Bewertung: 4 / 5
Mit Amazons Tom Clancy’s Jack Ryan schaffen die Serienschöpfer eine Sache, die auch dem letzten Film Jack Ryan - Shadow Recruit nicht gelang: Titelheld Jack Ryan in die Gegenwart zu holen. Krankte der Film noch daran, wie Tom Clancys Original im Kalten Krieg verortet zu bleiben, steigt die Serien-Figur in die hochaktuellen Bedrohungen der Post-Moderne ein. Das, wie auch hervorragende Darsteller, eine gut ausgeklügelte Story und eine spannende wie auch visuell hochwertige Inszenierung hätte Amazon einen brillanten Hit einbringen können. Doch inhaltlich krankt die Story an einem Manko, das nicht jeden stören wird, uns aber schon...
Auch in Tom Clancy’s Jack Ryan lernen wir Jack Ryan (John Krasinski) als CIA-Analyst kennen, der sich erst einen Ruf erarbeiten muss - und dabei gegen einen Boss ankämpfen muss, der seinen bereits verloren hat. Als Jack ein Muster in der terroristischen Kommunikation entdeckt, das in seinen Augen eine große drohende Gefahr voraussagt, hält sein Boss ihn zuerst für übereifrig. Doch schnell stellt sich heraus, dass Jack den richtigen Riecher hatte und eine neue Art des Terrorismus eine Zerstörung globalen Ausmaßes heraufbeschwören könnte...
Trailer zu Tom Clancy’s Jack Ryan
Tom Clancy’s Jack Ryan Review
Wir können Amazon für die Besetzung von John Krasinski als Jack Ryan in seinen Anfängen nur loben. Er passt wunderbar in diese Rolle, und auch der weitere Cast von Tom Clancy’s Jack Ryan ist bestens besetzt. Spannung, Drama, coole Action, die authentisch wirkt, und ja, endlich ist der Russe nicht mehr der Feind des aufstrebenden Analysten turned CIA-Agenten. Auf den ersten Blick scheint Amazon alles richtig gemacht zu haben, und wer sich nicht groß mit islamistischem Extremismus oder dem Islam beschäftigt, wird sich bestens unterhalten fühlen und die erste Staffel am liebsten ohne Pause durchsuchten.
Wer Tom Clancy’s Jack Ryan allerdings vielleicht mit einem syrischen Freund zusammen guckt, wird ein ähnliches Manko entdecken wie es wohl wäre, wenn man die Kalter Krieg-Filme mit einem russischen Freund schauen würde. Man darf nicht vergessen, es ist eine US-Produktion, und das wirkt sich natürlich auch auf das gezeichnete Feindbild aus. Noch dazu geht es hier nicht nur um eine Nation, sondern auch um die Darstellung einer Religion. So sehr man sich auch bemüht, den Feind menschlich, seine Motive nachvollziehbar, und Muslime allgemein mit verschiedenen Facetten darzustellen, einen arabisch-muslimischen Zuschauer wird das nicht versöhnen. Zumal gerade der bedeutsame letzte Schritt der Radikalisierung mehr erwähnt denn nachvollziehbar gezeigt wird, und unnötig Vorurteile schürt. Da hätte man lieber beim simpleren Rachethema bleiben sollen.
Tom Clancy’s Jack Ryan arbeitet zudem mit reichlich Untertiteln der arabisch gesprochenen Parts, die ein arabisch sprechender Zuschauer aber natürlich im Original versteht. Warum zum Beispiel aus einem mutigen Tiger ein mutiger Ninja werden muss, erschließt sich nicht recht. Aber die Synchro ist nicht das wirkliche Problem, sondern das Authentizitätsmanko in Zeiten, in denen man sich nun wirklich als Drehbuchautor etwas besser informieren kann, wenn man sich Syrien und den Libanon als Spielort und als Bedrohung Terrorismus aussucht. Das bedrohliche Endszenario, das man sich zudem grob bei Mission: Impossible - Fallout abgeguckt zu haben scheint, kann Muslime nur verärgern.
Dennoch, in vielen Details wirkt Tom Clancy’s Jack Ryan authentisch und die Charakterentwicklung des Titelhelden gelungen, von einer Actionserie darf man bezüglich Inhalt und Story sicher auch nicht zu viel erwarten. Wir fassen es mit der Wertung eines Syrers zusammen: Spannung, Action, Drama top, Authentizität 3 von 10 Punkten. Sehenswert ist Amazons Neuling auf jeden Fall und sicher auch ein guter Anstoß, über Nahostkonflikte allgemein, Syrien im Speziellen, sowie über Religion missbrauchenden Terrrorismus ins Gespräch zu kommen. Wir wie auch unser syrischer Freund sind jedenfalls gespannt auf Staffel 2, die bekanntlich bereits bestellt ist.