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More than Honey

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Mehr als ein Dokumentarfilm

More than Honey Kritik

More than Honey Kritik
0 Kommentare - 30.10.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4.5 / 5

"Wenn die Bienen von der Erde verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben", soll Einstein einmal gesagt haben. Warum das so ist und weshalb dieses oder ein ähnlich erschreckendes Szenario gar nicht mehr in so weiter Ferne liegt, zeigt der eindrucksvolle Dokumentarfilm More than Honey. Für den Schweizer Filmemacher Markus Imhoof, 1982 oscarnominiert für seinen Film "Das Boot ist voll", ist das Projekt auch eine Familienangelegenheit: Sein Großvater, so bekennt er aus dem Off, habe 150 Bienenvölker besessen.

Als Kind habe Imhoof nicht gewusst, dass er "den Blumen beim Sex zuschaut: Die Pflanzen können sich nicht umarmen, sie brauchen einen Liebesboten - eine Biene". So vermeintlich betulich beginnt More than Honey. Doch wer sich jetzt womöglich an seinen Biologieunterricht erinnert fühlt und einen einschläfernden Film über das Liebesleben der Biene befürchtet, befindet sich auf dem Holzweg. Stattdessen erwartet den Zuschauer ein komplexer, an aufwendige BBC-Naturdokus erinnernder Film über das Universum der Bienen, das mit dem unserem unauslöschlich verknüpft ist. Schließlich gäbe es Drittel von dem, was wir essen, ohne die fleißigen Flugarbeiter gar nicht!

Imhoof nimmt mit auf eine filmische Reise über vier Kontinente: Großimker Miller fährt mit seinen 15.000 Bienenvölkern über Tausende von Kilometern von einer Plantage zur nächsten. Wenn seine Bienen über riesigen Mandelbaumplantagen summen, reibt sich der Wanderimker die Hände: Das ist der Klang des Geldes! Gleichwohl gesteht er freimütig vor der Kamera, dass massiver Pestizideinsatz, Monokulturen, Stress und Antibiotika das Verschwinden der Bienenvölker beschleunigen.

Ganz anders der patriotisch verbohrte Schweizer Jaggi, dessen Bienen im allzu engen Tal letztlich an Inzucht elendig zugrunde gehen. In Österreich dagegen manipulieren Züchterinnen ihre Bienen, damit sie fleißig Königinnen produzieren. Diese werden dann auf dem seelenlosen Postweg lebendig verschickt.

In China schließlich stößt Imhoof auf ein Szenario, das einem Science-Fiction-Film entnommen sein könnte: Im Norden des Landes gibt es bereits keine Bienen mehr. Händler karren aus dem Süden Pollen heran, wo sie dann von einem Heer von Arbeitern auf jede einzelne Blüte getupft werden! "Die Bienen sterben am Erfolg der Zivilisation", resümiert Imhoof.

Ein Laborunfall, der sich in Brasilien ereignete, bei dem sogenannte Killerbienen entflohen, scheint die Antwort der Natur auf die Schäden zu sein, die der Mensch mit seiner totalitären Landwirtschaft angerichtet hat: In abermals spektakulären Nahaufnahmen stellt der Film ein Bienenvolk in Arizona vor, dem selbst die berüchtigte Varroa-Milbe nichts anhaben kann. Womöglich werden diese vom Menschen unabhängigen Tiere unsere Spezies überleben.

Nicht zuletzt die im Film ebenfalls dokumentierte außerordentliche (Schwarm-)Intelligenz dieser Tiere lässt den Zuschauer mit einem Gefühl zurück, das ebenfalls Einstein in treffende Worte gepackt hat: "Man kann Probleme nicht mit denselben Gedanken lösen, mit denen sie entstanden sind."

More than Honey bekommt 4,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Gabriele Summen)

More than Honey Bewertung
Bewertung des Films
910

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