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Scream - Schrei!

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Scream - Schrei! Kritik

Scream - Schrei! Kritik

Scream - Schrei! Kritik
0 Kommentare - 28.10.2021 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Scream - Schrei!" ist.

Bewertung: 5 / 5

Die Kleinstadt Woodsboro im Herzen Amerikas wird von Grauenhaften Morden heimgesucht. Opfer sind die Schülerin Caey (Drew Barrymore) und ihr Freund. Doch dies ist nur der Auftakt einer ganzen Reihe an Morden, die sich recht schnell im näheren Umfeld von Sidney Prescott (Neve Campbell) abhandeln. Die Mordreihe ruft selbstverständlich auch die örtliche Polizei in Form des Deputy Sherrif Dewey Riley (David Arquette), wie auch die Sensationsjournalistin Gale Weathers (Courtney Cox) auf den Plan.

Als das Slasherkino in den späten 1990er Jahren seine Glanzzeit eigentlich schon hinter sich hatte und Filme wie Nightmare – Mörderische Träume, Freitag der 13, Halloween oder Blutgericht in Texas schon lange zu erfolgreichen, unvergessenen Reihen geworden waren, wagte sich Drehbuchautor Kevin Williamson daran, ein Drehbuch inspiriert von den wahren Serienmorden des sogenannten Gainesville Rippers zu verfassen. Gespickt mit Verweisen auf das Horror- und Slasherkino der 1960er bis 1980er Jahre, wurde aus dem Drehbuch, welches noch unter dem tatsächlich gruseligem Arbeitstitel Scary Movie kursierte, der Film, den die Menschheit heute als Scream kennt.

Dabei ist Scream – Schrei! viel mehr als ein stumpfsinniger Slasherfilm oder eine weitere Teenie-Schlachtung. Im Gegenteil, Scream gehört vermutlich zu den intelligentesten und analytischen Filmen, der modernen Filmgeschichte. Was in Kritiken oftmals gerne als amüsante Meta-Ebene abgetan wird, ist in Wahrheit nicht nur eine Vorführung altbekannter Tropen des Genres, sondern gleichzeitig eine Analyse der Zuschauer der Filme. Dies deutete sich ja auch schon in Cravens Rückkehr zum Nightmare on Elm-Street-Franchise Freddys New Nightmare an und ist mit Scream – Schrei! nur die logische Konsequenz und Weiterentwicklung einer bereits umgesetzten, aber vielleicht nicht zu einhundert Prozent stimmigen Idee. Natürlich konnte Craven auch nur deshalb zusagen, weil gerade sein großer Durchbruch in Hollywood auch im Film natürlich einen Ehrenplatz im Herzen von Ghostface hat.

Dabei gelingt Scream – Schrei! etwas, was das Horrorgenre während dieser Zeit und auch bis in die späten 2010er Jahre nicht mehr ganz begreifen wollte. Das Horrorkino funktioniert nur dann, wenn der Zuschauer sich auch für das Schicksal seiner Figuren interessiert. Und in diesem Falle macht Scream – Schrei! aus der Not eine Tugend und etabliert gleich drei Hauptcharaktere, die dem Zuschauer eben nicht völlig egal sind. Zunächst ist da natürlich Sidney Prescott zu nennen, deren Vergangenheit und Innenleben der Zuschauer durch eine langsame Charakterarbeit kennenlernt, und ihre Beweggründe und Motivation sofort nachvollziehen kann. Natürlich wird sie durch das was sie eben bereits erlebt hat, direkt zur sympathischen Außenseiterin. Ihre Wünsche und Träume scheinen sich zwar eher auf oberflächlichen und klischeebeladenen Ebenen abzuspielen, gleichzeitig merkt man dem Charakter gleich zu Beginn an, daß sie bereits einiges an Erfahrung hat und somit zur Scream-Queen geboren ist. Gleichzeitig schafft der Film es tatsächlich nicht nur in ihre Psyche abzutauchen, sondern diese auch gekonnt zu erklären. So sind ihre romantischen Erfahrungen sicherlich auch stark mit der Bindung zu ihren Eltern verbunden. Darüber Hinaus wird mit dem Aufstrebenden Deputy Dewey eine tollpatschige, und sehr ruhige, aber dennoch zielgerichtete Persönlichkeit etabliert, der zwar einerseits nicht immer die Höchste Kompetenz ausstrahlt, sich gleichzeitig aber auch nicht davor scheut, sich den Ängsten und Gefahren um ihn herum zu stellen. Was natürlich hier ein klein wenig als naive Dorf-Vorstellung fungiert, trifft im konkreten Gegensatz auf die knallharte und scheinbar nur erfolgsorientierte Reporterin Gale Weathers. Zunächst mausert die Figur sich natürlich zum Sinnbild des sensationsgeilem Kapitalismus, während sie dennoch auch an der wirklichen Wahrheit interessiert ist. Dadurch bekommen alle Hauptcharaktere eine Tiefe, die sich natürlich in mehreren Dimensionen des menschlichen Seins ausdrückt. Überdies darf man natürlich die Verwischung von Fiktion und Realität in Scream – Schrei! Nicht außen vor lassen. Denn schließlich kann man im Film auch eine sich langsam anbahnende Romanze zwischen Gale und Dewey spüren, die von tatsächlicher Wahrhaftigkeit ist. Die Schauspieler spielen das nicht, sie waren es und das überträgt sich sofort auf den Zuschauer und ist in jeder einzelnen Szene zu erkennen.

Ja, der Film lässt sich Zeit diese unglaublich wichtigen zwischenmenschlichen Beziehungen aufzubauen und dem Zuschauer zu verstehen zu geben, wer die Personen in dem Werk sind und warum wir um sie Bangen sollten. Was das Saw-Franchise, oder auch die Purge-Filme nie verstanden haben, ist das Charaktere nicht nur von a nach b müssen, sondern auch Leben sollten, denn nur so kann man sie auch als Lebewesen wahrnehmen und mit ihnen eine Verbindung aufbauen. Dies gelingt dem Film nicht nur dadurch, daß er sich Zeit lässt, sondern auch deshalb, weil die Dialoge so geschrieben sind, wie wenn tatsächliche Menschen miteinander reden würden. Da kann es mal unter die Gürtellinie gehen, da kann es schnippisch werden, da kann es romantisch werden, und da kann man pure Ideologien austauschen und verschiedene Ansichten zu Dingen haben. Der Film erklärt nicht am Laufenden Band wer eine Person ist, sondern er zeigt es. Und genau deshalb funktionieren auch die Actionsequenzen, bzw. die Horror-/Gewaltszenen, die uns eben durch einen mysteriösen Antagonismus und von einer guten Kameraführung gezeigt werden. Diese bleibt kühl und analytisch, und spielt nicht mit der Wahrnehmung seiner Zuschauer, wie es im Horrorgenre tatsächlich ein leichtes wäre. Craven lässt die Musik dann einsetzen, wenn es wirklich drastisch wird. Und setzt in seinem Film tatsächlich schon auf einen vermeintlich antiklimatischen Score, der von einer Schwere getragen wird, die sich sonst eher im Sci-Fi-/Monumentalfilm wiederfindet. Sie ist melodisch und episch. Das wirkt natürlich im ersten Moment etwas seltsam, lässt den Zuschauer aber begreifen, warum man jetzt auch Sorge um die Figuren haben sollte.

Und nun kommt der Film, der eben von realen Erlebnissen inspiriert ist, nicht in Parallelwelten, oder vermeintliche Realitäten, wie sie Filme gerne mal ausmalen. Was durch die Dialoge und die Charkaterarbeit bereits etabliert wird, zieht sich über den gesamten Film. Und was noch nicht gezeigt wird, kommt noch auf den Zuschauer zu. Denn durch die ominöse Gestalt des Ghostface gelingt Craven ein weiterer genialer Schachtzug, der das sonstige Horrorkino alt aussehen lässt. Hitchcock hat sich zu dem Thema Angst bereits geäußert und er hatte recht: Realität! Nun ist das gefährliche an Ghostface nicht, daß er übermächtig wäre oder sein Gesicht entstellt wurde. Das gefährliche ist, daß jeder Ghostface sein könnte. Die Maske verbreitet die Paranoia und zeigt gleichzeitig, daß man vielleicht auch Angst davor hat, wen man unter der Maske findet. Wem ist zu trauen und wem nicht. Eine Frage, die man sich in solchen Momenten stellen muss. Dabei fällt Ghostface gerne mal und wird auch im Zweikampf vielleicht mal den kürzeren ziehen. Doch das gruselige bleibt, was ihn antreibt. Eine Frage, die der Film bis zuletzt nicht beantwortet, obwohl die Figuren gleich zu Beginn den richtigen Riecher haben. Doch er blutet, schwitzt und auch die Gewalt die er ausübt und die Tode sind daher so realistisch, weil sie von purer Arbeit und einem nicht zu findendem Antrieb untermauert werden. Das haben spätere Werke wie The House that Jack built und Der goldene Handschuh ebenfalls verstanden.

Und wenn der Film dann doch mal überdreht, dann fungieren die Antreiber dieser Überdrehung vor allem als Persiflage. Das ist ja ohnehin das absurde hinter endlosen Parodien auf Scream – Schrei! wie Scary Movie. Eine Persifalge zu persiflieren: Ja, daß ist einfach nur sinnlos. Die Schurken sind völlig überdreht und stellen nicht nur die Gewalttäter unzähliger Filme, Serien und anderer Medien in Frage, sondern bringen gleichzeitig auch die Frage nach den so oft falsch dargestellten psychischen Krankheiten auf. Denn der Film verwechselt nicht wie so häufig ganz unterschiedliche Krankheitsfelder und nimmt überdies gleichzeitig noch das Medium in Schutz, in dem er eben die klare Antwort auf die Gewalt gibt: Menschen werden nicht zu Psychopathen durch Filme oder so etwas, sondern durch Traumata, oder dergleichen. Psychopathen und Psychotiker sind bei Weitem auch nicht das Selbe. Das diese Debatte tatsächlich noch in weiten Teilen geführt wird, zeigt den arglosen Geisteszustand vieler Konsumenten, die sich dieser Fragen nicht annehmen, obwohl sie sich vielleicht sogar damit beschäftigen. Das eigentliche Problem erkennt und nennt der Film ebenfalls: Die Struktur. Ein System, welches eben von Krankheit geplagt ist und wodurch eben Verteilungsfragen und endloser Konsum auch mit zum Wahn führen können. Und auch das Spiegeln von Gewalt in Medien führt nicht zur Nachahmung dieser. Dazu gibt es tatsächlich auch eine Menge Studien, die diese These stützen.

Jeder Filmfan wird bei Scream – Schrei! Voll auf seine Kosten kommen, da der Film eben auch ein Meta-Fan-Sprachrohr in Form des Charakters Randy Meeks bekommt. Der Film weist seine Zuschauer quasi an, jetzt stillzuhalten und jetzt aufzupassen, weil jetzt etwas passiert, was den Plot und die Motivation und alles drumherum erklärt. Doch dann wird er analytisch, während seine Aufklärung sich keiner Analyse getraut. Das ist schon verdammt großartig, weil es zeigt, daß die Macher hinter Scream – Schrei! die richtigen Fragen zu stellen wissen, doch nicht so anmaßend ob ihrer Beantwortung zu sein scheinen.

Viel ist es, was in Scream – Schrei! drinsteckt. Viel mit dem man sich auseinandersetzen darf, aber nicht zwingend muss. Für alle Anderen bleibt großartige Unterhaltung, während das was so gesetzt ist, nie verloren geht. Der Film ist unglaublich intelligent, stellt die richtigen Fragen, baut sympathische Figuren auf, um deren Schicksal dem Zuschauer gelegen ist. Er begegnet seinen Zuschauern so, wie Ghostface seinen Opfern begegnet: Auf Augenhöhe. Und dadurch gelingt es ihm auch Jahre nach seinem erscheinen, durch clevere Charakterarbeit, tolle Dialoge, spannende Auflösungen, interessante Fragestellungen und vielem mehr zu nichts weniger, als vermutlich einem der Besten Filme seiner Zunft zu werden.

Scream - Schrei! Bewertung
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