
Bewertung: 0.5 / 5
Der Tatort ist in Deutschland eine Institution. Woche für Woche geben sich Ermittler in deutschen Großstädten die Klinke in die Hand und 7-10 Mio. Zuschauer schalten ein, wenn es darum geht, einen Mörder zu fassen. Mit Zunahme der Beliebtheit wurden die Macher aber auch experimenteller und bekannte Kinoschauspieler gaben sich ein Stelldichein. So darf u.a. Nora Tschirner seit einigen Jahren ermitteln und auch der bekannte, aber polarisierende Til Schweiger ermittelt im Tatort als mobile Ein-Mann-Armee.
Viermal war Schweiger schon als Nick Tschiller im Einsatz und hat teuer dafür bezahlt. Seine Frau kam auf tragische Weise ums Leben und noch immer haben er und seine Tochter Lenny (Luna Schweiger) mit den Folgen jenes schrecklichen Ereignisses zu kämpfen. Als diese ebenfalls ins Kreuzfeuer gerät, muss Tschiller einmal mehr zur Waffe greifen und mit alten Feinden zusammenarbeiten. Ein hochexplosiver Einsatz in Europa beginnt...
Trailer zu Tschiller - Off Duty
Tschiller - Off Duty Kritik
Never change a winning team und dieses Motto gilt auch für Tschiller - Off Duty, der wie die vier vorherigen Tatort-Verfilmungen von Schweiger unter der Regie von Christian Alvart umgesetzt wurde. Das höhere Budget macht sich bemerkbar, denn bereits im Trailer gab es viele für einen Tatort untypische Szenen zu sehen. Zwar versprechen die Macher, dass man den Film auch ohne Vorkenntnisse der bisherigen vier Filme schauen kann, im Kern ist Tschiller - Off Duty aber trotzdem eine direkte Fortsetzung und spielt auf Ereignisse aus den beiden Episoden Der große Schmerz und Fegefeuer an. Vorwissen ist also nie verkehrt.
Und nun? Gerne würden wir an dieser Stelle näher auf Details des Films eingehen, was uns und anderen Filmredakteuren aber nicht möglich ist. Hier greift Til Schweigers Politik, keine Pressevorführungen von seinen Filmen zu gestatten, den andere Redakteure offenbar das eine oder andere Mal zu derb kritisiert haben. Eine Haltung, die man menschlich nachvollziehen kann, aber ebenso anmaßend ist.
Auch wir sind der Meinung, dass bei den letzten beiden Schweiger-Tatorten die Dramaturgie suboptimal war, die Story teilweise stümperhaft und Luna Schweiger wirklich nicht schauspielern kann. Aber: Viele Redakteure haben schon vorher eine fertige Meinung im Kopf und verreißen nur um des Verrisses Willen. Nicht wenige bilden sich auf ihre Position viel ein, schon im Zuge, den nächsten geilen wortgewandten Satz zu Papier zu bringen, nur um das vorliegende Werk einem Felsen gleich an einer Bergwand zerschellen zu lassen. Dahingehend ist es verständlich, wenn Til Schweiger nicht möchte, dass seine Filme per se von Kritikern zerrissen werden.
Was ist bei Tschiller - Off Duty aber so anders, dass wir den Film ins Visier nehmen, ohne ihn gesehen zu haben?
Es ist die eine Sache, seine Philosophie durchzusetzen und Filmkritikern im Vorfeld so ihre Nahrung zu nehmen, das ist Schweigers gutes Recht. Es ist jedoch etwas anderes, wenn im Falle von Tschiller - Off Duty Gelder aus öffentlich-rechtlichen Töpfen zur Produktion herangezogen und die TV-Promotion im Vorfeld als Werbehilfe genutzt wird! Die genaue Finanzierung des Films ist nicht klar, aber von offizieller Seite wurde bestätigt, dass in Tschiller - Off Duty mindestens so viel öffentliches Geld steckt wie in jedem anderen Tatort auch.
Kurzum, wir alle zahlten schon einen Teil für den Kinoausflug von Nick Tschiller, aber viele Fragen bleiben offen. Wo landen die Gewinne? Wer sind die Profiteure, wenn mit Rundfunkbeiträgen eine Produktion querfinanziert und so das Risiko minimiert wird? Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren war bisher die Masche der Bankenlobby. Wir alle, die diesen Film mitfinanziert haben, kommen bei Interesse also noch einmal für den Umsatz auf und zahlen an der Kinokasse drauf. Niemand erwartet, den Film kostenlos zu zeigen, denn auch privates Geld wird in Tschiller - Off Duty stecken, ansonsten würden sich die Produktionswerte zu einem normalen Tatort nicht so unterscheiden. Auch die Kinos haben nicht unerhebliche Kosten. Aber es läuft etwas gehörig falsch, wenn hier der übliche Kartenpreis aus einem Reflex angesetzt wird. Die unvermeidliche Heimkinoauswertung wird folgen, natürlich ebenfalls zum Vollpreis.
Tschiller - Off Duty Fazit
Wir wissen es nicht, eventuell ist Tschiller - Off Duty überraschenderweise einer der besten Filme des Jahres. Aufgrund unserer deutlichen Ablehnung dieser indiskutablen Politik können wir jedoch nicht anders, als den Film derart zu bewerten. Es ist schlimm genug, auf welchem Niveau das öffentlich-rechtliche Programm seit Jahren stagniert, vor allem wenn man den Blick über den Tellerrand wirft. Wenn die Allgemeinheit nun aber auch noch den privaten Sektor quersubventioniert inklusive Starallüren, hilft einzig ein Boykott.
