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Roter Drache

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Roter Drache Kritik

Roter Drache Kritik

Roter Drache Kritik
1 Kommentar - 01.10.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Roter Drache" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Der FBI-Agent Will Graham (Edward Norton) hat sich eigentlich zur Ruhe gesetzt und fristet sein Dasein mit seiner Familie. Als jedoch die berüchtigte Zahnfee (Ralph Fiennes) auf den Plan tritt, die bei Vollmond ganze Familien ermordet, muss Graham noch einmal in Aktion treten. Doch Graham gelingt es nicht alleine den Täter zu schnappen und so sucht er sich Hilfe bei dem Kannibalen Dr. Hannibal Lecter (Anthony Hopkins).

Ab einem gewissen Punkt kommt es in Thrillern oder Krimis immer auf die Geschichte an. Das ist zunächst unerheblich für einen Film, weil man ja keine Lektüre vor sich hat. Doch gerade dieses Genre, welches davon handelt, Schlußfolgerungen aus Geschehnissen schließen zu können, hat nicht selten ein Problem damit, eine stimmige Geschichte auf die Beine zu stellen. Und das ist auch ein Problem, welches das erste Prequel der Hannibal-Reihe zu sich hat. Denn die Geschichte ist an sich zwar nicht unlogisch, doch zu jedem Zeitpunkt unglaubwürdig. Das beginnt etwa in Szenen, wie in einem Museum, wo die Ermittler erstmals versuchen den gefährlichen Serienmörder „Zahnfee“ zu fassen. Es fällt in solchen Momenten tatsächlich sehr schwer zu glauben, daß eine Person bei einer solchen Aktion der Polizei einfach entkommen könnte. Zumal der Film darauß auch keinen Hehl macht und primär hier auf den sogenannten Thrill ausgelegt ist. Solche Probleme ziehen sich wie ein roter Drachen durch den gesamten Film, wenn es etwa darum geht, einen Reporter, als Lockvogel für den Serienmörder einzusetzen, ohne einen Plan B oder dergleichen zu haben. Auch, daß Lecter durch einen einfachen Anruf, der in seiner Zelle nicht abgehört wird, davon erfährt, wo FBI-Agent Will Graham wohnt, scheint doch mehr als nur konstruiert.

Überdies kann aber zumindest anerkennen, daß Brett Ratner hier vermutlich seinen besten Film inszenierte. Der Film beginnt mit einer unglaublichen Tristesse, in welcher die Dunkelheit und ein starker Noir-Touch immer wieder hervorstechen. Wenngleich der Film einen wirklich unästhetischen Filter zu sich hat, gelingt es dem Regisseur dennoch, diese unlogischen Plotdetails gekonnt miteinander zu verweben, wodurch auch der Schmerz über diese nicht weiter ins Gewicht fällt. Klar merkt man auch hier mal den ein oder anderen Ratner-Witz, der zur Auflockerung der Geschichte dienen soll und man bekommt sofort den Eindruck, daß man des Künstlers private Eskapaden auch schon lange hätte erahnen können. Auf der anderen Seite ist man hier Humortechnisch bei weitem nicht auf einem Level von Rush Hour (1998). Besonders ist das vor allem, weil auch gerade die von Hopkins und Fiennes verkörperten Serienmörder eigentlich die ganze Zeit Overacting für sich beanspruchen. Daß daß Gefüge durch diesen Zustand aber nicht in sich zusammenbricht, ist der wirklich guten Regie durch Ratner zu verdanken. Man könnte sogar so weit gehen, zu behaupten, daß Ratner es schafft, den gesamten Film über einen wirklichen Spannungsverlauf aufrechtzuerhalten. Wie das gelungen ist, darüber kann man diskutieren. Vermutlich ist aber das stringente und wirklich gelungene Drehbuch von Ted Tally dafür verantwortlich.

Neben den genannten Akteuren ist aber auch der restliche Cast beeindruckend. Besonders die Darstellung von Edward Norton erstaunt doch recht stark, weil er als verbissener und heroischer Ermittler durchaus sehr in sich gezogen agiert. Seltenst verliert er mal die Fassung, was ihn tatsächlich für den Zuschauer, aber auch für Lecter so ein wenig undurchschaubar macht. Indessen spürt man natürlich auch, daß Roter Drache in so ziemlich jedem Belang nochmal die gleiche Geschichte wie Das Schweigen der Lämmer (1991) erzählt, doch um diese geht es hier sowieso nicht. Harvey Keitel hingehen spielt sich gekonnt in den Hintergrund, ohne dabei wirklich in Vergessenheit zu geraten oder auf der anderen Seite zu präsent zu sein. Auch ein Philip Seymour Hoffman als schmieriger Reporter kann vollends überzeugen, weil auch sein Spiel ähnlich intensiv anmutet, wie es das in einem Mission: Impossible III (2006) tut. Und intensiv wird der Film auch im weiteren Verlauf. So serviert das Werk zwar nicht ohne Ende irgendwelche Brutalitäten und spielte mit einem voyeuristischem Trieb nach Explizitheit, sondern der Film setzt seine Schocker in Sachen Gewalt sehr effektiv und unaufgeregt ein. Dabei geht es primär auch um eine Jagd nach dem Verbrechen und nicht dem Akt als Solchem, was die Spannung zusätzlich in die Höhe treibt.

Natürlich berichtet der Film von üblichen Thriller Stigmata, indem Obsession für Taten auf beiden Seiten zu finden sind. Die eine wäre dann die der rechtschaffenen und integreren Personen, die versuchen ein grausames und belastendes Verbrechen zu klären und ihre eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund zu rücken. Auch diese Tatsache erkennt man gut im Spiel von Norton. Auf der anderen Seite gibt es dann natürlich auch ein Interesse an der Gewalt, welches nicht so einfach zu deuten ist. Hier ist es natürlich Lecter, der für seine Informationen immer etwas vom Gegenüber verlangt. Vielleicht sind es hier Machtspiele, vielleicht ist es auch gar nichts. Vielleicht versucht er sich gegen die aus seiner Sicht Unterdrücker zu wehren. Vielleicht ist das die einzige Form von Macht, die er noch ausüben kann und so richtig deutlich wird diese Figur nie, obwohl der Film sie locker hätte durchpsychologiseren können. Doch daß er das nicht macht, ist natürlich irgendwo einfach, weil man sich da schnell verbrennen kann, auf der anderen Seite aber auch clever, um den Zuschauer zu fesseln. Und das tut er.

Ob nun in Roter Drache wahre Psychopathen dargestellt werden, oder nicht, das sei mal dahingestellt. Letztlich ist es mehr Hollywoodmagie. Auch der gesamte Film ließe sich damit erklären, weil er in seiner Geschichte doch zu gewollt agiert und auch im Hinblick auf das zuerst entstandene Sequel deutliche Parallelen aufweist. Und dennoch ist der Film gespickt mit einem großartigen Cast, spannenden und wirklich scher zu durchschauenden Persönlichkeiten und einer packenden Dramaturgie, die sich wirklich stringent und gekonnt zu keinem Zeitpunkt im Film abbaut.

Roter Drache Bewertung
Bewertung des Films
710

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