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Todeszug nach Yuma

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Todeszug nach Yuma Kritik

Todeszug nach Yuma Kritik

Todeszug nach Yuma Kritik
0 Kommentare - 26.01.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Todeszug nach Yuma" ist.

Bewertung: 4 / 5

Zusammen mit seiner Frau Alice (Gretchen Mol) und seinen beiden Söhnen William (Logan Lerman) und Mark (Benjamin Petry) lebt der Farmer Dan Evans (Christian Bale) in einem Dorf an der Grenze zu Mexiko. Im Bürgerkrieg verlor er ein Bein und schafft es nun gerade so über die Runden zu kommen. Als Dan und William eines Tages Zeuge eines Überfalls werden, lernen sie den räuberischen Ben Wade (Russell Crowe) kennen. Kurz darauf wird Wade von dem Kopfgeldjäger Byxron McElroy (Peter Fonda) gefasst und soll für seine Verbrechen nach Contention gebracht werden. Dabei eröffnet sich für Evans die Chance, wieder Geld zu machen und so schließt er sich dem Gefangenentransport an...

Nach einem fulminanten Beginn, der zu intensiven Momenten führt, die die Charaktere an ihre körperliche Belastungsgrenze transportieren, entwickelt der Film hin und wieder Momente, deren Stattfinden man einfach erahnen muss. Das darf natürlich nicht falsch verstanden werden und so ist es auch nicht der Umstand, daß der Film einen bestimmten Anfang nimmt, eine bestimmte Mitte und ein bestimmtes Ende. Wer sich tatsächlich da eine Überraschung erhofft, der ist vielleicht im Western einfach falsch. Und dennoch baut dieser Film immer wieder Figuren ein, deren letztliches Schicksal keineswegs überrascht. So gibt es Charaktere, deren Verhalten einfach nur sadistisch und gesellschaftlich falsch konnotiert ist. Daraus resultiert letzten Endes dann eine Wendung, die aber keineswegs so überraschend oder schockierend daherkommt, wie es der Film seinem Zuschauer glauben machen möchte. Üblicherweise werden da Genreklischees einfach bedient. Auch die gesamte Attitüde der meisten Figuren ist eben Genrekonform und tatsächlich fühlt sich das in gewissen Momenten zum Finale hin auch so an, als habe man hier Charaktere auch nur so in Szene gesetzt, um die Spannung noch ein wenig aufrechtzuerhalten. Doch so ganz will das einfach nicht gelingen.

Ferner tut das dem Können des Films aber auch keinen allzu großen Abbruch. Und das liegt daran, daß Mangold sich auf das fokussiert, was wirklich wichtig ist. Hier sieht man keine strahlenden Helden, wenngleich das gesamte Werk auch ein wenig an Rio Bravo (1959) erinnert. Und dennoch befasst sich der Film über weite Strecken mit hochkomplexen Figuren. Ein Sadist, der mordet, um zu morden. Ein Gangsterboss, der ein unglaubliches Charisma versprüht und sarkastisch und abgebrüht durch die Welt geschleift wird. Ein Farmer, der seine letzte Möglichkeit zum Erhalt in einer gefährlichen Mission sieht, oder auch ein Cowboy, auf der Seite der vermeintlich Guten, der selber so ein wenig mit dem Gesetz hadert. Selbst das Klischee eines zum Vater aufschauenden, naiven Jungen wird im Drehbuch von Halsted Welles, Michael Brandt und Derek Haas mit dem nötigen Respekt versehen, sodass dieses Kind nicht wie das fünfte Rad am Wagen daherkommt. Wenn man einen Film also als reines Produkt betrachtet, dann bietet Todeszug nach Yuma überdies auch noch ein beinahe brillantes Pacing, weil der Film aber auch immer in Bewegung ist. Expositionen finden niemals statisch statt, sondern werden im Zuge einer Reise beigesteuert. Auch musikalisch ist dieses Werk zwischen sanften und hektischen Klängen großartig abgemischt. Dabei fängt der Film zudem konsequent Actionsequenzen ein, die einen gewissen Thrill zu sich haben. Es fliegen Dinge durch die Luft und auch in Sachen Gewalt über- oder unterstilisiert der Film nicht, sodass das Werk auch als reiner Actionfilm absolut überzeugend ist.

Doch das Handwerk und auch die Geschichte sind nicht das, was den Film wirklich von vielen Western abhebt. Der Film ist brillant darin, Menschen zu erklären. Gleich zu Beginn lernt der Zuschauer einen gealterten Verbrecher kennen, der den Eindruck vermittelt, völlig analytisch auf die Welt zu blicken. Da verzieht sich keine Miene im Gesicht und auch das Leben als Räuber scheint kaum noch etwas zu bieten. Dann wiederum taucht der Film weiter in diese Figur ab und der Zuschauer lernt einen sehr abgeklärten und erfahrenen Mann kennen, der einem gewissen Ehrenkodex folgt. Das mag man als Hollywoodnostalgie abtun, ist aber eigentlich nur die pure Ambivalenz, sodass der Zuschauer im Film immer wieder an den Punkt gelangt, wo er eigentlich mit dem vermeintlichen Schurken mehr sympathisiert, als mit den vermeintlichen Guten. Ein Grund, warum diese Figur so gut funktioniert ist, daß sie sich in ihrem Gegenüber spiegelt. Immer wieder trifft diese Gruppe von Menschen, die Ben Wade transportiert, auf Menschen, die keinerlei Ehrgefühl mehr haben. Da geht es dann um das eigene Leben und nur dieser eine Farmer versucht noch das Richtige zu tun, wenngleich natürlich Moral auch immer eine Betrachterfrage bleibt. Doch Mangold ist großartig darin, diese Ambivalenzen hervorzuheben, weil er seinen Figuren immer Raum gibt, sich miteinander zu unterhalten. Gleichsam liegt ein Großteil der Raffinesse auch an Russell Crowe, dessen charmantes Spiel und seine Artikulation immer etwas Zurückhaltendes haben, obwohl es um das eigene Leben geht. Der Charakter ist faszinierend, weil er die Gewissheit hat und vermittelt, daß erst das Ziel seiner Reise wirklich bedeutend ist. Natürlich tut der Film auch gut daran, eine systemische Auseinandersetzung zu wagen.

So ließe sich der Film natürlich als Allegorie auf den Umgang mit Veteranen und gleichsam die Bedeutung von Lügen verstehen. Anhand von Christian Bales Dan Evans berichtet der Film von dem Umgang und der Perspektivlosigkeit von Menschen, die viele traumatische Dinge erlebt haben und dennoch vom Staat nicht gefördert werden. Der Charakter entscheidet sich an einer gefährlichen Reise teilzunehmen und zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum einen, die finanzielle Rettung zu erhalten und gleichsam auch seiner Familie zu beweisen, daß er doch kein Versager ist. Gerade dadurch, daß der Charakter so abhängig von einem gefährlichen Auftrag ist, um sich und seine Liebsten in eine längere Unabhängigkeit zu tragen, zeigt der Film auf, daß natürlich die Verteilung von Gütern, wie auch dem Ansehen innerhalb des Wilden Westens nicht gerade rund läuft. Das führt sogar so weit, daß der Mensch hier das Leben in der vermeintlichen Zivilisation nicht mehr ertragen und dann in den Irrsinn und die Gefahr flüchtet. Und dennoch lässt sich dieser Umstand auch eins zu eins auf unsere heutige Zeit übertragen, besser gesagt noch auf das Amerika des 21. Jahrhunderts. Da werden soziale Unterschichtler gezwungen in Kriege zu ziehen, weil sie eben keine Möglichkeit haben irgendwelche Universitäten oder gar ein Leben zu bezahlen. Klar mag das dann auch nicht mehr sein als bloße Politik, weil natürlich auf der anderen Seite die Figur auch keinerlei Entwicklung erfährt. Auf der anderen Seite stehen diese Dinge über der Figur und sie machen deutlich, daß es eben große Probleme innerhalb einer Gesellschaft gibt. Es ist pure Ideologie, die hier betrieben wird. Doch damit sollte man eigentlich kein Problem haben.

Zudem berichtet der Film von Männern, die einen Verlust der Kontrolle erleiden. Man könnte natürlich argumentativ in der Geschlechtsdebatte wühlen und dabei wildeste Aussagen über die Rollenmodelle der Männer hier führen. Doch so vermeintlich analytisch muss man gar nicht vorgehen. Hier werden ganz klar zwei Seiten gegenübergestellt, die sich immer näher kommen. Sie sprechen und tauschen Weltanschauungen aus und es ist klar, daß vor allem ein Kontrollverlust der Männer hier im Vordergrund steht. Für Wade bedeutet dieser die Gefangennahme, aber auch die Kontrolle über die eigenen Leute um Charlie Prince und seinen Ehrenkodex. Für Evans ist dieser ausgedrückt in Form des Beines, aber auch ganz klar durch das Erscheinen seines Sohnes und die Übermacht, der er sich gegenübersieht. Dann zeigt der Film natürlich bedingt durch unterschiedliche Sozialisationen unterschiedliche Bewältigungsstrategien. Und das ist insofern spannend, als daß auch Männer eben einem gesellschaftlichen Sexismus unterliegen, nach welchen es ihnen nicht gestattet ist zu scheitern.

Viele Western erzählen mal mehr, mal weniger die gleiche romantische Geschichte von Ehre und Revolverhelden. Todeszug nach Yuma mag dahingehend also nicht sonderlich originell sein. Doch der Fokus liegt hier nicht auf zweckdienlichen Schießereien, sondern auf zwischenmenschlichen Beziehungen und Ideologien. Und das ist großartig, weil es fordernd ist, sich mit Ambivalenzen zu beschäftigen. Dadurch vergeht auch die Zeit recht schnell und der Film wird ganz selten langweilig.

Todeszug nach Yuma Bewertung
Bewertung des Films
810

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