Bewertung: 3.5 / 5
In den letzten Tagen war zu hören, dass die US-amerikanischen Kritiker den Agententhriller von dem deutschen Regisseur mit dem unaussprechlichen Namen, Florian Henckel von Donnersmarck, regelrecht verrissen haben. Das einzig Gute an dem Film seien die schönen Aufnahmen von Venedig. Doch stimmt das so? Entwickeln Angelina Jolie und Johnny Depp so wirklich keine Chemie miteinander? Wir haben uns The Tourist im englischen Original angesehen und hier ist unsere Kritik zum Film.
Wir treffen in Paris auf die schöne Elise (Jolie), die observiert wird. Ihr wird ein geheimnisvoller Brief zugestellt und Elise macht sich daraufhin auf, den nächsten Zug nach Venedig zu erreichen. Im Zug trifft sie auf den unscheinbaren Frank (Depp), an dem sie sehr zu seiner Verwunderung Interesse zeigt. In Venedig angekommen, trennen sich ihre Wege kurz, doch plötzlich lädt Elise Frank in ihr Hotel ein. Die beiden verbringen eine gemeinsame Nacht, doch so berauschend die letzten Stunden für Frank waren, so hektisch wird der Morgen danach. Urplötzlich findet sich der unbescholtene US-Bürger, der auf einer kurzweiligen Europareise doch nur eine verflossene Liebe vergessen wollte, in einem regelrechten Agentenkrimi wieder und muss feststellen, dass nicht wenige Personen nach seinem Leben trachten. Doch was hat die faszinierende Elise mit der ganzen Sache zu tun, in die er sich auch noch Hals über Kopf verguckt hat?
Trailer zu The Tourist
The Tourist erinnert an Knight and Day, denn genau wie in dem Agentenmärchen von 20th Century Fox benutzt eine geheimnisvolle Person eine 0815-Bekanntschaft, um eine Sache voranzutreiben. Mit Angelina Jolie und Johnny Depp ist der Thriller, der eher eine Komödie ist, prominent besetzt und lebt auch von den Nebendarstellern. Namen wie Paul Bettany, Timothy Dalton oder Rufus Sewell runden den Cast ab, wobei auch Ralf Möller in einem Kurzauftritt das tut, was er am besten kann. Jolie spielt mit einer unglaublichen Lockerheit die Dame von Welt, die im Gegensatz zu Depps Charakter überirdisch professionell, elegant und gewandt auftritt. Selten wurde der Auftritt einer Frau in einem Film derart zelebriert...die Augenpaare, die Jolie verfolgen, sind unzählbar. Daneben verhält sich Depp auffällig normal, fast plump, so wie 90% der Bevölkerung auch tatsächlich wären in diesen Situationen. Jolie zu bewundern hängt auch nicht davon ab, ob man sie nun hübsch findet oder nicht - die Rolle der Elise spielt sie mit einer derartigen Sicherheit, die man sich eben oft auch im eigenen Leben wünscht. Natürlich würden so eine Frau und so ein Mann im wahren Leben nur zusammenkommen, wenn er Geld hat, doch das spielt in diesem Zuckerwattefilm keine Rolle. Speziell die Hotelnacht in Venedig verläuft dann auch so, wie es im normalen Leben wohl eher laufen würde, aber wir möchten euch nicht den Spaß verderben und konkreter werden. Beim Zusehen kommt man auch unweigerlich auch auf den Gedanken, entweder ist Depp schlecht gealtert oder aber - was naheliegt - er hat sich für die Rolle ein paar Pfunde angefuttert. Sein Gesicht wirkt nicht erst durch die Frisur aufgedunsen. Mag auch sein, dass Lebensgefährtin Vanessa Paradis ihn bat, so unvorteilhaft wie möglich gegen Vamp Jolie aufzutreten - eine Annahme, die so manche Medien im Vorfeld mehr interessierte als der tatsächliche Film.
Kurzum, das Zusammenspiel der Hauptdarsteller funktioniert, aber Jolie kann Depp in ihrer Rolle auch gar nicht wirklich an sich ranlassen. The Tourist wirkt wie ein lustiger James Bond, und auch wenn das Ende überrascht, ist es nicht wirklich bis ins Letzte gut inszeniert. Insgesamt ist die Story nichts Aufsehenerregendes, aber alles in allem gibt es von unserer Seite aus keine tatsächlichen Kritikpunkte. Der Film ist ein modernes Märchen und die Aufnahmen von Venedig laden zu einem Urlaub ein. The Tourist schafft es, sich mitunter zu wünschen, selbst ein Teil dieser eleganten Parallelgesellschaft zu sein, deren Tage nur aus spannenden Erlebnissen zu bestehen scheinen. Oder pompösen Ballnächten (sieht man vom Kugelhagel mal ab). Wir vergeben 7 von 10 Punkten für einen Film, der zwar nicht noch Tage später nachhängt, aber auch nicht wirklich schlecht ist. Aber das Plakat könnte spannender sein.