Bewertung: 3 / 5
Ocean-Mitglied Reuben Tishkoff (Elliott Gould) wird bei einem gemeinsamen Geschäft mit dem Casino-Mogul Willie Bank (Al Pacino) gnadenlos über den Tisch gezogen. Aufgrund dessen ruft Danny Ocean (George Clooney) seine alte Gruppe zusammen, um einen Racheplan auszuhecken, der Bank in den Ruin führen soll. Doch der Plan benötigt noch eine wichtige Komponente, was die Gruppe dazu bringt, mit ihrem einstigen Erzfeind Terry Benedict (Andy Garcia) zusammenzuarbeiten.
Für manche Künstler ist es eine bedeutende Erkenntnis, wenn Charaktere in ihren Filmen und den darin entstehenden Bildern besonders gut rumstehen können. Das hat angeblich etwas theatralisches, wenn nichts auf der Leinwand passiert. Und so ein bisschen lässt sich diese Kritik auch auf Ocean’s 13 übertragen, der nun mal der dritte Teil einer recht geglückten Trilogie ist. Das soll weder Spot noch eine Art Hassbrief an das Werk als solches sein, dennoch leidet dieser Film unter eine Relevanz-Frage. Denn wenn man mal ehrlich ist, geht man hier ganz stark zu den Wurzeln aus Ocean’s Eleven (2001) zurück und serviert einen Rache-Plot, um einen Raubzug. Was da an neueren Erkenntnissen versteckt sein soll, weiß vermutlich niemand. Aber dadurch entsteht eben jenes Problem, daß die Frage aufwirft, was der Film letzten Endes bedeuten soll. Und die Antwort findet sich in jähem Nonsens wider, der irgendwo eine Revolution der Arbeiterklasse heraufbeschwört, die ein wenig aus dem Kontext gefallen scheint und auch ansonsten mit einer Nase und einem Pseudo-One-Night-Stand in Gefilde abtaucht, die wohl eher Kern einer Idee waren, aber dann leider um die Geschichte herumgeschrieben wurden. All das erinnert stark an einen Der rosarote Panther-Film von Blake Edwards, eine Parallele, die ja bereits Ocean’s 12 (2004) hervorgebracht hat.
Nun ist Ocean’s 13 aber ein perfektes Beispiel dafür, daß nicht alle Blockbuster die nicht Marvel heißen „früher“ besser waren. Das ist ja so das antiintellektuelle Kredo jedes Film-Kenners, sich auf die Comic-Schmiede einzuschießen. Doch wirklich Niveau haben in Soderberghs Trilogie-Abschluss nur die Sprüche und Anzüge. Grundsätzlich ist das aber kein Problem. Wie es sich für die Marktlogik so anschickt, hat der Film sich stark ausgebreitet. Waren es im zweiten Teil noch internationale Gewässer, so teilt man das Team hier an unterschiedlichste Orte und lässt sie Dinge tun. Wie gesagt. Nicht alles davon erscheint immer logisch, oder man hat auch gar nicht den Anspruch, dem jetzt inhaltlich folgen zu wollen. Am ehesten geht es hier nämlich darum, wie sich die Charaktere irgendwelche Sprüche um den Kopf hauen. Klar, das ist als Inhalt schon recht mau, sorgt aber dafür, daß man Ocean’s 13 anders denken muss. Denn wie schon in den anderen Teilen der Reihe sticht durch den angeführten Nonsens und die stilvollen Sticheleien der Charaktere untereinander besonders stark hervor, daß man es hier wohl nicht mit Erwachsenen zu tun hat, sondern mit junggebliebenen, infantilen Menschen. Da wird man neckisch und bespöttelt sich auch ein wenig. Besonders Matt Damons Linus Caldwell durfte das ja bereits mehrmals spüren. Daß aber seine Figur auch im Prinzip hier vor der Entjungferung im Film steht, zeigt auf, daß die These stimmt. Denn den anderen Herren ist ja das Kopulieren im Sinne der Aufgabe schon zuzutrauen. Hier braucht es eine falsche Nase und ein wenig Albernheit. Wie eben bei einer Entjungferung, oder so.
Man kann also sagen, daß Ocean’s 13 in einer adoleszenten Traumwelt stattfindet. Viele Dinge, werden dabei natürlich clever aus den Vorgängern geboren. So etwa auch Danny Ocean’s Figur, die das triste Dasein des klassischen Lebens erneut eintauscht, um noch einmal Spaß zu haben. Deshalb hat eine Tess Ocean in diesem Werk auch keinen Platz, weil sie das widerspiegelt, wovor sich Männer in der Midlifecrisis wohl am allermeisten fürchten. Das ist aber auch nur gut so. Denn immerhin folgt auf dieses Leben dann der Ausbruch aus dem angepassten Dasein. Und das kann man dem Werk wirklich nicht genug anrechnen. Immerhin werden die Figuren auch zum Schluss der gesamten Trilogie nicht wirklich andere sein. Nun könnte man an der Stelle argumentieren, daß Ocean’s 13 damit auch keine klassische Heldenreise ablichtet, sondern nur der Erhalt des eigenen Daseins im Vordergrund steht. Die Motivation hier wird zwar durchaus aus einem konservativen Geist heraus begründet. So ist der Auslöser des gesamten Dramas die Rache an einem Mann, der einen Freund und damit die Zweckfamilie betrogen hat. Das unterscheidet die Figuren hier auch ganz stark. So kennen Danny Ocean und seine Leute alle noch Moral, während Willy Bank eben alle ausbeutet. Das trennt die Figuren und stellt aber auch die Frage in den Raum, ob das eine nicht auf das andere folgen könnte. Denn schließlich kann man auch hier die Frage stellen, ob diese Form von Gier und Macht, die Ocean und seine Leute ja auch im Prinzip haben, nicht unweigerlich dazu führt, daß man entmenschlicht wird.
Spannend ist noch, daß Ocean’s 13 mit dem gereiften technischen Zeitalter spielt. Die Digitalisierung ist hier – auch berechtigterweise irgendwo – das Feindbild und gruselt in dem Sinne schon. Warnend stellt Soderbergh hier auch die Folgen eines unverblümten Technizismus zur Schau und erweist sich dabei zwar hin und wieder als etwas traummalerisch, aber irgendwo auch gekonnt mahnend.
Ein recht geschmeidiger Abschluss ist Ocean’s 13 gelungen. Man kommt auch hier ohne große Emotionen aus und bleibt sich damit selber treu. Insgesamt beeindruckt das Ensemble und die Leichtigkeit des gesamten Werkes, das immer wieder mit einigen wirklich lustigen Ideen und genialen Dialogen aufwarten kann.


