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Tetris

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Ein steiniger Weg zum Erfolg

Tetris Kritik

Tetris Kritik
1 Kommentar - 01.04.2023 von Moviejones
Wir haben uns "Tetris" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Tetris

Bewertung: 3.5 / 5

In den Reihen der Videospiele verdient Tetris einen ganz besonderen Platz, schließlich lockt der einstige Systemseller bis zum heutigen Tage Jung und Alt vor die verschiedensten Bildschirme. Aufgrund seines einfachen wie genialen Spielprinzips bindet der Titel die Aufmerksamkeit derart stark, dass man sogar im Alltag an die herabfallenden Tetrominos denkt. Ein jeder Mensch hat wohl eine Person im Bekanntenkreis, die den treibenden Midi-Sound fröhlich beschwingt bei einem schweißtreibenden Umzug anstimmt. Kann der im Namen von Apple TV+ produzierte Film, der die Entstehungs- und Verbreitungshintergründe des Massenphänomens thematisiert, mit dieser geballten Anziehungskraft mithalten oder ist er zu lückenhaft ausgefallen?

Tetris Kritik

Als der erfolglose Weltenbummler Henk Rogers (Taron Egerton) in den ausgehenden 1980er Jahren auf einer Messe erstmals das Videospiel Tetris zu Gesicht bekommt, wittert er seine große Chance: Der redselige Geschäftsmann möchte die faszinierende Software um jeden Preis vertreiben und bemüht sich um entsprechenden Kontakt zu den sowjetischen Rechteinhabern des Spiels. Wegen seines im Kern harmlosen Anliegens ahnt Rogers nicht, dass er in ein scheinbar undurchdringliches Netz aus Lügen gerät und ihn Vertreter des Komitees für Staatssicherheit (KGB) auf Schritt und Tritt verfolgen, da sie eine kapitalistische Unterwanderung ihres auf Kommunismus beruhenden Wirtschaftssystems befürchten.

Trailer zu Tetris

Tetris lässt sich in erster Linie als zwiespältiges Biopic beschreiben, das sich den realhistorischen Bedingungen des Videospielhits annähert. Der britische Regisseur Jon S. Baird (Drecksau, Stan & Ollie) unternimmt dies einerseits mit einer kalten geometrischen Optik, die Moskau als Epizentrum für den Eisernen Vorhang zementiert. Andererseits bricht er diesen zuweilen bleiernen Stil durch jene Elemente auf, die den Gaming-Klassiker durch einen thematisch passenden Pixel-Look referenzieren. Darunter fällt etwa die Präsentation der verschiedenen Akteure, was das Verständnis ihrer Rolle in diesem von Intrigen geprägten Spiel immens erleichtert. Selbiges gilt für die Vorstellung der einzelnen Handlungsorte.

Abseits dieser inszenatorischen Kniffe werden für Tetris aber kaum andere interessante Kameraperspektiven bedient. In diesem Zusammenhang haben wir es mit durchweg routiniertem, aber nicht sonderlich innovativem Filmhandwerk zu tun. Bei alledem darf natürlich auch die ikonische Melodie aus dem weltberühmten Klötzchenspiel nicht fehlen. Diese wird über den Handlungsverlauf mehr als nur einmal variiert, wodurch konträre Stimmungen zum Ausdruck gelangen.

Ist man einigermaßen mit den realen Umständen der Geschichte vertraut, fällt unweigerlich ins Auge, dass man sich bei der Umsetzung der schwierigen Thematik durchaus viele Freiheiten genommen hat. Das Publikum soll schließlich mit spritzigen Dialogen bei der Stange gehalten werden und so geht Taron Egerton in Gestalt des geschwätzigen Henk Rogers den Weg, allerlei Anspielungen auf bekannte Videospielhelden bei seinen geschäftlichen Besprechungen einzubinden.

Verwundert hat uns dabei etwa eine Szene, bei der ein überaus populäres Spielgerät in der heute bekannten Pracht und nicht etwa als unfertiger Prototyp in einem Techniklabor erstrahlt. Vielleicht mag der Eindruck dazu trügen, doch ebenso merkwürdig erschien es im Nachgang, dass das spaßige Programm in Windeseile auf dem Gerät lauffähig gemacht wurde. Vollblut-Nerds könnten sich wohl daran stören, was besonders deshalb ärgerlich ist, da der Unterhaltungsfilm in erster Linie für genau diese Zielgruppe wie gemacht scheint.

Während uns die Darstellung der Geschäftsmänner aus der vermeintlich freien Welt weitestgehend gefiel, können wir das im Gegenzug nicht im gleichen Maße von den sowjetischen Aggressoren behaupten, denn diese kommen zu roh daher und erinnern eher an alte Bond-Bösewichte als an echte Menschen. Wo das westliche Vater-Sohn-Gespann um Robert und Kevin Maxwell (verkörpert von Roger Allam und Anthony Boyle) für ein paar witzige Konfrontationen gut ist, haftet dem KGB-Offizier Valentin Trifonov (Igor Grabuzov) stets eine Aura an, die in groben Zügen an das spitzfindige Verhalten des SS-Sturmbannführers Dieter Hellstrom (August Diehl) aus Tarantinos Inglourious Basterds angelehnt scheint.

Da diese Performance aber über eine merklich angezogene Handbremse eingebunden wird, vermag Tetris keine wirklich bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen. Dieser Eindruck rührt hauptsächlich daher, dass der starrsinnige sowjetische Apparat über den Handlungsverlauf mehr als nur einmal der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Zwar passen diese Spitzen durchaus zum aktuellen weltpolitischen Klima, allerdings ist es geschmacklich durchaus streitbar, ob man die typischen Klischees von Staatsmitarbeiter:innen in zwielichtigen Kulissen bedient sehen möchte. Auf den Autoren dieser Rezension wirkte das dann doch ein wenig zu unbeholfen.

Toll sind hingegen jene spärlich gesäten Momente, in denen Moskaus wildere Seite in Form der gutbürgerlichen und desillusionierten Bevölkerung zur Geltung gelangt. Das ist wiederum ein besonderer Verdienst der teils angespannten und teils herzlichen Dynamik von Egerton und Nikita Efremov, der seinerseits das berüchtigte Genie hinter dem süchtig machenden Spielerlebnis repräsentiert.

Bei aller Fairness könnte man aber auch zum Schluss gelangen, dass genau diese Herangehensweise der richtige Ansatz war, um die komplexen Begebenheiten in ein filmisches Korsett zu zwängen. Schließlich geht es um ein Videospiel und da möchte man eher weniger mit bedeutungsschweren Fragen zu systemimmanenten Schieflagen aufwarten.

Die skurrile Geschichte, die untrennbar mit den politischen Grabenkämpfen der damaligen Zeit verbunden ist, hätte ansonsten deutlich mehr Screen Time gebraucht und das wäre dann womöglich zu ermüdend ausgefallen. Durch die gewählten Erzählstrategien vermag es der Tetris-Film für knappe zwei Stunden auf kurzweilige Weise zu unterhalten.

Für das Fazit zu Tetris lässt sich deshalb resümieren, dass die für Apple produzierte Erfolgsgeschichte etwas zu grob mit Hammer und Meißel bearbeitet wurde, sie aber das Herz am rechten Fleck trägt. Mit einer noch zielstrebigeren Reihung der einzelnen Bestandteile wäre durchaus das Potenzial für einen echten Geheimtipp vorhanden gewesen.

Wiederschauwert: 25 %

Tetris Bewertung
Bewertung des Films
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TiiN : : Goldkerlchen 2019
01.04.2023 19:22 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.024 | Reviews: 173 | Hüte: 607

Auf diesen Film hatte ich durch die Trailer ja ziemlich bock gehabt. Insbesondere weil ich mich recht viel mit der Nintendohistorie beschäftigt habe.

Ich kann euch weitestgehend zustimmen. Der Film ist vollkommen in Ordnung und man kann ihn sich anschauen. Aber er strahlt nun leider nicht wirklich etwas besonderes aus, dass man denkt: Oha!?

Zudem waren mir einige Punkte im Film zu sehr ersponnen. Achtung - Spoiler

  • Laut Film scheint der Gameboy in Seattle entwickelt worden zu sein. Daran habe ich große Zweifel, insbesondere weil das Gerät zuerst in Japan erschien. Immerhin wurde der US-Erscheinungstermin mit Juni richtig genannt. 2 Monate vorher gings aber eben in Japan los.
  • Henk Rogers war von den Hardwarespezifikationen des Gameboys beeindruckt. Tatsächlich war der kleine Kerl damals in Sachen Prozessor sehr schwach und wurde kritisch betrachtet
  • Auch wenne Rogers Programmier ist so wird er nicht innerhalb von recht kurzer Zeit den Quellcode auf die Prozessorspezifikationen des Gameboy anpassen können. Lustigerweise hatte das Spiel anschließend den finalen Look.
  • Die Konsole auf welcher der Nintendo-Chef (sowie die Kinder von Rogers) Tetris spielten wirkte wie ein Nintendo Famicom. (weiße Konsole, Toploader, rote Kontroller) Das hatte mich irritiert weil es die NES Portierung dort noch nicht gab.

Die eigentliche Geschichte mit den Russen, den Geschäftsleuten & Co war dagegen solide. Kann man sich angucken und ist unterhaltsam.

Sicher deutlich besser als Weihnachtsjagd: Das Fest der Spiele aber ich hätte mir einen Film näher an der Materie gewünscht.


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