Bewertung: 2.5 / 5
Achtung: Diese Kritik ist spoilerfrei!
Einleitung:
Trailer zu Tenet
Tenet ist der erste Film, den ich 2020 im Kino gesehen habe. Meine Vorfreude war groß, vor allem weil ich zum ersten Mal willentlich einen Nolan Film im Kino gesehen habe. Interstellar und Inception hab ich dort leider nicht gesehen und die beiden Filme finde ich klasse und selbst Dunkirk, bei dem ich kein großes Interesse hatte, ihn aber kürzlich gesehen und er mir unerwartet gut gefallen hat, hätte ich letztendlich doch gern im Kino gesehen.
Daher war ich mir sicher, mit Tenet würde ich ein geiles Kinoerlebnis haben.
Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe, aber nun war ausgerechnet Tenet mein bisher schlimmstes Kinoerlebnis. Es musste ja irgendwann passieren, bisher konnte ich immer damit prahlen, keinen Kinobesuch bereut zu haben bzw. nie groß enttäuscht den Saal verlassen zu haben (selbst Justice League oder die Star Wars ST war den Kinobesuch wert, auch wenn die Filme enttäuschend waren), aber Tenet hat mir einfach nicht gefallen und ich wäre am liebsten schon nach weniger als einer Stunde gegangen, hab aber natürlich dennoch bis zum Ende durchgezogen.
Das ärgert mich wirklich sehr, da sehe ich nun endlich einen Nolan Film im Kino und dann ist es neben Memento der, der mir am wenigsten gefällt.
Mein Ärger, meine Enttäuschung und Frustration ist riesen groß.
So viel zur Einleitung. Kommen wir endlich zum Film.
Vorab muss ich noch sagen, meine Erwartungen und meine Vorfreude waren nie besonders hoch, was den Film angeht. Gerade weil Dunkirk weniger was für mich war (zumindest hatte ich das angenommen…) habe ich mich bei Tenet zurückgehalten. Ich hatte den ersten Trailer gesehen, der hatte mir gefallen und Interesse geweckt und das hat gereicht, mehr wollte ich nicht erfahren, je weniger Infos und Spoiler umso besser.
Die Kritiken waren ok, allerdings etwas enttäuschend, da sie nicht super gut waren. Eher auf dem Level von Interstellar, was mich sogar erfreut hat, da ich dachte, Tenet könnte vielleicht so gut werden. Die MJ Kritik/Bewertung und die User-Kritiken, Kommentare und Bewertungen hatte ich mir vor der Sichtung nicht angeschaut, um unvoreingenommen an den Film rangehen zu können.
Nun aber, zum Film:
Die Handlung:
Das Grundprinzip der Handlung war klar und recht einfach: Der Typ muss die Welt retten. Wie er es aber schafft, warum dies und das passiert, er an dem und dem Ort ist usw. war mir nicht immer klar. Generell hab ich nicht viel verstanden, was die ganze Zeit über in dem Film abgegangen ist. Das hat mich die ganze Zeit über geärgert. Wenn ich etwas nicht verstehe, kann ich den Film doch nicht genießen. Bis zu einem gewissen Maß ist es ja ok, man muss auch nicht immer alles verstehen, aber bei Tenet wurde diese Grenze sehr stark überschritten. Der Film hat so einfach keinen Spaß gemacht. Das viele Unverständnis hat dazu geführt, dass mein Interesse an der Handlung und dem Geschehen immer weiter gesunken ist und ich nur noch wollte, dass der Film endlich aufhört.
Nach einer Stunde gab es eine Pause und ich war geschockt, dass erst eine Stunde vorbei war, ich also noch 1,5 h vor mir habe.
Ich hatte ja noch gehofft, in der 2. Hälfte würde sich dann manches aufklären, ich würde es besser verstehen, es gäbe dann noch ein spektakuläres Finale, aber dem war (teilweise) nicht so. Gegen Ende wurde zwar manches aufgeklärt, aber das hat nur zu weiterem Unverständnis meinerseits geführt.
Ich glaube es ist noch nie vorgekommen, dass ich während eines Kinobesuchs auf das Handy geschaut habe um zu wissen, wie lange der Film noch geht, einfach weil ich wissen wollte, wie lange ich es noch aushalten muss. Bei Tenet musste ich leider öfters aufs Handy schauen…
Der Finale Part war dann natürlich spektakulär, aber da ich auch weiterhin kaum was verstanden habe und eh kaum noch Lust und Interesse hatte, konnte mich auch der Teil nicht begeistern.
Tenet:
Das Prinzip Tenet habe ich einfach nicht verstanden, aber das geht sicher allen so, selbst die im Film hat ja gesagt, man solle es nicht verstehen. Tja das sagt sich so einfach… Klar ich hätte es einfach so hinnehmen können, wie es passiert, konnte ich aber nicht. Unter anderem, weil die versucht haben, es wissenschaftlich zu erklären. Bei Interstellar und Inception stört es mich nicht, dass da manches nicht erklärbar ist, bei den Filmen kann ich das hinnehmen, aber bei Tenet ist es nicht so. Nicht nur das Tenet an sich ist unverständlich, sondern auch große Teile der Handlung.
Aufbau:
Der Film hat keine Einführung. Es geht von Anfang an Schlag auf Schlag, immer passiert etwas, es gibt keine ruhige Minute, keine Zeit, um richtig in den Film reinzukommen, keine Zeit, um mal etwas nachdenken zu können, der Film vergeudet keine Sekunde mit Filler-Szenen. Nicht immer ist sowas schlecht, in diesem Fall aber schon. Er ist einfach viel zu gehetzt.
Spannung:
Die Spannung ist die ganze Zeit über sehr hoch getrimmt, vor allem durch den Soundtrack. Das war auch nötig, denn der Film wäre ohne das noch langweiliger gewesen. Wenn es der Film nicht schafft, mein Interesse hoch zu halten, dann kann er noch so „auf spannend gemacht“ sein, aber das heißt nicht, dass ich ihn dann auch wirklich spannend finde.
Der Cast:
Der Cast hat mir gut gefallen. J.D. Washington, ein Neuling. Der erste Film, den ich mit ihm gesehen habe. Er hat einen guten Job gemacht. Auf Robert Pattinson war ich gespannt, denn außer Harry Potter und Twilight 1-5 hab ich keinen weiteren seiner Filme gesehen. Ich fand ihn ganz gut, zumindest besser als in Twilight (ist aber auch keine Kunst), aber so richtig warm bin ich mit ihm (noch) nicht geworden. Elizabeth Debicki war klasse, hat mich gefreut, sie hier zu sehen. Der restliche Cast war auch toll, gefreut hab ich mich über Kenneth Branagh, Michael Caine und Aaron Taylor-Johnson sowie auch Clémence Poésie, die ich aus den Harry Potter Filmen kenne.
Die Charaktere:
Mit das größte Problem des Films. Die Charaktere werden nicht oder kaum eingeführt. Man gibt ihnen keinen Background, kein Profil, sie bleiben total blass und oberflächlich, in der Mitte des Films hab ich mich gefragt, wie sie überhaupt heißen (so was geht echt gar nicht!). Nun hab ich mal nachgeschaut, Washingtons Charakter hatte nicht mal einen Namen!! Und ich dachte schon, ich hätte ihn mir einfach nur nicht gemerkt. Aber wie bescheuert ist das denn!! Wie soll man zu dem Hauptcharakter eine Bindung und Sympathie aufbauen, wenn er keinen Namen hat?? Pattinsons Charakter hatte zwar immerhin einen Namen (den ich mir dann auch gemerkt habe, weil ich darauf geachtet hatte, wenn der Name mal fällt), aber das Problem der fehlenden Einführung, Tiefe und Blässe etc. bleibt dennoch. Ein Film, bei dem einen die Charaktere völlig egal sind, mit denen man nicht mitfiebern kann, über die man kaum was weiß. Also das geht nicht. Da war selbst Inception noch viel besser.
Branagh als Schurke war ok, ich denke aber am besten hat mir Debickis Charakter gefallen.
Insgesamt sind die Charaktere mit der größte Kritikpunkt.
Der Soundtrack:
Der Soundtrack ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite hat er einen guten Job gemacht, in dem er die Spannung intensiviert hat. Auf der anderen Seite war er einfach (fast) die ganze Zeit über zu hören, oft im Vordergrund, viel zu laut und er war einfach nicht schön. Es war kein schöner Song mit dabei, kein „Time“, kein „No Time for Caution“ usw…den Soundtrack war kein bisschen emotional.
Insgesamt war also auch der Soundtrack eher enttäuschend.
Und apropos emotional:
Die emotionale Ebene:
Auch sehr schade: Der Film war kein bisschen emotional, hatte keine emotionale Tiefe, hat bei mir keine schönen Emotionen ausgelöst. Nicht jeder Film muss das machen, klar es ist immer ein Pluspunkt, aber nicht jeder Film hat das nötig, wenn dafür andere Sachen gut genug sind. Da mir bei Tenet andere (wichtige) Dinge nicht gefallen haben, hätte er wenigstens damit noch bei mir punkten können, konnte er aber nicht. Der Film lässt einen total kalt.
Die Inszenierung der Action, die Effekte usw.:
War natürlich top, aber von Nolan nicht anders zu erwarten. Gerade die Tenet-Szenen waren cool und ich hab mich gefragt, wie sie das gemacht haben. Einfach nur rückwärts laufen lassen? Also da muss ich mir mal ein Making-Of dazu ansehen.
Auch wenn dieser Punkt top war, gleicht er die negativen Punkte nicht aus.
Das Ende:
Da Ende hatte ein paar Twists zu bieten, war ganz nett, aber völlig unverständlich. Schade, was das Schicksal einer Person angeht…ich würde es schlimmer finden, wäre das nicht das Problem im Absatz „Charaktere“. Das Ende war teilweise offen, es könnte einen 2. Teil geben. Untypisch für Nolan. Zwar haben Filme wie Interstellar und Inception auch keinen richtigen Abschluss, nur ist er bei Interstellar nicht unbedingt nötig und bei Inception soll man selbst Interpretieren. Insgesamt war das Ende ganz ok.
Fazit:
In puncto Story, Handlungsaufbau, Interessenentwicklung, Verständnis und Aufklärung und Charaktere hat der Film enttäuscht. Um das auszugleichen (teilweise) hätte der Soundtrack nicht nur zur Intensivierung der Spannung da sein müssen und der Film hatte auf emotionaler Ebene überzeugen müssen, aber beides war nicht der Fall. Letztendlich war nur die Action und die Effekte top und das ist das einzige, was mir an dem Film wirklich gefallen hat. Leider insgesamt ein sehr unbedeutender Punkt.
Tenet war kein schönes Kinoerlebnis, mein erster „Fail“ sozusagen. Dass dies ausgerechnet bei einem Nolan-Film passiert hätte ich nie gedacht und ärgert mich auch sehr.
Die meiste Zeit über hatte ich keine Lust mehr und wollte gehen, der Film war einfach viel zu unverständlich.
Dass ich bisher einer der wenigen bin, dem der Film so gar nicht gefallen hat, überrascht mich und verärgert mich noch mehr, denn natürlich wäre es mir lieber, ich wäre begeistert.
Aber Tenet war teilweise eine Tortur und ich will den Film nie wieder sehen, der Wiederschauwert ist also: keiner.
In der Hoffnung, er gefällt mir bei einer Zweitsichtung besser, werde ich ihn natürlich dennoch irgendwann erneut sehen. Aber vermutlich erst in ein paar Jahren oder so…
Bei der Bewertung hab ich mich schwer getan, bei der vielen Kritik müsste ich ihm eigentlich eine echt miese Bewertung geben…aber ich hab diesmal überhaupt kein Gefühl, welche Hutzahl am besten passt.
Daher hab ich mich letztendlich für die Mitte entschieden. 2,5 Hüte.
Die Bewertung kann gern ignoriert werden, der Text ist hier das wichtigste.
Achtung: Diese Kritik ist spoilerfrei!