Bewertung: 4 / 5
Sein Name ist Pilgrim, Scott Pilgrim... und er ist gekommen, um sieben teuflische Ex-Lover zu besiegen und seine große Liebe Ramona zu erobern. Doch halt, alles auf Anfang. Ausnahmsweise gibt es heute eine Filmkritik nach dem Kinostart, weil wir es nicht zur Pressevorführung geschafft haben und daher auf den offiziellen Kinostart warten mussten. Da wir Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt aber so lange begeistert verfolgt haben und uns sehr auf den Kinostart freuten, hier nun unsere Kritik.
Doch wie kritisiert man einen Film wie Scott Pilgrim, der mit zu den schrägsten Filmerfahrungen gehört, die wir je erlebt haben? Dabei ist die Story so erstmal ganz einfach. Scott Pilgrim (Michael Cera) ist ein Allerweltstyp, Bassist in seiner eigenen Band und hat immer mal wieder eine Braut am Start, was einen bei seinem unscheinbaren Aussehen aber auch immer wieder wundert. Zur Zeit tröstet er sich mit einer 17-jährigen chinesischen Schülerin, die ihn und seine Band "Sex Bob-omb" anhimmelt. Bis zum schicksalsschweren Tag an dem er Ramona (Mary Elizabeth Winstead) kennenlernt. Sie ist so anders, so distanziert und für Scott die perfekte Frau. Doch während er erstaunlich schnell mit ihr zusammenkommt, gibt es ein größeres Problem. Ramona hat genau sieben teuflische Ex-Lover und die haben es auf Scott abgesehen, der nun alle Hände voll zu tun bekommt, diese zu besiegen, denn nur so kann er Ramona endgültig erobern. Und auch etwas über sich selbst lernen, denn wie es Ramona an einer Stelle so treffend formuliert, auch Scott ist eigentlich nur ein potentieller teuflischer Ex-Lover.
Trailer zu Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt
Was Regisseur Edgar Wright hier auf die Leinwand zeichnet, ist so anders, so schwer zu fassen und so abgedreht, dass sich viele Zuschauer sicher verschreckt abwenden. Hier sei gesagt, man muss wohl in den 80ern und 90ern aufgewachsen sein, damit man den Film wirklich wertschätzen kann. Idealerweise ist man Videospieler, denn nur so begreift man die Vielzahl von Anspielungen an die digitale Popkultur. So beginnt der Film mit dem pixeligen Universal-Logo und die bekannte Melodie röhrt in 8-Bit-Ton aus den Kinolautsprechern, als wenn sie direkt auf einem NES oder Atari abgespielt worden wäre. Auch danach geht es so weiter, kurz darauf klingt schon die Melodie aus The Legend of Zelda auf uns ein und auch so ist Scott Pilgrim in den Kampfszenen wie ein Beat 'em up aufgebaut, samt Kampfvorbereitung und "Finish Him"-Ansage. Würde die Comicverfilmung Scott Pilgrim auf einem Videospiel basieren, es wäre wohl die erste Videospielverfilmung, die ihren Wurzeln treu bleibt und gleichzeitig gut umgesetzt wurde.
Großartig ist auch die Vielzahl an bekannten Darstellern, die Edgar Wright hier zusammengetrommelt hat. Michael Cera ist ein toller Scott Pilgrim, der aber ohne seine ganzen Kumpel nicht halb so witzig wäre. Besonder zu erwähnen ist Kieran Culkin, der seinen schwulen WG-Partner spielt und immer relaxt auf der Suche nach dem nächsten Mann ist. Mary Elizabeth Winstead ist eine attraktive Ramona mit stets wechselnden Haarfarben und diesem coolen "Nerv nicht"-Blick. Und wer nicht wie wir 112 Minuten rätselnd im Kino sitzen und sich fragen will, woher man verdammt nochmal Young Neil kennt - es spielte den Freund von Amanda Seyfried in Jennifer's Body (und nein, er ist trotz Ähnlichkeit nicht der jüngere Bruder von Barret Oliver aus Die Unendliche Geschichte). Daneben sind vor allem die teuflischen Ex-Lover immer für einen Lacher gut. Wenn der baldige Captain America Chris Evans von Scott reingelegt wird oder Ex-Superman Brandon Routh seine alte Rolle hier sogar als Veganer etwas auf die Schippe nimmt, sind Lacher vorprogrammiert. Dabei ist auch der Gastauftritt vom Punisher Thomas Jane durchaus witzig.
Kritik zu üben an Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt ist schwer. Der Film ist so bunt, hip und nimmt sich in keiner Szene ernst. Ja, wir gingen aus dem Kino und fragten uns, was will uns der Film eigentlich sagen? Hatte das alles eigentlich einen Sinn? NEIN! Aber selten war uns das so egal. Was uns nicht ganz passte, war die Musik im Film, da hätten wir uns etwas mehr Schmiss gewünscht und im späten zweiten Drittel hat Scott Pilgrim einen bösen Hänger. Hier konnte Edgar Wright das hohe Tempo und den Witz nicht auf dem sonst gezeigten Niveau aufrecht erhalten. Zum Finale zieht das aber wieder richtig an. Scott Pilgrim ist auf jeden Fall kein Film für die breite Masse, wird von denjenigen die sich darauf einlassen, aber sicher geliebt und wir wetten, dieser Film wird Kult, der sich auch auf Jahre hinaus eine Fangemeinde sichern wird.
Die Bewertung ist mehr eine Bauchentscheidung und der sagt heute 8 von 10 Punkten. Die Vorfreude war berechtigt und wer sich gut unterhalten lassen will, sollte schleunigst in die Kinos rennen, denn eine lange Laufzeit im Kino erwarten wir nicht. Aber Achtung, Nerdgefahr im Sessel neben dir!