Bewertung: 4 / 5
Staffel 9
Pastewka Reloaded
Nach einer tendenziell doch recht enttäuschenden 8. Staffel beim Streaminganbieter Amazon Prime hat die ehemals bei SAT1 beheimatete Serie mit Staffel 9 einen echten Quantensprung und einen neuen Maßstab für das Genre in Deutschland hingelegt. Statt einer eher behäbigen und wenig durchdachten Komödienvariante von Breaking Bad, geht Pastewka dieses Mal konsequent den Weg, den das amerikanische und englische Serienfernsehen schon seit einiger Zeit mit Erfolg beschreitet. Statt sich für den größtmöglichen Gag nur in Behauptungen zu weiden, geht das Storytelling dieses Mal tatsächlich in die Tiefe, werden auch Nebenfiguren Authentizität und Entwicklungen zugestanden. Und zum ersten Mal haben es die Macher gewagt, gegen die üblichen Sehgewohnheiten der Lach- und Schenkelklopfergemeinde eine komplette Staffel einer Comedyserie quasi als ganzheitliche Geschichte zu erzählen. Ohne dabei die Serie und deren Grundrezeptur aus Selbstironie und Vergackeierung der Medienlandschaft zu verraten. Die Gags sitzen, die Gastauftritte zahlreicher Stars und Medienstars ein Hingucker.
Bastian Pastewka (Bastian Pastewka), der wandelnde Running Gag und Meister der Verschlimmbesserung, dreht die Schraube des Wahnsinns dieses Mal bis auf Anschlag. Buchstäblich. Um seine große Liebe Anne zurückzugewinnen und seinen Schuldenberg abzutragen, nimmt der arbeitslose Komiker die Rolle des "Dr. Engel" für eine schmierige ZDF-Schmonzette an. Was nach leicht verdientem Geld aussieht, entwickelt sich am Set zu einem erbarmungslosen Psychokrieg mit der Hauptdarstellerin (Katja Woywood). Und auch "zu Hause" herrscht dicke Luft. Auf "Burg Veganistan", bei seinem Bruder Hagen und "den anderen Gestörten", entscheidet sich schließlich, ob die Familie Pastewka eine Zukunft hat oder für immer auseinanderbricht.
Die bestens ausgewählten Settings bieten dieses Mal den Anker, die Storylines miteinander zu verknüpfen. Und auch wenn so mancher Twist zwei Stunden vorher mit der Lichthupe angekündigt wird, ist Pastewka dieses Mal über die komplette Staffel ein Riesenspaß. Und erzählt, auch im Kontext der metoo-Debatte, mehr über die Kunst guten Fernsehens und Geschichtenerzählens als alle bisherigen Staffeln zusammengenommen. Wer so viel Gutes tut, darf sich am Ende sogar einen kitischig-triefenden Moment erlauben. Weil er ehrlich ist.