Bewertung: 4 / 5
Denn The Grey - Unter Wölfen ist kein Actionreißer, in dem die Wölfe alle paar Minuten eine Hetze veranstalten und die Männer auf alle erdenklichste Art um einen Kopf kürzer machen. Der Film hat Tempo, gepaart mit Stille, in der man diese Ausgestoßenen, die kaum ein intaktes Familien-, denn Seelenleben haben können, bedauert. Die Wölfe sind nur selten zu sehen, aber immer präsent, und dahingehend ist es bewundernswert, welches Durchhaltevermögen diese Menschen an den Tag legen können. Hinzu kommt ein wirklich stimmiger, emotionaler Soundtrack, welcher von dem Deutschen Marc Streitenfeld kreiert wurde, der schon bei Königreich der Himmel und The Last Samurai seine Finger im Spiel hatte.
Was man The Grey - Unter Wölfen vorwerfen kann, ist die Animation der Wölfe. Diese wirken teilweise doch sehr künstlich, übersteigert riesig und aggressiv. Andererseits waren wir noch nie in Alaska und wissen nicht, wie sich ausgewachsene Wölfe verhalten, wenn sie Blut geleckt haben. Nicht Hunger und Kälte sind der wahre Feind, sondern der große schwarze Alphawolf, der so gerissen scheint. Auch könnte man The Grey vorwerfen, dass nicht nur manchmal erahnt wird, was als Nächstes passiert. Dennoch haben es die Macher hinbekommen, dass man die 117 Minuten mitfiebert und selbst dem nervigsten Typen sicherlich nicht wünscht, als zerfleischter Matsch im Schnee zu enden. Es ist immer grausam, wie schnell das Leben von einer Sekunde auf die andere enden kann - und das bringt The Grey - Unter Wölfen einem nahe. Inwiefern das Ende überrascht oder auch nicht, sollte jeder für sich entscheiden. Auf jeden Fall hielt sich Hollywood hier mal dezent zurück und auch die über den ganzen Film zum Tragen kommende Wackelkamera versprüht tatsächlich ein realistisches Feeling und ist nicht aufdringlich.
Wir haben uns von The Grey - Unter Wölfen jedenfalls wunderbar unterhalten gefühlt und auch wenn es stets unheimlich anmutet, aus purer Unterhaltungssucht Menschen beim Sterben zuzusehen - das ist Kino, und wenn es dich dabei noch emotional berührt, könnte es nicht besser sein. The Grey ist sicherlich nicht perfekt, aber es wurde vieles richtig gemacht. Wir vergeben 4 von 5 Hüten.
(DV)