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The Whale

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The Whale Kritik

The Whale Kritik

The Whale Kritik
0 Kommentare - 01.05.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "The Whale" ist.
The Whale

Bewertung: 3.5 / 5

Vor vielen Jahren verließ der Literaturprofessor Charlie (Brendan Fraser) seine Familie, um mit einem Mann zusammenzuziehen. Kurze Zeit später stirbt der junge Mann und Charlie fällt in ein tiefes Loch, welches er mit Essen zu stopfen versucht. Dadurch entwickelt Charlie eine Essstörung und hat große Probleme, seinen Alltag bewältigen. Von zu Hause aus leitet er nun Kurse, lässt aber bewusst seine Kamera aus, weil er sich für sein Aussehen schämt. Eines Tages beschließt Charlie sich mit seiner siebzehnjährigen Tochter Ellie (Sadie Sink) in Verbindung zu setzten und setzt alles daran, die Zukunft dieser zu retten. Auch der Missionar Thomas (Ty Simpkins) besucht Charlie öfter, um ihn zu bekehren.

Darren Aronofsky ist kein Regisseur für Menschen, die es gerne einfach mögen und die sich mit den Abgründen der Menschheit, aber insbesondere auch der Kunst nicht befassen wollen. In den meisten seiner Filme zeigt er die völlige Zerstörung der Existenz, den Verlust der eigenen Existenz. Wer Belege dafür braucht, wird sie in Requiem for a Dream (2000), The Wrestler (2008) und Black Swan (2010). Dabei kann man sagen, daß sein The Whale im Prinzip ein typischer Aronosky ist, weil die angesprochenen Themen, sich doch sehr gleichen. Da geht es eben um den Kontrollverlust, da geht es auch um die Beziehung zu Gott, der die Nicht-Beziehung zu Gott und da geht vor allem auf einer Meta-Ebene um ein Comeback, welches ebenso kein Neuland für Aronofsky ist. In seinem Schaffen kann man also sagen, stellt The Whale sicherlich keine Ausnahme dar. Und gleichsam muss man sagen, daß die reine Geschichte, also das, was da passiert, vielleicht auch nicht so ausgeklügelt ist. Will es wohl auch gar nicht sein, denn Aronosky verlässt sich zu jedem Zeitpunkt eigentlich darauf, daß ein gewisses Unbehagen dadurch aufkommt, daß man diesen stark adipösen Mann dabei beobachtet, wie er sich durch seine Tage quält und das in möglichst unappetitlichen Bildern. Es ist ein einfacher Film, zumindest zum Verstehen und das verwundert, schuf Aronofsky doch auch unter anderem mit The Fountain (2006) einmal wesentlich komplexerer Werke, die ihresgleichen suchen. Doch das Alter scheint konservativ zu machen, sofern ein Film über einen Wal ähnlichen Mann überhaupt konservativ sein kann.

Trailer zu The Whale

Aronosfsky entzieht sich der Post-Moderne. Es ist eigentlich offenkundig, daß ein Problem vorherrscht. Die Figur des Charlie sagt das im Film. Sie habe jemanden verlorenen und dann gegessen und gegessen. Nun ja, das kann so stimmen. Auf der anderen Seite würde ich mich fragen, ob das als Erklärung für alles reicht. Möglich ist das. Wer einmal adipös war oder es immer noch ist, wird es wissen. Aber es ist auch gar nicht so sehr die Frage, welchen Grund es für die abnorme Fresssucht von Charlie gegeben hat. Die Wahrheit ist, sie findet eigentlich heute, gerade heute, in einer Zeit des ewigen Vergleichs durch soziale Medien und dem Selbstoptimieren in Form von Work-Life-Balance-Akten eine Relevanz. Denn Aronofsky will auf etwas hinaus. Übergewicht ist ja auch kein kleines Problem. Nein, das Wortspiel war unbeabsichtigt. In Deutschland zum Beispiel ist so in etwa jeder zweite Mensch übergewichtig und fast ein Fünftel krankt an Adipositas. Wir sprechen hier also nicht von einem kleinen Problem, sondern von einem großen. Und dahingehend weist The Whale immer wieder auf die Wertung von Außenstehenden in Bezug auf Adipositas und Übergewicht hin. Ich bin mir persönlich nicht sicher, ob der Irrglaube, man esse einfach zu viel und sei deswegen übergewichtig, in den Köpfen der meisten noch vorherrscht. Aber in Sachen gesellschaftlicher Sensibilisierung bekomme ich so manches einfach auch nicht mit. Insofern mag es stimmen, daß Menschen eben immer noch so über Übergewichtige denken.

Doch ist The Whale nicht nur ein Film über das Übergewicht, oder schwere Lethargie, beziehungsweise Depressionen durch einen Verlust. Es geht noch viel weiter und Aronofsky holt zu einem kleinen, gesellschaftlichen Rundumschlag aus. Das mag gerade im Hinblick auf das Kernthema hin und wieder plakativ wirken, doch im Prinzip sind andere Dinge da ebenso entscheidend. Ein weiteres Thema ist die soziale Ausgrenzung. Die eigens gewollte und Mobbing. Gerade die Tochter von Charlie erlebt solch traumatischen Ereignisse, die wiederum ebenso wenig in das tolle Bild der sozialen Medien passen. Mobbing im Internet, aber auch Mobbing im Allgemeinen sind unglaublich brutal, insofern legt der Regisseur immer noch eine Schippe drauf, wenn er sich dem annähert und da auch kein Pardon in Sachen „Reiß dich doch einfach mal zusammen“ kennt. Und man muss es an der Stelle wirklich mal sagen, weil in der Rezeption über diesen Film auch immer wieder fast ausschließlich über Brendan Fraser geredet wird – was auch verdient ist, denn er ist atemberaubend – vergisst man viel zu leicht, wie brillant dieser Cast eigentlich ist. Ich persönlich habe schon lange nicht mehr einen so gut besetzten und von vorne bis hinten funktionierenden Cast erlebt. Die grandiose Sadie Sink, die zwar auch wieder diese Hollywood typischen Daddy Issues verkörpert, die freundliche und irgendwie verzweifelte Hong Chau als Liz, die sich um ihren Freund sorgt, obwohl sie bereits einen Job hat, der sie Tag und Nacht fordert. Der Missionar Thomas, gespielt von Ty Simpkins, der ebenso im Gedächtnis bleibt. Die überforderte Ex-Frau und Mutter Mary und der Lieferant Dan, der immer wieder Gespräche mit Charlie über die Tür und Angel führt. Sie bleiben alle im Gedächtnis.

Und gerade an der Figur Thomas wird The Whale nochmals interessant, gerade auch für Darren Aronosky selbst. Wer sich mit seinen letzten Werken Noah (2014) und Mother! (2017) befasst hat, wird einen starken Hang zum Christentum finden. Man könnte sogar meinen, daß Aronosky hier selbst Glaubensbekenntnisse verbreiten möchte. Doch nun, Jahre später in The Whale scheint es da einen Wandel zu geben. Der Missionar Thomas möchte ihn immer wieder an Gott und irgend so eine Sekte heranführen. Doch Charlie lehnt dankend ab. Er ist auch recht offen, führt sogar den ein oder anderen Diskurs mit Thomas und möchte ihm deutlich machen, daß auch er vielleicht seine eigenen Probleme überwinden muss. Und diese Diskussionskultur, die ja auch in vielen Kreisen bereits durch klassische Polemik ersetzt wurde, ist bemerkenswert, weil sie so reif und ungewöhnlich für die heutige Zeit wirkt.

Es ist klassisches Schauspielerkino, daß Aronofsky da inszeniert. Sein The Whale ist nicht weltbewegend, er spricht zwar Themen an, die grauenhaft und ungewöhnlich wirken, aber es funktioniert fast ausschließlich über das Spiel des brillanten Casts.

The Whale Bewertung
Bewertung des Films
710

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