. Unterdessen ist ihr der Privatermittler John Labat (Kevin Bacon) auf den Fersen. Dieser versucht einen Zusammenhang zwischen Minx und dem Massaker auf der texanischen Farm herzustellen. Zudem macht auch noch ein Serienmörder seine Runden in Hollywood und hat es auf junge, aufstrebende Schauspielerinnen abgesehen.
Gute Filme sind rar, gute Horrorfilme noch rarer und gute Slasher kann man an einer Hand abzählen. Der Slasher ist ein Genre, daß sich eigentlich oberflächlich betrachtet nicht für tiefsinnige Analysen und Gedankenexkurse anbietet. Gleichwohl spielen diese Filme mit der amerikanischen Prüderie, sexueller Emanzipation, Emanzipation im Allgemeinen und mit dem klassischen Spannungsaufbau eines Thrillers. MaXXXine gehört in die Riege der Slasher, die zu den besseren gehören. Besonders in den letzten Jahren konnte man den Slasher mit Werken wie Happy Deathday (2017), Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot (2019), Scream (2022) oder auch It’s a Wonderful Knife (2023) wieder aufleben sehen. Klar, der übermäßige Hype ist mit einer handvoll Filmen natürlich noch nicht erreicht, gleichwohl haben all diese Filme – mal mehr, mal weniger – ihre Qualitäten zu bieten und man durfte von Ti West nach X (2022) und Pearl (2022) mit MaXXXine zumindest erwarten, daß er wahrscheinlich das Niveau seiner bisherigen Filmreihe halten kann. Doch wenn man den Film dann sieht, dann muss man leider feststellen, daß es zu einem gewissen Qualitätsabfall durchaus gekommen ist. Und dieser begründet sich hier vor allem dadurch, daß MaXXXine als Film relativ belanglos wirkt und wenig neue Einfälle aufbereitet. Es gibt hier keinen Gedanken, der so oder so ähnlich nicht schon aus den anderen Filmen entnommen ist. Klar, als Finale einer – noch – Trilogie, muss man eigentlich „nur“ Dinge zu Ende bringen. Doch die nuancierten Themen von einem prüden Amerika, über Emanzipation, bis hin anderen Themen wie medialer Sucht, sind alle nicht neu.
Wenn etwas neu in MaXXXine ist, dann ist es das Subgenre. Ein Giallo-Film. Thriller mit Whodunit-Allüren und zwischendurch eine ziemlich seichte Hollywood-Satire. Maxine Minx erhofft sich mithilfe einer zweifelhaften Horrorfilmfortsetzung den Sprung vom expliziten Film, zum Kino-Star. Man beobachtet hier eine narzisstisch angehauchte Diva, auf dem Weg zur Macht. Ti West zeichnet dabei ein Bild von Hollywood, daß mit Glamour und Edelmut nichts mehr zu tun hat. Das einzige, was hier in Licht getaucht wird, sind die Studios, wenn morgens die Sonne drauf scheint. Doch dazwischen erweckt der Film den Eindruck, man müsse für immensen Erfolg in Hollywood, ziemlich abgebrüht und menschenverachtend sein. Klar, daß lässt sich so auch auf andere Bereiche des Lebens und der Karriere einzelner Individuen übertragen. Doch originell ist damit so ziemlich kein einzelner Gedanke im Film. Zwischen den Zeilen werden immer wieder Verweise auf das Kino vergangener Tage gestreut, sodass auch West den Eindruck erweckt, als ginge sein Film nicht über einen gewissen cineastischen Snobismus hinaus. Ganz und gar erweckt der Film vor allem den Anschein, als sie dies eine noch härtere Variante von Once Upon a Time in Hollywood (2019). In diesem ging es auch viel um die melancholische Aufarbeitung vergangener Tage. Nun ist West aber in weiten Teilen durchaus radikaler als Tarantino. Immerhin distanziert sich MaXXXine weitestgehend von der Romantik und Liebe zum Film und zeichnet vornehmlich wahre Monster, die sich an einem Set bewegen.
Ein Großteil der Geschichte handelt aber letztlich davon, Morde aufzuklären und nicht selbst ermordet zu werden. So zumindest für die Hauptfigur Maxine Minx. Dabei macht der Film auch einen großen Abstecher in den Noir-Film, in welchem zweifelhafte, vermummte Gestalten mit Hut in der Dunkelheit umherstreifen. Die Anspannung gewinnt der Film letzten Endes dann daraus, daß man im Sinne von Scream – Schrei! (1996) überlegen muss, wer nun überleben wird und wer nicht, wer Täterin oder Täter ist und wer eben nicht. Und das ist bisweilen auch recht spannend, doch verliert sich auch nach einiger Zeit. Denn dann ist die Produktion eines Films wichtiger, als alles andere. MaXXXine mäandert so ein wenig zwischen diesen einzelnen Plots hin und her und möchte Satire auf Hollywood, Krimi und eine Kritik am amerikanischen Konservatismus in Form von religiösem Fanatismus sein. Denn auch darin mündet der Film so ein wenig. Nun muss man sagen, daß das natürlich immer schon Teil der X-Filmreihe war. Die Gegenüberstellung zwischen Progressivismus und Konservatismus wirkt aber irgendwann in den Film eingeschoben. Es erweckt den Eindruck, als sei das plötzlich Kern, wobei man am Anfang noch den Eindruck hatte, es ginge um etwas anderes. Ja, klar, daß ist dann überraschend und dennoch fehlt es hier klar an der Gegenüberstellung dieser Fronten. Die gibt es nämlich nur vereinzelt und das schadet dann irgendwie der großen Aufklärung am Ende. Gute Bilder findet West aber dennoch und es ist ja auch bezeichnend, daß dieser Kampf um die Seele Hollywoods auf den Hollywood Hills stattfindet. Das ist metaphorisch einfach, aber wirkungsvoll.
Allgemein entsteht aber dennoch Ernüchterung, weil man den Eindruck hat, daß MaXXXine mit seinem erstaunlich großen Cast so ein wenig über das durchaus nicht fehlerfreie Drehbuch hinwegtäuschen möchte. Die Frage darf ja gestellt werden. Braucht man für diese Rollen Schauspieler wie Kevin Bacon, Michelle Monaghan, Bobby Cannavale, Elizabeth Debicki oder Giancarlo Esposito? Vermutlich nicht. Und klar, natürlich ist es irgendwo schön, genau diese Menschen zu sehen und sie machen ihre Sache auch gut. Doch das rettet den Film eben auch nicht über Mittelmaß.
Nett gemeint und vielversprechend beginnt MaXXXine. Doch der Film verliert sich in all seiner Selbstüberschätzung. Ist brutal, um brutal zu sein. Ist freizügig, um freizügig zu sein und manchmal tatsächlich ein wenig langweilig. Das macht ihn immer noch nicht zu einem schlechten Film, der er auch nicht ist, aber ein zwingend notwendiges Werk ist das hier auch nicht.
