Bewertung: 4 / 5
Ode an die Einsamkeit
Es ist zu Beginn schon etwas irritierend, die italienische Art, Filme zu drehen, nach England mit englischen Darstellern verfrachtet zu sehen. Diese Reduktion in den Dialogen, zurückhaltendem Schauspiel (sensationell: Eddie Marsan), und lakonischem Humor entwickelt aber eine Faszination, die im Herabfallen von Speiseeis aus einem fahrenden LKW auf den ultimativen emotionalen Höhepunkt zusteuert. Grandioso.
Trailer zu Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit
Der glückliche Finder mehrerer Packungen Häagen Dasz ist Mr. May. Ein beruflich wie privat pedantisch-neurotischer Bürokrat, dessen Lebensinhalt es ist, einsam verstorbenen ein Begräbnis in Würde und im Gedenken an die Toten zu ermöglichen. Aber seine Bemühungen sind meistens umsonst. Am Ende steht Mr. May oft genug alleine am Grab. In einer auch in der Beerdigungsbranche durchökonomisierten Welt ist für einen wie ihn natürlich kein Platz mehr. Er wird "freigestellt".
Sein allerletzter Arbeitsauftrag ist aber nicht nur deshalb etwas ganz besonderes. Dieses Mal darf Mr. May nicht scheitern. Er muss die Familie seines letzten Falles unbedingt auftreiben. Koste es, was es wolle.
Ein Film wie aus einem Guss. Nichts an Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit ist zufällig. Jede Geste, jede Telleranordnung, jedes Durchblättern eines Fotoalbums hat eine Bedeutung, die nach und nach sicht- und spürbar wird. Selten wurde Sozial- und Gesellschaftskritik mit so wenig Didaktik, aber umso mehr Atmosphäre (Musikscore!!) und Lebensweisheit transportiert wie in dem Film von Uberto Pasolini, der als Gegenentwurf zu Kalendersprüchen der Marke "Friedhöfe und Beerdigungen sind für die Lebenden" eine geradezu kathartische Wirkung auf den Zuseher entfaltet. Denn jeder Verstorbene hat seine eigene Lebensgeschichte. In all ihren Facetten und Widersprüchlichkeiten. Und keine davon ist es wert, ganz vergessen zu werden.