Bewertung: 3.5 / 5
Nachdem ich gestern die Kritik von Moviejones gelesen habe, bekam ich doch spontan richtig Lust mir den Film anzusehen und ich habe es nicht bereut.
Tomb Raider hebt sich von anderen Videospielverfilmungen ab indem er sich besinnt auf das, was für eine filmisch erzählte Geschichte wichtig ist. Die emotionale Bindung zur Hauptfigur und die klare Zeichnung ihrer Motivation. Er nimmt sich viel Zeit für die Exposition und das kommt der Geschichte ungemein zu Gute.
Trailer zu Tomb Raider
So vergehen etwa 45 Minuten Filmzeit bis Lara in die Situation gerät, die Spieler des zu Grunde liegenden Spiels als Anfang dieses erkennen werden. In dieser Zeit haben wir uns ein Bild dieser jungen Frau machen können, die wir fortan auf das bislang größte Abenteuer ihres Lebens begleiten.
Die Handlung auf der Insel selbst ist angenehm gestrafft und auf die Kernpunkte reduziert, dadurch vermeidet der Film übertriebenen Fanservice und zu viele Wiederholungen des Immerselben. Ich selbst habe mit Lara in beiden Rebootspielen Stunden mit Pfeil und Bogen verbracht und es genossen, filmisch jedoch bin ich für die lediglich in kurzen Szenen abgehandelten Hauptbeschäftigungen der Spiele sehr dankbar, da der Reiz dieser Elemente eben darin besteht sie selbst auszuführen und nicht darin ihnen auf der Leinwand zuzuschauen.
Absolut positiv hervorzuheben ist die schauspielerische Darbietung und der körperliche Einsatz Vikanders. Sie scheint tatsächlich die perfekte Besetzung im Hinblilck auf die noch am Anfang ihrer Reise stehende Lara. Vikander schafft es ausgezeichnet Lara emotionale Tiefe und Verletzlichkeit zu verleihen, hat sich aber gleichzeitig eine derart stählerne Physis zugelegt, dass man ihr auch überwiegend abkauft, den Höllenritt auf Yamatai überleben zu können.
Die Vater-Tochter-Thematik ist mir um mindestens eine Szene zu weit ausgelotet, aber das ist kein großer Beinbruch. Schauspielerisch sehe ich in Dominic West allerdings leider immer James McNulty, was aber nicht unbedingt an ihm selbst, sondern an meinen Sehgewohnheiten liegt.
Negativ muss ich leider anmerken, dass ich eine der Kernthematiken des Abenteuergenres ausgerechnet bei dieser ikonischen Figur nicht gut genug ausgearbeitet finde. Die eigentlichen Erkundungspassagen im Innern des Berges sind mir zu schlampig und beliebig umgesetzt. Sie zeigen meiner Meinung nach nicht ausreichend die Fähigkeiten in Kombinationsgabe und kultureller Empathie, die Lara eben auch ausmachen. Die "Schlucht der Seelen" empfinde ich sogar als etwas unfreiwillig komisch. Die Sets sind dabei wirklich wunderschön gestaltet, das Skript hat leider genau dort einen Hänger. Das verhindert aus meiner Sicht die Vergabe der vollen 4 Hüte.
Ich liebe Abenteuerfilme und Tomb Raider ist ein durchgehend unterhaltender Vertreter seiner Zunft, der aus meiner Sicht der Figur der Lara Croft und und dem Geist der Reboots gerecht wird. Mit etwas mehr Fokus auf die Bedrohlichkeit der Grabanlage hätte aus diesem Film ein echter Meilenstein in Bezug auf Videospielverfilmungen werden können.