Bewertung: 4 / 5
Für mich als Buchleser ist es immer wieder ein schönes Gefühl, wenn gute Bücher toll und ansprechend für die Kinoleinwand oder den TV-Bildschirm adaptiert werden! In diesem Fall betrifft das "The Alienist" von Caleb Carr aus dem Jahr 1994, welches ich vor Jahren auf Empfehlung meiner Mutter gelesen habe. Erschaffen wurde die Serie u.A. von Cary Fukunaga ("True Detective", "Beasts of No Nation").
New York, 1896: Ein Serienmörder tötet und verstümmelt Jungen, die sich in Bordellen für ältere Männer als Frauen verkleiden und/oder dort frei ihren transsexuellen Neigungen nachgehen können. Der neue Commissioner und spätere US-Präsident Theodore Roosevelt möchte die Korruption in der NYPD bekämpfen, die weiterhin an alten Methodiken und Weltbildern festhält, und wird dabei mehr und mehr isoliert. Währenddessen formiert er um den atheistischen Psychologen Laszlo Kreizler (Daniel Brühl) ein progressives Team zur Ermittlung des Täters. Zur Seite stehen Kreizler dabei John Moore (Luke Evans), ein ehemaliger Studienkollege Kreizlers und Roosevelts und Illustrator der New York Times, Sara Howard (Dakota Fanning), erste weibliche Angestellte des NYPD und Sprachrohr zwischen Roosevelt und dem Team, sowie die beiden jüdischen Kriminalbeamten und Forensiker Marcus und Lucius Isaacson.
In Nebenrollen finden sich unter Anderem Ted Levine ("Das Schweigen der Lämmer") als ehemaliger und gealterter NYPD-Commissioner und Q’orianka Kilcher ("The New World") als Kreizlers Haushälterin.
Trailer zu The Alienist - Die Einkreisung
Kreizlers deduktive Psychoanalysen, die Suche nach Motiven, Hintergründen und Mustern sowie neuartige Methodiken wie die Sichtbarmachung und Nutzung von Fingerabdrücken fügen sich Ende des 19. Jahrhunderts zu einer revolutionären und erfolgsversprechenden Art der Mordaufklärung zusammen. Eingewoben in den Kriminalplot setzt sich "The Alienist" zudem mit Themen wie psychischen Krankheiten und Traumata, Pubertät und Masturbation, Transsexualität und Transphobie, Kindesmissbrauch und häuslicher Gewalt, Antisemitismus sowie der Gleichstellung von Mann und Frau auseinander und reflektiert diese Themen anhand des historischen Kontextes.
Abseits davon überzeugt "The Alienst" durch seine authentische Rekonstruktion des New Yorks der 1890er Jahre, die Szenenbildner und Kostümdesigner haben hier ganze Arbeit geleistet! Gedreht wurde übrigens in Ungarn, Budapest ist das neue, alte New York^^
Der Autor Paul Levine hat Laszlo Kreizler einmal als Mischung aus Sigmund Freud und Sherlock Holmes beschrieben, an Sherlock Holmes wird man sich aber nicht nur wegen des Hauptcharakters Laszlo Kreizler sondern auch wegen des Settings und der Atmosphäre erinnert fühlen. Ansonsten könnte man die Serie auch als eine historische Form von "True Detective" mit einem Schuss "Hannibal" bezeichnen, wer als Fan von Kriminalgeschichten filmisch bzw. seriell momentan auf dem Trockenen sitzt, dem kann ich "The Alienist" nur empfehlen!
P.S.: Daniel Brühl entwickelt sich nach und nach zu einem meiner deutschen Lieblingsschauspieler! Talentiert und darüberhinaus nicht nur im eigenen Land sondern auch in Übersee erfolgreich. Nach seiner Rolle als Niki Lauda in "Rush", den ich mir dieses Jahr zum ersten Mal ansah, liefert er hier erneut eine großartige Leistung ab!