Bewertung: 2.5 / 5
Anthony und Joe Russo holen sich als Produzenten und Drehbuchautoren mit Sam Hargrave einen Stuntkoordiantor und Second Unit Director (u.A. PotC, Marvel, DC, Panem, The Accountant, Atomic Blonde, Wolf Warrior 2) als Debut-Regisseur und lassen ihn einen Actionfilm mit Chris Hemsworth in der Hauptrolle drehen. Ein bangladeschischer Drogenlord hat den Sohn eines indischen Drogenlords entführt, welcher eine australische Söldnerorganisation anheuert, um den Sohn aus Dhaka zu befreien.
Entsprechend seiner vorherigen Arbeit versteht Sam Hargrave das Handwerk für gelunge Action, spannend und abwechslungsreich choreographiert, das Setting voll ausnutzend und sauber inszeniert, in der Mitte des Films baut er als visuelles Schmankerl zudem eine Plansequenz ein. Freilich orientiert sich Hargrave an populären Genrevorgängern aus dem letzten Jahrzehnt (The Raid, John Wick), diese nüchterne und rein auf das Körperliche fokussierte Ein-Mann-Action gefällt mir aber außerordentlich gut.
Trailer zu Tyler Rake - Extraction
Kurz vor dem Finale richtet "Extraction" den Blick auf für mich unnötige und oberflächliche Sentimentalitäten, die Chris Hemsworths Charakter Profil verleihen sollen, letztendlich aber nur den Actionfluss unterbrechen und die Spannung herausnehmen. Hemsworth selbst gerät in diesen ernsthaft-dramatischen Szenen des Weiteren an die Grenzen seines Schauspieltalents. Rückblickend betrachtet dient die Szene der inneren und zweisamen Einkehr als Ruhe vor dem Sturm, als Vorbereitung für ein weit schlimmeres Finale.
Entgegen seiner vorherigen Inszenierung gibt sich Hargrave nun von 0 auf 100 dem Pathos hin, im Selbstaufopferungsmodus verteidigt Hemsworth den Jungen vor den Henchmen des Dorgenlords und denkt dabei via Flashbacks an seinen eigenen Sohn, musikalisch steuert Zimmer-Zögling Henry Jackman dazu seine Version von "Time" bei. Vor dem Hintergrund einer untergehenden Sonne stirbt Hemsworth dann den Heldentod, fällt von der Brücke und wird im Tod mit seinem bereits verstorbenen Sohn wiedervereint. Aber stirbt er wirklich? In der Endeinstellung sieht man die Silhouette eines Mannes, der Chris Hemsworth zu sein scheint, ist er es tatsächlich oder handelt es sich da nur um eine Wunschvorstellung und/oder Sinnestäuschung des Jungen?
Als ich den Filmtitel "Extraction" las und die Handlung ihren Lauf nahm, kam mir ausschließlich scherzhaft der Gedanke, dass es sich hier um eine gegenteilige Version von "Inception" handelt. Jetzt, nach dem Film und speziell nach dem Finale und dem Ende, fühle ich mich dahingehend fast schon bestätigt. Um seinen Sohn wiederzusehen, muss Hemsworths Charakter keine Inception, sondern eine Extraction durchführen. Zudem wird ein stark an "Time" angelehntes Musikstück im Finale verwendet und für den Zuschauer gibt es dann auch noch eine Twist-Endeinstellung, bevor hart zum Abspann geschnitten wird.