Bewertung: 2.5 / 5
Warum Madame Joubert (Sandrine Kiberlain) ausgerechnet die hübscheste Spanierin auswählt, um die vakant gewordene Dienstmädchenstelle in ihrem gutbürgerlichen Pariser Haushalt zu besetzen, wird ihr Geheimnis bleiben. Monsieur Joubert (Fabrice Luchini) interessiert sich jedenfalls urplötzlich für das Schicksal der Frauen, die in der sechsten Etage seines pompösen Wohnhauses wohnen: Spanierinnen, die in den 60er-Jahren in Frankreich als Haushaltshilfen arbeiten. Regisseur Philippe Le Guay erzählt mit Nur für Personal! ein locker inszeniertes Sozialmärchen mit durchaus humorvollen Augenblicken, aber noch mehr süßlichen Gutmenschen-Klischees.
Jean-Louis Jouberts Interesse an den Lebensumständen der Dienstmädchen hat weniger etwas mit dem erwachenden sozialen Bewusstsein zu tun, sondern eher mit seinem persönlichen Verlangen nach Maria (Valeria Verbeke). Das ist zunächst weniger erotisch motiviert: Das Leben des spießbürgerlichen Investmentbankers ist eine Tretmühle, die bestimmende Farbe in seinem Alltag grau. Er gehört zwar zur besseren Gesellschaft. Allerdings lacht man in den feinen Kreisen nicht so gern. Stattdessen gilt es, Konventionen zu beachten.
Da kommen ihm die lebenslustigen Spanierinnen gerade recht. Er lässt ihre Latrine reparieren oder kümmert sich um neue Wohnungen. Zum Dank wird er wie ein Heiliger verehrt und in ihren Kreis aufgenommen. Unterm Dach darf er fröhlich und frei sein. Und sich immer mehr in Maria verlieben.
Philippe Le Guay serviert mit Nur für Personal! schwer verdauliche Stereotypen und überzieht sie mit sozialromantischem Zuckerguss. Zum Glück bleibt die gesellschaftliche Bestandsaufnahme dabei hübsch belanglos. Le Guay geht's nicht um den Klassenkampf, ihm geht's in einem prächtig ausgestatteten Kostümschinken um ein paar unterhaltsame und überraschungsfreie Kinominuten - mit Figuren, die zwar völlig überzeichnet, aber in ihrem Streben nach persönlicher Freiheit und privatem Glück durchaus sympathisch sind.
Nur für Personal! bekommt 2,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)